Interview mit Camille Cottin zu „Der geheime Roman des Monsieur Pick“

Camille Cottin (Mitte) in Der geheime Roman des Monsieur Pick
Camille Cottin (Mitte) in Der geheime Roman des Monsieur Pick © Neue Visionen Filmverleih

Hauptdarstellerin Camille Cottin im Interview  zu „Der geheime Roman des Monsieur Pick“.


Wussten Sie, dass Fabrice Luchini sie dem Regisseur für die Rolle der Josephine empfohlen hatte?
Camille Cottin: Ja, er hat mich angerufen, um mich vorzuwarnen. Sieben Minuten später kam Remi’s Anruf. Die Tatsache, dass mich Fabrice empfohlen hat, hat mir Vertrauen gegeben. Die Art und Weise, wie man eine Rolle und einen Dreh angeht, hat einen großen Einfluss auf die Leistung, die man bringt. Er hat Verantwortung übernommen, in dem er meinen Namen vorgeschlagen hat, denn wir hatten bisher eigentlich nur 2 Tage zusammengearbeitet. Am Morgen des ersten Drehtags stellte ich ihn mir vor, wie er sich fragt, ob er nicht eine große Dummheit begangen
hat.

Was war ihr Eindruck bei der Lektüre des Drehbuchs?
Camille Cottin: Ich fand das Thema originell und die Rolle von Josephine bei ihrer Suche nach der Wahrheit bewegend. Mir gefiel diese Figur, eine Lehrerin, die ihre Mutter versucht zu beschützen und die ihren Sohn allein erzieht. Sie ist eine anständige und einfache Frau. Sie hat eine sehr instinktive, widerspenstige und abenteuerlustige Seite. Sie schreckt nicht davor zurück, diesen Kritiker spontan bis nach Paris zu begleiten. Bei unserem Duo verkörpert Fabrice den klassischen Pariser, mit einer leichten Note Snobismus, und ich verkörpere genau das Gegenteil.

Josephine ist aber auch ambivalent…
Camille Cottin: Das stimmt, sie muss einen Widerspruch überwinden. Dass ihr Vater einen Roman geschrieben hat, scheint ihr sehr unwahrscheinlich zu sein. Aber sie sieht auch, dass ihre Mutter daran glaubt und dass diese letzte Glanzleistung ihres verstorbenen Mannes sie glücklich macht und ihr hilft, über den Verlust hinwegzukommen. Eher aus Solidarität mit ihrer Mutter möchte Joséphine auch an ihren Vater als Autoren glauben. Dennoch lösen die Zweifel des Kritiker bei ihr etwas aus: sie wünscht sich, die Wahrheit herauszufinden und beginnt, mit Jean-Michel Nachforschungen anzustellen.

Ihre Figur wohnt im Finistère, auf der Halbinsel von Crozon. Wurde auch viel dort gedreht?
Camille Cottin: Ja, das Licht dort ist unglaublich. Es ist ein sehr ursprünglicher Ort. Wie es Jean-Michel Rouche so schön mit einer kleinen Prise Ironie sagt: das Finistère ist sprichwörtlich das Ende der Welt. Wenn man als Schauspieler von der Welt abgeschnitten ist, dann hilft es, eine Art Vakuum zu schaffen, und sich auf das Schauspiel zu konzentrieren. Wenn man dorthin zieht, wo die Figur wohnt, dann saugt man alles auf: den Wind, das Panorama… der Körper absorbiert all das.

Wie sind Sie mit dem Genre umgegangen, das zwischen Krimi und Komödie changiert?
Camille Cottin: Fabrice hatte mir vor dem Dreh empfohlen, AUF LIEBE UND TOD von Francois Truffaut anzuschauen und hatte hinzugefügt: „Die Ermittlung ist wichtig, aber wir werden versuchen, eine kleine Distanz beizubehalten, die es uns erlauben wird, uns zu amüsieren.“ Er hatte Recht, niemand ist gestorben! Na ja, außer Henri Pick… Das hat mir geholfen, das richtige Spiel zu finden. Wir suchen nach der Wahrheit und gleichzeitig treiben wir unseren Schabernack mit ihr.

Der Film zeigt, dass ein Buch Leben erschüttern kann. Welches Buch hat Sie besonders geprägt?
Camille Cottin: Eines der ersten Bücher, das mich geprägt hat, war HAROLD UND MAUDE von Colin Higgins. Ich war 17 als ich es las und die Geschichte hat mich total aus der Bahn geworfen. Ich habe am Ende wie ein Schlosshund geweint. Ich werde mich immer an den ersten Satz erinnern: „Harold Clasen legt den Strick um seinen Hals.“ Ich möchte auch KING KONG THEORIE nennen von Virginie Despentes. Dieses Buch hat meinen Blick auf die westliche Frau bzw. auf ihre Instrumentalisierung vollständig verändert. Dieses Manifest hat mir die Augen geöffnet.

Welche Publikumsreaktionen wünschen Sie sich?
Camille Cottin: Die, die mein Vater nach der Vorführung hatte: eine intelligente Komödie.

„Der geheime Roman des Monsieur Pick“ startet am 26. Dezember 2019 im Kino.

von Torge Christiansen

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