Abseits des Lebens: Die Einsamkeit der Rocky Mountains

Abseits des Lebens: Robin Wright
Abseits des Lebens: Robin Wright © Focus Features

Die Kritik:

Abseits des Lebens - Filmplakat
Abseits des Lebens – Filmplakat © Focus Features

Wenn Schauspieler*innen das Experiment wagen, selbst hinter der Kamera stehen zu wollen, um ein Herzensprojekt in die Tat umzusetzen, blickt man als Rezipient immer mit gespannter Haltung entgegen. Die Projekte sind meist ambitioniert, siehe Lost River (2014) von Ryan Gosling, oder selbstreferenziell wie bei erst dem erst kürzlich erschienen Gentrifizierungsthriller Nebenan von und mit Daniel Brühl. Die Frage des Erfolgs an den Kinokassen ist eher zweitrangig, denn die Anhänger jener Schauspieler:in schauen sich alle möglichen Projekte mit großer Freude an. Hier stellt sich mehr die Frage, wie sehr das Bedürfnis Abwechslung im Bereich des künstlerischen Schaffens sein kann. Schon bereits in der Hitserie House of Cards (inklusive des großen Finales) inszenierte Robin Wright bereits selbst. Im April 2019 begannen für die Schauspielerin die Vorbereitungen für ihr Spielfilm-Regiedebüt Abseits des Lebens (Im Original: Land). Obwohl ihr ursprünglicher Plan vorsah, dass sie selbst nur hinter der Kamera stehen würde, entschied sie sich, aufgrund von terminlicher Knappheit und der dazufolgenden Unberechenbarkeit des Wetters bei 2.500 Metern Höhe, selbst die Hauptrolle zu übernehmen. Daraus folgte eine beeindruckende schauspielerische Leistung, der das restliche Gesamtwerk nicht gerecht wird.

Nach einem schweren Schicksalsschlag beschließt Edee (Robin Wright) ihre Sachen zu packen, Chicago zu verlassen und sich in eine Hütte in die Rocky Mountains zurückzuziehen, um ihrer Lebensrealität aus der Großstadt zu entkommen. Das Leben in den Bergen gestaltet sich schwieriger als gedacht, als Edee Besuch von einem Bären erhält und ein starker Wintereinbruch über sie hineinfiel. Sie realisiert schnell, dass sie kaum auf diese Situationen vorbereitet zu sein scheint, doch das hindert sie nicht daran zu bleiben und sich ihrem Schicksal zu beugen, ihr macht es nichts aus. Sie bleibt und wird direkt im Anschluss von einem gewaltigen Schneesturm erfasst.

Abseits des Lebens: Demián Bichir
Abseits des Lebens: Demián Bichir © Focus Features

Tage später wird sie von Miguel (Demián Bichir) und der Krankenschwester Alawa (Sarah Dawn Pledge) gefunden und den Tod verhindert. Beide helfen ihr beim Abtauen, woraufhin Miguel beschließt hin und wieder nach Edee zu sehen. Daraufhin entwickelt sich eine sehr warme Freundschaft zwischen den beiden, welche Edee beim Trauern hilft, bis plötzlich Miguel nicht mehr auftaucht.

Abseits des Lebens baut eine sehr ruhige, stimmungsvolle Atmosphäre auf, anhand der Montage wie Edee sich versucht in ihrer Hütte einzurichten. Durchgehend mit einer umschleiernden Melancholie begleitet, lässt sich schnell erkennen, dass es sich hier um eine sehr traurige Geschichte handeln soll über Verlust, wie man mit den Mechanismen von Trauer umgehen kann und natürlich – wie überlebt es sich in einer Hütte in den Rocky Mountains.

Schnell wird etabliert, dass Edee sich schwertut beim Überleben und den Tätigkeiten, die für das Überleben notwendig sind, wie zum Beispiel Feuerholz zu hacken. Robin Wright entscheidet sich aber nicht den Überlebensaspekt in den Vordergrund zu stellen, sondern nimmt sich die Zeit, um eine emotionale Beziehung zwischen Edee und Miguel aufzubauen.

Abseits des Lebens: Robin Wright und Demián Bichir
Abseits des Lebens: Robin Wright und Demián Bichir © Focus Features

Leider wird das dem Film zum Verhängnis, denn gerade der naturalistische Aspekt des Films fühlt sich über weite Strecken zu sauber an. Immer wiederkehrende Aufnahmen von Sonnenuntergängen, keine körperlichen Auswirkungen bei der Hauptfigur, trotz der großen Schwierigkeiten, die so ein Leben mit sich bringt – es wirkt alles zu romantisch und steht im Kontrast zu den schweren Szenen zu Beginn von Edees Reise.

Gegen Ende steht die Beziehung zu Miguel im Fokus, die aber nie wirklich für den Rezipienten zu greifen schien. Positiv anzumerken ist aber, dass sie sich nicht für eine kitschige, romantische Liebesgeschichte entscheiden, sondern eine Freundschaft, in der beide sich wohlfühlen und öffnen können.

Filmwertung
5/10

Kurzfassung

Ambitionierter Versuch von Regiedebütantin Wright.

Fazit:

Die Geschichte zwischen Freundschaft, Trauer und das Überleben in der Wildnis ist ein sehr ambitionierter Versuch für Regiedebütantin Wright, aber ihr gelingt nicht die Kür alle Themen miteinander zu balancieren und entscheidend miteinander zu verknüpfen.


von Kenan Hasic

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