La Haine – Hass (Special Edition) (4K-UHD) – Kritik

La Haine - Vincent Cassel
La Haine - Vincent Cassel © Koch Films

Die Kritik:

Auch nach 26 Jahren ist „La Haine“ noch immer aktuell. Ohne zu politisch werden zu wollen: Es ist sowohl erschreckend, als auch auf eine perfide Art und Weise interessant zu sehen, dass sich weit weniger geändert hat, als man meinen sollte.

La Haine - 4K UHD Packshot
La Haine – 4K UHD Packshot © Koch Films

Mathieu Kassovitz‘ („Die purpurnen Flüsse“) wohl bekanntester, sowie bester Film erschien 1995 und handelt von drei arbeitslosen, jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund, die nach harten Aufständen um das Leben eines Freundes bangen müssen. Wir begleiten Vinz (Vincent Cassel), Hubert (Hubert Kounde) und Said (Said Taghmaoui) 24 Stunden lang und erfahren so, wie ihr Tagesablauf in einer im übertragenen Sinne kaputten Welt aussieht. Und als Said dann noch die verloren gegangenen Waffe eines Polizisten findet, sehnt er sich nach Vergeltung für seinen Freund.

Trotz der verhältnismäßig kurzen Laufzeit von nur 99 Minuten, schafft es Kassovitz uns seine Figuren nahezubringen. Vielleicht ist der Grund dafür gerade die Tatsache, dass wir nie von ihnen weichen und dadurch viele Facetten der Protagonisten kennenlernen können. Von einer Situation stolpern sie in die nächste, wodurch sich die Charaktere Vinz, Hubert, Said und die Welt um sie herum entfalten kann. Von wirklich sympathischen Figuren kann man aber eigentlich gar nicht sprechen. Auch hier ist es eher eine Art perfide Faszination, die uns vor dem Bildschirm hält. Irgendwo kann man das Verhalten der jungen Erwachsenen verstehen – so hart und unangebracht es in manchen Fällen ist – und die Konstellation der Gruppe sorgt für eine Art universelle Identifikationsmöglichkeit.

La Haine - Die Jugendlichen
La Haine – Die Jugendlichen © Koch Films

Ein weiterer Grund dafür, dass wir stets am Ball bleiben, sind die drei Hauptdarsteller Hubert Kounde, Said Taghmaoui („John Wick: Kapitel 3“) und natürlich Vincent Cassel („Irreversible“). Besonders letzterer liefert eine gewohnt phänomenale Darbietung ab und kann sich mit Leichtigkeit vom Rest des wohlgemerkt ebenfalls toll aufspielenden Casts abheben. Zu jeder Zeit kauft man den drei Cassel, Kounde und Taghmaoui ihre Freundschaft voll und ganz ab, und zwar in all ihren Facetten. Dass die Figuren zudem die gleichen Namen wie ihre Darsteller tragen, trägt selbstverständlich in gewisser Weise zur Authentizität des Stoffes bei, ebenso wie einige Laiendarsteller*innen, welche glücklicherweise nie negativ auffällig werden. Hier hat Kassovitz wunderbare Arbeit bei der Regieanweisung geleistet.

Selbstverständlich wäre da dann noch die Kameraarbeit, welche ebenfalls schlichtweg fantastisch ist. Lange, kreative Einstellungen und viele intensive Close-Ups: Die Arbeit von Kameramann Pierre Aim spricht in jeder Szene Bände und der Schwarzweiß-Look sorgt für eine unangenehm triste Stimmung, welche die Zuschauerschaft immer wieder voll und ganz in den Bann zieht. Auch die Hip-Hop lastige, musikalische Untermalung passt wunderbar in den Film und ergänzt das Bild stets sehr gut.

Bild:

Das Bild der Blu-ray ist wunderbar und weist keinerlei Mängel auf.

Ton:

Der Ton ist stets klar und die auditive Untermalung des Films stets passend.

Extras:

Der Edition liegt eine ganze Menge Bonusmaterial bei, welches allerdings leider nicht für diese Kritik gesichtet werden konnte. Anhand der Angaben des Verleihs lässt sich allerdings von nicht weniger als einer nahezu perfekten Ausstattung reden. Booklet, Audiokommentare, Interviews und mehr – wunderbar.

Filmwertung
  • 9/10
    Film - 9/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 9.5/10
    Extras - 9.5/10
9/10

Kurzfassung

Ein beklemmendes Meisterwerk.

Fazit:

Aufgrund seiner unangenehmen Stimmung, der grandiosen Darsteller:innen und der außerordentlich guten audiovisuellen Elemente, lässt sich „La Haine“ definitiv nicht zu Unrecht in etlichen Film-Toplisten wiederfinden. Damals wie heute aktuell und schockierend, cineastisch meisterhaft und im großen Ganzen demnach nicht weniger als ein kleines Meisterwerk. Kassovitz und Co haben hier ihr Bestes gegeben und das spürt man in jeder Szene, jeder Einstellung und jeder gesprochenen Dialogzeile.


von Tim Gertz

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