Blu-ray Filmkritik zum biografischen Musikerdrama „I Can Only Imagine“

Bart Millard (Brody Rose) am Klavier
Bart Millard (J. Michael Finley) am Klavier © KSM

Die Kritik:

I Can Only Imagine Bluray Cover
I Can Only Imagine: Blu-ray Cover © KSM

Mit „I Can Only Imagine“ startet am 28.03.2019 die Lebensgeschichte des MercyMe-Frontmanns Bart Millard auf Blu-ray. Das titelgebende Lied ist dabei Hauptanlass für das Coming-Of-Age-Drama und darauf zugeschnitten. Sowohl jene Hit-Single als auch der Film sind in Übersee weitaus erfolgreicher und erzählen eine Variante des amerikanischen Traums. Was man dafür braucht ist neben dem nötigen Talent, Hingabe, Entschlossenheit und ein klein wenig Glück. Dies wird in 110 Minuten in einen Musikfilm verpackt, welcher auch religiöse Töne anschlägt.

Christlich angehauchte Dramen können schnell in einen Alles-wird-gut bzw. Gott-passt-schon-auf-uns-auf Kontext geraten. So nicht „I Can Only Imagine“. Überraschendeweise gibt es wenige derartige Anspielungen und die Aussage des Songs wird dann lieber auf andere Themen gelenkt – hauptsächlich auf das Familiendrama. Dies kann man positiv oder negativ bewerten. Wer sich jedoch Sorgen um einen fehlenden Kitsch-Faktor macht, der kann beruhigt sein, denn schon der Auftakt lässt dies durchschimmern.

Dennis Quaid in I Can Only Imagine
Dennis Quaid in I Can Only Imagine © KSM

Bart Millard (J. Michael Finley) wächst bei seinem Vater (Dennis Quaid) auf, nachdem die Mutter die beiden verlassen hat. Da der Junge zu ihr ein besseres Verhältnis als zu dem gewalttägigen Vater hatte, trifft Bart besonders hart. Während er sich viele Jahre unter seiner Fuchtel stand, haut er eines Tages ab. Dort hat er glücklicherweise schon sein Gesangstalent entdeckt, was den Ausreiser später von Nutzen sein wird.

Angenehm zurückhaltend wird Barts Talent und Lebensweg bis dahin geschildert. Dadurch fällt aber auch die Identifikation etwas schwer, denn es tauchen nur wenige Momente auf, die die Figuren wirklich formen. Den Dialogen fehlt es an Aussagekraft und sie bleiben oberflächlich. Werden Worte und Taten (der Eltern) dann tatsächlich heftiger, wird der Zuschauer regelrecht überrumpelt.

Bart (J. Michael Finley) singt © KSM

Es folgt eine eher Allerwelts-Musiker-Karriere à la vom Tellerwäscher zum Millionär mit stetigen Hochs und wenigen wohl dosierten Tiefs. Die wahre Geschichte sowie viele sympathische, wenn auch eindimensionale Charaktere machen das bis hierhin sehenswert. Barts lockere, aufrichtige und zuweilen tollpatschige Art gewinnt hie und da auch die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Schauspielerisch ist das ohne Höhepunkte, aber durchweg gut.

Viel eher fällt „I Can Only Imagine“ zu Lasten, dass ein größerer Themenschwerpunkt fehlt. Stattdessen wird versucht möglichst viel abzudecken, aber nicht glaubwürdig genug zu Ende gebracht. Die Motive, die Vergangenheitsbewältigung, die Reue, die Lovestory und der Glaube werden nicht detailliert genug vorgetragen, sondern eher abgehandelt. Die wenigen starken, emotionalen Momente, die daraus ausbrechen, sind dann leider Seltenheit. Der versöhnliche Schluss endet mit Fakten zum echten Bart Millard, seiner Band und Familie.

Bild:

Die Blu-ray zeigt ein wahrlich starkes Bild. Höhepunkte sind in dem ruhigen Drama zwar nicht auszumachen, ebenso wenig gibt es etwas zu bemängeln.

Ton:

Auch der Ton überzeugt und ist bei einem Musikfilm ja sowieso wichtiger. Die Songs und allen voran das titelgebende „I Can Only Imagine“ kommen glasklar rüber. Auch die Synchronisation ist gelungen

Extras:

Beim Bonusmaterial gibt es auf der Blu-ray nur den Trailer sowie eine kurze Bildergalerie.

Blu-ray Wertung
  • 5/10
    Film - 5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 2/10
    Extras - 2/10
6/10

Kurzfassung

Überfrachtete Musiker-Biografie zwischen Bodenständigkeit, Kitsch und dem amerikanischen Traum.

Fazit:

„I Can Only Imagine“ versucht alle Themen der emotionalen Ballade in diesem Film anzusprechen. Auch wenn sich Bart Millards Geschichte so oder so ähnlich zugetragen hat, passt sein sicherlich aufregendes Leben nicht in die 110 Minuten. Leider begeht der Film den Fehler, die Höhepunkte und bedeutenden Hauptaussagen mehr zusammenfassen als sie darzulegen.


von Nicolas Wenger

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