Invincible: Kritik zur ersten Staffel der animierten Superhelden-Serie

Invincible: Key Art
Invincible: Key Art © Amazon

Es geschah nach den Credits der ersten Folge, als „Invincible“ vom nächsten Metakommentar auf Superhelden nach „The Boys“ zu etwas eigenständigem und wahrlich Besonderem wurde. An dieser Stelle will ich natürlich nicht verraten, was genau hier passiert, doch lasst es euch gesagt sein, es wird euch komplett den Boden unter den Füßen wegziehen.


„Invincible“ erzählt die Geschichte des Sohns des größten Superhelden der Welt, der lernen muss, mit diesem Erbe umzugehen… So ganz trifft es das aber dann doch wieder nicht. Man muss es eben selbst erleben. Es ist so viel mehr, auch wenn ein Twist am Ende der ersten Staffel dann doch etwas zu vorhersehbar ist. Und dennoch begeht die Serie einen wunderbaren Mittelweg zwischen moralischer Ambivalenz und kindlicher Begeisterung für Superhelden, ohne das eine für das andere opfern zu müssen.

Invincible - Episode 108 - "Where I Really Come From"
Invincible – Episode 108 – „Where I Really Come From“ © Amazon

Invincible ist dabei auch eine tolle Coming of Age-Geschichte. Unsere Hauptfigur, aber auch seine Begleiter werden alle mit der Verantwortung des Erwachsenwerdens konfrontiert, mit der Ungewissheit der Zukunft und mit der Suche nach dem eigenen Platz in der Welt. All das ist zeitlos und macht Götter zu Menschen. Invincible, die Figur, muss dabei erst einmal seine Kräfte entdecken. Nach einer ersten Action-Szene voller Superhelden, Zurschaustellung von überirdischen Kräften und Gewalt, zeigt die erste Szene unseres Protagonisten, ihn auf der Toilette beim Comiclesen, als seine Mutter ungefragt in den Raum hineinstürzt. Er ist kein Gott, er liest genau wie wir über sie, und ist in einer Situation, die wohl sehr viele so oder so ähnlich kennen. Das macht seinen unausweichlichen Wandel zum Helden auch so mitreißend. Man fokussiert sich stets auf das Human, nicht das Super.

Dabei beruft man diese Begeisterung, dieses Bewusstsein für das Menschliche herauf, als Mark Grayson (der bürgerliche Name von Invincible) seine Kräfte entwickelt. Erneut reagiert er genau so, wie wir es würden. Er ist gleichermaßen begeistert und verängstigt, schneller als eine abgefeuerte Kugel, und stärker als eine Lokomotive zu sein und hohe Gebäude mit einem einzigen Sprung zu überwinden (okay eigentlich kann er auch einfach über sie hinwegfliegen). Neben den offensichtlichen Superman-Vergleichen, erinnerte mich das mehr an Sam Raimis Spider-Man als alles, was seitdem so herauskam (vielleicht mit Ausnahme von „Shazam“).

 Invincible - Episode 107 - "We Need To Talk"
Invincible – Episode 107 – „We Need To Talk“ © Amazon

Diese Entdeckung der eigenen Fähigkeiten wirft ihn in eine Welt, für die er nur bedingt bereit ist. Doch ist er damit nicht allein. Auf dem Weg trifft er Verbündete, Freunde und Liebschaften, die uns schnell genauso ans Herz wachsen wie er (alle Figuren werden dabei von einem phänomenalen Voice-Cast zum Leben erweckt). Auch sie stehen vor Problemen, die wir alle nur allzu gut nachvollziehen können. Weil hier ein toller menschlicher Grundstein gelegt wird, weil das Drama so gut funktioniert, fiebern wir auch mit unseren Helden während all der abgedrehten Action so mit. Jeden Schlag, den Mark abkriegt, fühlen auch wir. „Invincible“ wird dabei auch enorm brutal, Zähne werden ausgeschlagen, Körper aufgerissen und das Blut fließt literweise. Serienschöpfer Robert Kirkman, der auch die Comics schrieb, zeigt eben eine ehrliche Version eines Superhelden. Klar gibt es genauso abgefahrene Ereignisse wie bei DC und Marvel (mein Favorit war die Alien-Invasion), zeigt aber die psychologischen Auswirkungen sehr offen, eben genauso wie die blutigen Kämpfe einer solcher Events. Vieles wirkt dabei sogar vertraut oder bekannt, wird aber stets mit einem interessanten Spin gebrochen.

Fazit:

„Invincible“ ist gleichermaßen abgedreht, wie realistisch. Ist groß, aber auch irgendwie intim. Ist zu tiefst menschlich und doch so viel mehr. Absolute Sehempfehlung!

von Sebastian Stegbauer

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