Lara – Blu-ray Kritik: sehenswertes Drama

Corinna Harfouch spielt Lara
Corinna Harfouch spielt Lara © Studiocanal

Die Kritik:

Lara - Blu-ray Cover
Lara – Blu-ray Cover © Studiocanal

Lara Jenkins (Corinna Harfouch) will für ihren Sohn Viktor (Tom Schilling) nur das Beste. Er hat am Abend sein erstes selbstkomponiertes Klavierkonzert und seine Mutter hat dafür die restlichen Karten aufgekauft. Sie versucht nun die Karten loszuwerden, doch stößt dabei auf einige Aspekte in ihrem Leben, die sehr missglückt sind.

„Lara“ ist ein deutsches Drama und fokussiert sich ausschließlich auf die namensgebende Protagonistin. Vor allem anfangs ist nicht wirklich klar, in welche Richtung der Film gehen wird. Der Film startet mit einem missglückten Suizid von Lara. Sie bricht ihn nur ab, da es an der Tür klingelt. Szene für Szene erfährt der Zuschauer mehr Hintergrundinformationen wie Job, Freunde, Familie, aber auch einiges über ihre Probleme. Erst ab dem Aufkauf der Karten wird ihr eigentliches Motiv ein wenig klarer. Trotz der zusätzlichen Informationen könnte man niemals ein eindeutiges Charakterprofil erstellen. Lara bleibt den ganzen Film über ein Mysterium. Im Laufe der Handlung erfährt man dann auch, dass sie eigentlich gar keinen Kontakt zu ihrem Sohn mehr hat. Er wohnt mittlerweile bei seiner Oma, da er es bei seiner Mutter nicht mehr ausgehalten hat. Lara hat eine sehr anstrengende Persönlichkeit, sodass sie ihn mit ihrem Drang zum Perfektionismus verdrängt hat. Da der Film aber nur Laras Perspektive zeigt, kann man oftmals nicht einordnen, wie neue Informationen zu werten sind. Der einzige Aspekt, den man eindeutig weiß, ist das mit Lara was nicht stimmt. Sie ist zu sämtlichen Menschen einfach nur unhöflich und will möglichst keinen Kontakt. Des Weiteren stellt sie sich immer besser und wichtiger da. Es gibt Figuren, die sich trotzdem um ihre Gunst bemühen. Der Nachbar Herr Czerny (André Jung) bemüht sich sehr um ihre Aufmerksamkeit. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und mit seinem Sohn Sascha (Edin Hasanović) ist er heillos überfordert. Doch Lara lässt ihn ständig abblitzen und nutzt ihn aus.

Lara Jenkins (Corinna Harfouch)
Lara Jenkins (Corinna Harfouch) © Studiocanal

Obwohl man jetzt denken könnte, dass der Film keine schlüssige Hauptfigur hat, hat Lara eine unglaubliche Anziehungskraft. Man weiß natürlich sofort, dass mit ihr etwas nicht stimmt, doch vielleicht gerade deshalb wirkt sie unglaublich sympathisch. Sie ist bei weitem keine Identifikationsfigur, doch ein großartiger Protagonist. Aus ihrer Sicht ist das ganze Leben ihr Feind und sie muss sich mit Gemeinheiten zurecht schlagen. Diese Perspektive wird gerade durch ihre Verrücktheit extrem verständlich. Ab einem gewissen Zeitpunkt muss man einfach mit ihr mitleiden und so lassen sich auch einige Taten entschuldigen. In gewisser Weise bekommt der Film dadurch auch seine Spannung. Da sie versucht die Karten an Leute zu geben, die Viktors Arbeit wertschätzen, trifft sie Entscheidungen, die für sie persönlich eine große Bedeutung hat. Es kommt zu einigen Gesprächen, die zwar in einem normalen Kontext ein sehr verwerfliches Bild auf diese Figur werfen würden, aber aus Laras Perspektive sind die Argumentationen äußerst verständlich.

Lara Jenkins (Corinna Harfouch)
Lara Jenkins (Corinna Harfouch) © Studiocanal

Der Film zeigt eine wunderbare, aber auch teilweise erschreckende Korrelation zwischen Familie und Einsamkeit. Gepaart mit vielen künstlerischen Aspekten ergibt das eine tragische Tragweite. Diese Thematik kann allerdings nicht die ganze Laufzeit gehalten werden. Dazu verstrickt sich der Film leider gegen Ende in ein paar Ungereimtheiten, die nicht zu den vorherigen Prinzipien von Lara passen. Den ganzen Film über entwickelt sie sich eigentlich gar nicht, doch zum Ende passiert alles zu schnell und unbegründet.

Sieben Jahre sind nach dem umwerfenden Regiedebüt „Oh Boy“ von Jan Ole Gerster vergangen, bis er wieder einen Film auf die Leinwand gebracht hat. Ihm es wieder gelungen, denn er setzt auf sehr starke Protagonisten, in diesem Film gespielt von Corinna Harfouch („Der Untergang“/„Das Parfum“). Sie leistet eine wunderbare Arbeit und spielt ihre Rolle sehr sympathisch, obwohl die Motive der Figur eigentlich verwerflich sind. In den weiteren Rollen sind unter anderem Tom Schilling („Werk ohne Autor“/„Die Goldfische“), Volkmar Kleinert („Das Leben der Anderen“) und André Jung („Das Experiment“) zu finden und auch sie leisten tolle Arbeit.

Bild:

Das Bild bietet zwar keine visuellen Höhepunkte, doch es gibt auch nichts dran auszusetzen. Die Farben sind eher blass und in dunklen Szenen rauscht es ein wenig.

Ton:

Das Bild bietet zwar keine visuellen Höhepunkte, doch es gibt auch nichts dran auszusetzen. Die Farben sind eher blass und in dunklen Szenen rauscht es ein wenig.

Extras:

Auf der Blu-ray sind einige Featurettes, die mehr Hintergrundinformationen zu den Schauspielern, den Regisseur, die Geschichte und die Musik geben. Des Weiteren gibt es ein Making-of und Trailer.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 8/10
    Extras - 8/10
8/10

Kurzfassung

Äußerst sehenswert.

Fazit:

„Lara“ ist die namensgebende Figur des Films, welche zwar eigentlich einen sehr verwerflichen Charakter hat, im Film trotzdem sehr sympathisch erscheint. Da das Drama komplett aus ihrer Perspektive erzählt wurde, kann man im Laufe der Geschichte ihre Motive verstehen. Zum Ende hin entwickelt sie sich zwar in eine etwas inkonsequente Richtung, der Film bleibt dennoch äußerst sehenswert.


von René Fischell

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