Fokus: Animationsfilme – Alice im Wunderland

Alice im Wunderland - Alice
Alice im Wunderland - Alice © Disney

Im Jahre 1951 nahm uns das Studio Disney mit ins wundersame und einzigartige Wunderland. Ein Land, das einst als Buch zum ersten Mal erschienen ist und mittlerweile einige Verfilmungen über sich entgehen lassen musste.


Alleine Disney hat nun schon drei Filme mit diesem Thema ins Kino gebracht, wo aber besonders der erste Teil sehr überzeugen konnte. Im Kern geht es hier um Alice. Ein junges Mädchen, das anders ist, als das Frauenbild es zu ihrer Zeit ansieht. Ihre große Schwester hingegen entspricht komplett der Norm. Sie ist ansehnlich, gebildet und elegant angezogen. Sie mag es aus einem bestimmten Buch vorzulesen. Nur Alice hört ihr nicht richtig zu und entdeckt plötzlich ein weißes Kaninchen mit Weste und Taschenuhr. Es scheint zu spät zu sein. Es läuft zum Kaninchenbau, Alice folgt ihm, schaut hinein, die Erde bröckelt, sie fällt hinab und fällt und fällt und fällt. Nach einer gefühlten Ewigkeit landet sie schließlich auf dem Boden, gelangt durch eine sprechende Tür in ein wundersames Land und wird ab dem Moment eine Reise erleben, die sie nie wieder vergessen wird.

Alice im Wunderland - Teeparty
Alice im Wunderland – Teeparty © Disney

Ein buntes, verrücktes und kreatives Land trifft auf die Köpfe von Walt Disney und seinem Team? Das kann nur funktionieren und das tut es auch. Man sieht dem Film an, dass es den Erschaffern richtig Spaß gemacht hat, alles machen zu können, was sie wollten und auch dass keine einzige Idee zu speziell gewesen ist. Einen solchen Film hatte das Studio noch nie zuvor. Ebenso ist es sehr interessant, die Protagonistin zu begleiten und selbst zu erforschen, was es noch für tolle Ideen in diesem besonderen Land gibt. Sie fällt zwar nicht besonders groß auf, doch gerade das ist ihre größte Stärke. Während sich in dieser Welt nämlich alles und jeder im guten Sinne mit der Blödheit überbieten möchte, ist sie hingegen einfach gestrickt und normal. In anderen Werken wäre das eine klare Schwäche, weil es ihr an Tiefgang und Mehrwert fehlt, aber in einem Film wo alles um sie drum herum quasi im Mittelpunkt steht, ist dieses sehr austauschbare und blasse Mädchen die beste Entscheidung, die man hätte treffen können.

Alice führt den Konsumenten zwar durch die Welt, doch sie ist nicht so gefordert wie andere Hauptfiguren anderer Filme. Es fühlt sich stattdessen tatsächlich so an, als wäre sie einfach eine Touristenführerin fürs Wunderland. Sie geht von Figur zu Figur, dann sagen diese etwas, danach geht sie zur Zweiten, dann zur Dritten und so weiter. Dabei schaut man sich die Figuren an wie Dinge einer solchen Führung, denkt sich „Ach nett“ und geht weiter. Jedoch kommen dadurch die größten Schwächen des Films. Zunächst wird nämlich keine einzige Figur irgendwie tief beschrieben oder weit ausgearbeitet. Sie sind einfach nur da, damit man sie sich ansehen und erfreut darüber sein kann, wie kreativ Disney ist. Sie geben aber nichts mit und dadurch, dass das jede Figur so macht, fehlt es der Produktion auch an einer wirklichen Geschichte. Es ist einfach nur ein stumpfes Abarbeiten mehrerer Sehenswürdigkeiten und am Ende kommt man zur Hauptattraktion, der Antagonistin. Doch auch diese ist eine weitere Schwäche, denn auch sie bleibt sehr auswechselbar und hebt sich nicht besonders ab. Disney hat so tolle Schurken und da gehört sie definitiv nicht dazu. Auch, wenn Helena Bonham Carter sie im Remake deutlich aufwertet.

Alice im Wunderland - Kaninchen
Alice im Wunderland – Kaninchen © Disney

Danach ist die Reise abgeschlossen und der Film vorbei. Mehr hat er nicht. Interessante Nebenfiguren, die zusammen agieren und sich gegenseitig tragen, eine überzeugende Schurkin von der Kinder Angst haben könnten, einen wirklichen Tiefgang und eine unvorhersehbare Geschichte sucht man hier vergebens. Diese ganzen Gründe liegen aber nicht ausschließlich am Film, sondern schon das ursprüngliche Buch hatte gleiche Schwächen. Es ist also nicht das Problem, dass er das alles nicht besitzt, sondern viel eher, dass er das Buch nicht verbessert und die Figuren nicht weiter ausbaut. Das ist für einen Film nämlich zu wenig. Dies ist ein Versuch das beliebte Buch als Film umzusetzen. Ein Vorgehen, das von der Kreativität wunderbar funktioniert. Das Projekt strotzt nur so von bunten Farben und skurrillen Figuren. Leider hat man aber auch die Schwächen des Originals mit übernommen, die in einem Spielfilm deutlicher auffallen als in einem Buch.

Filmwertung
4/10
von Peter Brauer

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