Der Mauretanier – Blu-ray Kritik

Tahar Rahim in Der Mauretanier
Tahar Rahim in Der Mauretanier © Tobis Film

Die Kritik:

Gut 15 Jahre lang wurde Mohamedou Ould Slahi im Internierungslager Guantanamo Bay gefangen gehalten. Man verdächtigte ihn fälschlicherweise, Personen für die Anschläge auf das World Trade Center im Jahre 2001 rekrutiert zu haben.

Der Mauretanier: Blu-ray
Der Mauretanier: Blu-ray © LEONINE

Auf Grundlage des Bestsellers „Das Guantanamo-Tagebuch„, erzählt Kevin Macdonald („Der letzte König von Schottland“) in „Der Mauretanier“ die Geschichte von Slahi (Tahar Rahim), der Anwältin Nancy Hollander (Jodie Foster), welche sich dessen Fall annahm, und Lt. Stuart Couch (Benedict Cumberbatch), dem damaligen Leiter der Anklage gegen Slahis Person.

Erzählt wird das Ganze durch mehrere Handlungsstränge und Perspektiven. Einerseits wären da natürlich die Ermittlungen durch Nancy Hollander, sowie die Vorbereitung des Prozesses gegen Mohamedou Slahi. Dem gegenüber steht Slahis Leben nach 9/11, also größtenteils die Geschehnisse während seines Guantanamo-Aufenthalts. Zudem werden manche Momente aus seinem Leben vor den Anschlägen gezeigt.

Solch ein Prozedere hat immer seine Vor- und Nachteile. „Der Mauretanier“ lässt sich schon knapp über zwei Stunden für seine Handlung Zeit und schafft es dennoch nicht, allen Parteien gleichermaßen gerecht zu werden. So schockierend manche Vorkommnisse in Guantanamo sind – Folter, Erpressung, Misshandlung und ähnliche Dinge werden nicht zimperlich angefasst, obgleich dann wiederum auch nicht mit der Härte eines „12 Years a Slave“ -, so sehr hätte man sich dann doch mehr zwischenmenschliche Momente mit Mohamedou Slahi gewünscht. Gleiches lässt sich über nahezu jede andere Figur sagen. Macdonald ist häufig so sehr damit beschäftigt, die Missstände in der Politik und etliche Ermittlungsarbeiten zu präsentieren, dass er glatt vergisst, seinen Figuren die nötige Tiefe zu geben.

Benedict Cumberbatch in Der Mauretanier
Benedict Cumberbatch in Der Mauretanier © Tobis Film

Glücklicherweise gleicht die ergreifende Handlung dieses Problem aus. Allein die Tatsache, dass sich all die im Film präsentierten Ereignisse so, wenn nicht noch schlimmer ereignet haben, sorgt für ein stetiges Unbehagen. Tahar Rahim („Ein Prophet“) spielt Mohamedou unglaublich gut und in jeder seiner Facetten glaubwürdig. In hoffnungsloser Lage bleibt er sich doch stets, sofern möglich, treu und hat zudem noch einen amüsanten Spruch auf den Lippen. Jodie Foster („Das Schweigen der Lämmer“) spielt gewohnt fabelhaft und dominiert fast alle ihrer Szenen. Hinten heraus merkt man aber leider gerade ihrer Figur an, dass etwas mehr Tiefe nicht geschadet hatte. Auf emotionaler Ebene, auf Basis der Figuren, nicht der Ereignisse, packt einen der Film leider wirklich eher selten. Dann wäre da natürlich noch Benedict Cumberbatch („Doctor Strange“) als letzter und vermutlich größter Name im Bunde der Hauptdarsteller:innen. Auch er strahlt wie immer eine gewisse Autorität und grundsätzliche Präsenz aus, wirkt aber trotzdem irgendwie fehl am Platz, was jedoch nicht gegen eine grundsolide Schauspielleistung spricht.

Shailene Woodley und Jodie Foster in Der Mauretanier
Shailene Woodley und Jodie Foster in Der Mauretanier © Tobis Film

In Sachen Kameraarbeit hat man sich eine nette Kleinigkeit einfallen lassen. Sämtliche Szenen aus der Gegenwart werden im üblichen Kinoformat präsentiert, während Rückblicke in 4:3 dargestellt werden. Somit wird in jeder Szene gleich klar, wann in etwa sie sich abspielt und zudem ist eine solch spielerische Art von Einsatz immer eine schöne Sache für das Publikum. Natürlich wird hier und da wieder durch dramatische Musik auf die Tränendrüse gedrückt, was häufig unnötig gewollt erscheint, jedoch definitiv nicht zwingend unberechtigt ist. Das Geschehen wird so einfach passend, wenn auch nicht subtil oder sonderlich einfallsreich untermalt.

Bild:

Das Bild der Blu-ray ist zu jeder Zeit sehr gut und Kamera, sowie Schnitt sind überaus gelungen.

Ton:

Auch über den Ton kann man sich keinesfalls beklagen, obgleich die auditive Untermalung etwas weniger stereotypisch hätte ausfallen dürfen.

Extras:

Für eine reguläre Blu-ray gibt es eine Menge Extras. Ein Making-Of, einige Featurettes, Interviews und mehr. Nicht alles ist von erstklassiger Qualität, aber allein aufgrund der Masse an Inhalten kann man hier wirklich nicht meckern.

Filmwertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 8.5/10
    Extras - 8.5/10
8/10

Kurzfassung

Bleibt im Gedächtnis.

Fazit:

So ist „Der Mauretanier“ im Endeffekt zweifelsohne keine perfekte Aufbereitung der Ereignisse und auch als Film nicht fehlerfrei, aber dennoch sehr effektiv. Viele Szenen gehen an die Nieren und hier und da wird durch die Inszenierung von Macdonald auch eine Träne zum Vorschein gebracht, besonders am Ende, wenn es zu den Biopic-typischen Bildern aus der Gegenwart kommt. Gerade Tahar Rahim und Jodie Foster liefern wirklich beachtliche Darbietungen ab, wodurch „Der Mauretanier“ trotz einiger Mängel sicherlich im Gedächtnis eines/einer jeden Zuschauers/Zuschauerin bleiben wird.


von Tim Gertz

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