Supernova – Filmkritik

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Supernova: Tusker (Stanley Tucci) und Sam (Colin Firth) © British Broadcasting Corporation

Die Kritik:

Der Pianist Sam (Colin Firth) und der Autor Tusker (Stanley Tucci) sind bereits seit zwei Jahrzehnten ein unzertrennliches Paar. Gemeinsam begeben sich die beiden mit ihrem Wohnmobil und ihrer Hündin Ruby auf einen Roadtrip in den atemberaubend schönen Nationalpark Lake District in Nordengland. Eigentlich wäre das landschaftliche Idyll und das Glück des Paares perfekt, jedoch ist Tusker unheilbar krank: Er leidet an Frühdemenz und wird schon bald seine Lebensfähigkeit verloren haben. So begibt sich das Paar auf eine Abschiedstour zu Freunden und Verwandten, während sich die beiden Männer auch ihrer ungewissen Zukunft stellen müssen.

Supernova- Poster © British Broadcasting Corporation

„Supernova“ ist – anders als der Titel vermuten lässt – kein gigantisches Weltraumspektakel und auch kein Remake des Walter Hill-Flops von 2000. Der Film ist stattdessen das genaue Gegenteil, ein ruhiges, gänzlich unprätentiöses und feines Drama der stillen, aber umso kraftvolleren Töne. Regisseur Harry Macqueen setzt ganz und gar auf eine unaufgeregte und zurückhaltende Inszenierung, um seinen beiden Hauptdarstellern eine Bühne zu bieten. Und in der Tat, „Supernova“ könnte in seiner Dialoglastigkeit und räumlichen Eingrenzung auch problemlos als Theaterstück durchgehen.

Dennoch, der Film wirkt nie stilisiert, sondern gänzlich naturalistisch und präzise beobachtet, ohne dass je Bedarf nach großen dramatischen Momenten oder filmischen Knallmomenten besteht. Es ist schlicht wunderbar, diesen beiden reifen Weltklasseschauspielern und Charakterköpfen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Firth und Tucci verschwinden in diesen fein gezeichneten Rollen, sie erzeugen mit subtilem Schauspiel die perfekte Illusion einer jahrzehntelang eingelebten Beziehung, durch die beide ihr Gegenüber in- und auswendig kennen und sich gegenseitig ohne große Worte verstehen. Firth und Tucci sind Meister im Erschaffen subtiler Gestik und Mimik, wobei gerade Tucci in seinem stillen Schmerz und fein eingebauten Tics besonders überragt. Es ist ein Film des Beobachtens, man sieht auf fast schon meditative Weise zu, wie sich diese beiden Männer zunehmend ungelenk durch ihren Alltag bewegen, da der Elefant im Raum immer größer wird.

Lange bleibt Tuskers gesundheitliches Problem unausgesprochen. Es sind kleine Zeichen, wie das Suchen nach seiner Brille, die er schließlich auf dem Kopf sitzen hat. Es ist Tuskers plötzliches Verschwinden aus dem Wohnmobil, während Sam in einem Supermarkt gerade Einkäufe erledigt. Es sind subtile Spannungen, die auf eine Machtlosigkeit hindeuten. Man spürt, dieser Konflikt ist noch nicht ausgesprochen, beide wissen noch nicht wirklich, wie sie mit der zukünftigen Situation umgehen sollen, in der Tusker nicht mehr selbstständig leben kann. Eins ist klar, Sam liebt seinen Mann bedingungslos und würde alles für ihn tun. Doch eine starke Persönlichkeit wie Tusker will eben keine Bürde für andere, erst recht nicht für seinen geliebten Mann sein, der sein Leben zurückfahren und sich aufgeben muss.

Colin Firth and Stanley Tucci in Supernova
Colin Firth and Stanley Tucci in Supernova © BBC

„Supernova“ kommt nicht zu einer einfachen Lösung und auch nicht zu einem großen und triumphalen Aha-Moment am Ende. Dafür ist dieser intelligente und kultivierte Film zu ehrlich und aufrichtig. Diese Situation ist schwierig und weder der Film noch seine beiden Protagonisten machen einen Hehl daraus. Vielleicht bleibt auch beim Zuschauer am Ende die ganz große Katharsis aus, jedoch ist „Supernova“ darin bemerkenswert, mit welch unaufdringlichen Mitteln es ihm gelingt, ohne jede emotionale Manipulation und Künstlichkeit ergreifend zu sein.

Filmwertung
7.5/10

Kurzfassung

Stilles, zärtliches und ganz fein beobachtetes Drama mit tollen Schauspielern.

Fazit:

„Supernova“ ist ein stilles, zärtliches und ganz fein beobachtetes Drama über zwei Männer, die vor einer ungewissen und schmerzhaften Zukunft stehen. Colin Firth und Stanley Tucci begeistern in einer subtil ergreifenden Meisterklasse des Understatements, während der Film ihnen ganz ungezwungen und zurückhaltend eine starke und sehr sehenswerte Bühne bietet.


von Florian Hoffmann

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