Kultfilm-Kritik: James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt

Christopher Lee und Roger Moore in Der Mann mit dem goldenen Colt
Christopher Lee und Roger Moore in Der Mann mit dem goldenen Colt © MGM

Die Kritik:

James Bond, als Filmreihe, steht seit Jahrzehnten im Zentrum der Popkultur. Seit 1962 mit „James Bond jagt Dr. No“ der erste Vertreter dieses legendären Franchise in die Kinos kam, etablierte man sich als Vorreiter. Betrachtet man Bonds Einfluss auf die Entwicklung des (Action-) Kinos wird dies offensichtlich. Während bis heute die besten Vertreter der Reihe dieses Erbe am Leben erhalten, sprangen andere vielmehr auf bereits etablierte Trends auf. So degradierten einige schwächere Filme die Reihe vom Trendsetter zum blinden Trendfolger. Besonders interessant wird dies nun, wenn man den Einfluss des asiatischen Kinos auf das westliche betrachtet, wobei hier gerade der Actionfilm von Bedeutung ist. Half man mit „Man lebt nur zweimal“ mit Sean Connery als 007 dem asiatischen Kino in Hollywood Einzug zu halten (auch wenn die Ethnienzeichnung aus heutiger Sicht bei weitem weniger gut funktioniert, wobei der popkulturelle Einfluss nicht abzustreiten ist) folgte man mit „Der Mann mit dem goldenen Colt“ Jahre später nur noch blind dem Hype, ohne den Witz und Charme des früheren Vertreters einzufangen. Obwohl „Man lebt nur zweimal“ keinesfalls ein perfekter Film ist, funktioniert er noch heute, während man mit Roger Moores zweitem Einsatz als 007 erschreckend wenig anzufangen weiß…

Roger Moore und Britt Ekland in Der Mann mit dem goldenen Colt
Roger Moore und Britt Ekland in Der Mann mit dem goldenen Colt © MGM

Als James Bond (Roger Moore) eine Botschaft in Form einer goldenen Kugel erhält, steht seine nächste Herausforderung fest. Der vielleicht tödlichste Auftragskiller der Welt Francisco Scaramanga (Christopher Lee) hat ihn als sein Ziel erwählt. Doch auch das Verschwinden der Solex, einer mächtigen Solarzellen-Technologie, stellt 007 vor Probleme, soll er doch genau diese wiederbeschaffen. So begibt sich Bond abermals auf eine Reise um die Welt, um das Schicksal der Batterie zu klären, während zu jeder Zeit Scaramanga versuchen könnte den Agenten mit seinem goldenen Colt zu ermorden.

Die Grundprämisse, der beste Auftragsmörder der Welt jagt den besten Agenten der Welt, weiß hier durchaus zu überzeugen. Umso schmerzlicher ist das Endprodukt. Die Möglichkeit ein packendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen zwei ebenbürtigen Killern zu inszenieren, weicht einer planlosen Geschichte rund um einen idiotischen MacGuffin, die mit deplatziertem Slapstick-Humor und dümmlichen Einlagen zu gekleistert wurde. So entblößt sich treffenderweise einer der besten Stunts in der gesamten Bond-Historie durch eine mehr als unpassendes Sounddesign als erschreckend lächerliche Einlage.

Hervé Villechaize in Der Mann mit dem goldenen Colt
Hervé Villechaize in Der Mann mit dem goldenen Colt © MGM

Zudem wird schnell klar, dass der Aufhänger rund um einen höchst interessanten Bösewicht, der hier vor allem dank Christopher Lees grandioser Performance überzeugt, eben nicht mehr als genau das ist. Es ist nur ein Aufhänger. Stattdessen entwickelt sich eine uninspirierte Geschichte nach der üblichen Bond-Schablone, inklusive den typischen Sidekicks und Bondgirls. Nur ist diese hier planlos erzählt, zu vorhersehbar und dann doch erschreckend unlogisch. Zudem wird Thailand, als asiatisches Land plakativ und klischeehaft benutzt, um damaligen Trends zu folgen. Exploitation-Kino vom feinsten.

Schlimmer noch wirkt Bond selbst in diesem Film wie ein erschreckend unsympathisches Schwein. So versucht das Drehbuch an vielen Stellen den Geist von Connerys Bond auf Roger Moore zu übertragen. Doch während Moore mit dem folgenden Film „Der Spion der mich liebte“ endlich seine eigene Interpretation fand, die mit zunehmender Zeit jedoch mehr und mehr zu einer Parodie wurde, kann er hier kaum überzeugen. Sein Charme geht in eine andere Richtung als Connerys, was hier einen schwachen Protagonisten zur Folge hat. Wobei die Schuld hier eindeutig eher in der Richtung der Drehbuchautoren liegt. Hier versuchte man äußerst unbeholfen Bond wieder härter und kälter wirken zu lassen, was Scaramanga als eine Art düsteres Spiegelbild etabliert hätte, als eine grausame Perversion von Bonds Idealen. Doch ist Moore eben nicht Connery und Bond hier nicht Scaramangas Spiegelbild. Eine vertane Chance. Die folgenden Interpretationen von Daniel Craig, die der Timothy Dalton-Filmen oder auch die einiger Connery-Vertreter, wäre hier mit den jeweiligen Schauspielern angemessen und würde wunderbar funktionieren, nicht aber Roger Moore als schlechtere Kopie und vor allem in diesem Drehbuch.

Roger Moore und Maud Adams in Der Mann mit dem goldenen Colt
Roger Moore und Maud Adams in Der Mann mit dem goldenen Colt © MGM
Filmwertung
4/10

Kurzfassung

Was neben dem überzeugenden Antagonisten bleibt, ist jedoch vor allem eine schwache Geschichte, dümmlicher Humor und ein enttäuschender James Bond selbst.

Fazit:

Unter der Oberfläche mag hier durchaus ein interessantes Bondabenteuer lauern, was neben dem überzeugenden Antagonisten bleibt, ist jedoch vor allem eine schwache Geschichte, dümmlicher Humor und ein enttäuschender James Bond selbst. Hier werden sowohl langjährige Fans der Reihe, als auch Neueinsteiger bitter enttäuscht.


von Sebastian Stegbauer

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