Avengers: Age of Ultron – Filmkritik

Avengers: Age of Ultron - Ultron
Avengers: Age of Ultron - Ultron © Disney

Die Kritik:

Avengers: Age of Ultron - Filmplakat
Avengers: Age of Ultron – Filmplakat © Disney

Der zweite Avengers ist ein bisschen, wie ein Tag (oder wie es der Titel des Films formulieren würde: Age) in der WG, wenn von jedem Mitbewohner auch noch Partner und etliche Freunde (Falcon, War Machine) da sind, und aus unerfindlichen Gründen auch noch der Vermieter (Nick Fury) auftaucht. Im Laufe des Tages bekommt man mit, dass zwei der Mitbewohner mit Namen Hulk und Black Widow nun auf einmal Gefühle für einander haben, der Normalo (und das ist nicht als Beleidigung gemeint) im Geheimen eine Familie und Kinder hat, während das beliebteste Mitglied unserer Wohngemeinschaft scheinbar den Weltuntergang heraufbeschwört hat. Dann tauchen nun auch noch zwei neue auf, die nach anfänglichen Schwierigkeiten plötzlich auch noch einziehen, obwohl die Zimmer dafür nicht da sind. Und obwohl einer der beiden stirbt, ist es einfach enorm überfüllt. Es ist ein seltsamer Tag, an dem man sich für nichts wirklich Zeit nehmen kann, obwohl sich das meiste sehr interessant anhört…

Age of Ultron ist ein einziges Flickwerk aus zahllosen Nebenplots, Teasern für die Zukunft, der Erforschung von Ängsten unserer Helden und vor allem unfassbar vielen Figuren. Die Russo Brüder, die nach dem Chaos hinter den Kulissen von „Ultron“ die Avengers-Filme übernahmen, können da scheinbar besser mit den vielen Helden jonglieren, haben aber nicht Whedons Kontrolle über die Kamera. Sie sind vielleicht die schlechteren Regisseure, haben dabei aber bessere Drehbücher zur Verfügung. Das Brüder-Paar fungiert mehr als die Marionette von genau den Studiobossen, die Whedon hier mehr und mehr die kreative Kontrolle entrissen, bis wir schließlich dieses unebene Endprodukt erhielten. Doch ist es ganz klar noch immer ein Whedon-Film. Man erhebt sich aus dem üblichen Einheitsbrei, gerade im Hinblick auf die gleichgeschaltete, langweilige Marvel-Optik. Whedon kreiert hier Einstellungen, die ein enormes Gewicht tragen. Comics erzählen ihre Geschichte in stillen Bildern, die deshalb eine enorme Kraft in sich tragen müssen. Whedon erkennt diese Storytelling-Strategie und schafft so eine gehaltvolle Bildsprache, die die Russos zu selten erreichen. Er benutzt die Kamera, um die Geschichte zu erweitern und zu erzählen, nicht nur um sie abzufilmen.

Avengers: Age of Ultron - Black Widow und Hulk
Avengers: Age of Ultron – Black Widow und Hulk © Disney

Ultron als Schurke fühlt sich dabei leider nie so an, als könnten die Avengers ihn nicht bezwingen. Loki war dabei ähnlich, griff aber das Team eben vor allem auf psychischer Ebene an. Zwar erfüllt Wanda Maximoff diese Funktion auch ein bisschen, doch verliert sich eben auch dieser Handlungsstrang ein wenig, während noch im Vorgänger diese Trennung der vielleicht wichtigste Bestandteil des Films war. Dennoch erzählt Whedon in den einzelnen Episoden durch und durch mitreißende Geschichten. Gerade Hawkeye erhält dabei unerwartet Tiefe, die mich seine Solo-Serie auf Disney-Plus durchaus freudig erwarten lässt. Doch auch die anderen Helden erhalten stets ihre Momente, und haben eine ganz klare, und vor allem nachvollziehbare Motivation. Für diese baut Age of Ultron oftmals clever auf der bisherigen Geschichte des MCU auf. Starks Drang Ultron zu kreieren zieht sich so nahtlos aus dem Vorgängerfilm. Leider verpasst man dabei jedoch einigen Ereignissen aus der Vergangenheit tatsächlich Konsequenzen zu verleihen. SHIELD ist abgeschaltet, und dennoch taucht Fury mit einem Helicarrier gerade dann auf, wenn man ihn braucht bzw. wenn ihn der Film als Fan-Service braucht. Iron Man zerstört im Finale seiner Trilogie alle Anzüge, da er sie nicht mehr braucht, und fliegt hier aber natürlich erneut in einem herum. Gleichzeitig verweigert man diesem eine klare Entwicklung über die eigene Laufzeit. Letztlich ist es Starks Übermut, der sowohl den Untergang, als auch die Rettung heraufbeschwört. All das ist schade, steht dem Genuss von solch reinem Eskapismus jedoch kaum im Weg.

Chris Hemsworth in Avengers: Age of Ultron
Chris Hemsworth in Avengers: Age of Ultron © Disney/Marvel

Denn Avengers 2 ist groß, hat unglaubliche Setpieces und unterhält von Anfang bis Ende. Gerade wie clever Whedon die bombastischen Sequenzen purer, ungefilterter heroischer Action nutzt, um uns über die Figuren und ihr Zusammenspiel zu erzählen ist wahrlich atemberaubend. Age of Ultron ist verspielt, witzig und wahrhaft kreativ. Für sich genommen funktionieren alle Handlungsstränge gut, fügen sich aber nicht immer zu einem großen Ganzen sinnig zusammen.

Filmkritik
7/10

Kurzfassung

Avengers: Age of Ultron unterhält von Anfang bis Ende.

Fazit:

Das meiste ist äußerst interessant, erhält aber nicht genug Zeit. Dabei hat der Film dennoch eine klare Vision eines Künstlers zu bieten. Leider konnte dieser sie nicht ganz umsetzen…


von Sebastian Stegbauer

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