
Die Kritik:

In Anlehnung an Bob Dylans Song erhalten wir am 24.05.2018 eine Blu-ray mit dem Titel „The Ballad of Lefty Brown“. Aus Hollis Brown wurde hier also Lefty. Und statt von einen armen Farmer, der eine Familie zu ernähren hat, handelt der Western von einem Cowboy, der den Mord an seinen Freund aufklären muss. Der 111-minütige Film wurde während nur rund 20 Tagen in Montana gedreht. In Deutschland war er nicht im Kino zu sehen.
1889 im wenig besiedelten wilden Western: Der alt eingesessene Handlanger Lefty Brown (Bill Pullman) reitet seit längerer Zeit an der Seite seines Freundes Edward Johnson (Peter Fonda), welcher jüngst zum Senator gemacht wurde. Früher einmal bildeten sie zusammen mit Tom Harrah (Tommy Flanagan) und James Bierce (Jim Caviezel) ein Quartett. Letztere sind nun U.S. Marshall bzw. Gouverneur. Doch Lefty blieb stets der treue Begleiter, ohne selbst größere Ambitionen zu hegen. Nun ist im Gespräch, wie es mit Edwards Ranch weitergehen soll. Bringt Lefty genug Verantwortlichkeit mit, die Leitung zu übernehmen? Doch zu der Entscheidung kommt es erst gar nicht, weil Leftys langjähriger Freund erschossen wird. Trotz seinem Beisein war er völlig machtlos, so überraschend kam der Hinterhalt. Fortan kennt der Cowboy nur noch ein Ziel: Die Mörder aufzuspüren und vor Gericht zu stellen.

Gealtert, belächelt, hinkend und mit bisher kaum vorhandener Eigeninitiative bringt Lefty ziemlich wenig mit, um der Held in einem Western zu werden. Und komödiantisch ist das Drama von Jared Moshe dabei sicherlich auch nicht geworden. Immerhin die Treue spricht für den Cowboy im wilden Westen. Als er nun vermutlich das erste Mal ganz auf sich alleine gestellt ist, entwickelt er einen Tatendrang, den er zuvor sicherlich nicht erfüllt hätte. Wer hier also in gewissen Zügen eine Parabel für das Leben sehen will, ist bestimmt nicht auf der falschen Fährte. Interessant ist hierbei auch, dass fast ausschließlich in die Jahre gekommene Cowboys abgebildet werden.
Auffallend sind zudem die (selbst für einen Western) wenigen Protagonisten und das überhaupt kleine Set. Leftys Welt fühlt sich so sehr klein an. Melancholisch? Ja. Etwas trostlos? Auch. Doch depressiv gestaltet sich „The Ballad of Lefty Brown“ auch aufgrund der augenzwinkernden Art Leftys nie. Bill Pullman spielt den Protagonisten sehr gut und gänzlich ungekünstelt. Auf große Effekte und Action wird zu Gunsten der Authentizität verzichtet.

Was dem Westerndrama dadurch dennoch fehlt, ist entweder ein Twist, irgendein ein Aha-Effekt oder letztlich die Beantwortung der Frage, was uns der Film zeigen bzw. sagen will. Erstere (ein überraschender Twist oder Aha-Effekt) sind so gut wie keine auszumachen. Und um wirklich als Gleichnis verstanden werden zu können, hätte es mehr Anhaltspunkte gebraucht. Auch die vermittelten Werte bleiben leider auf der Strecke liegen. Freundschaft, Vertrauen oder Loyalität? Dies alles hat den Protagonisten wenig eingebracht und mehr eingebrockt.
Bild:
Die verwaschene Farben der Landschaft und der Protagonisten passen zum tristen Gesamtbild. Wie das ausgedörrte Gestrüpp scheint die Situation zwar hoffnungslos, aber nicht gänzlich aussichtslos. Das HD-Format bekommt wenig Situationen, um zu glänzen.
Ton:
Hier schlagen pfeifende Kugelgeschosse in die weitläufigen Sand- und Gesteinsschichten ein, wenn sie ihr Ziel verfehlen. Durch das seltenere Rumgeballere, werden die Actionszenen sehr gut pointiert und sorgen für Abwechslung. Der Soundtrack hält sich eher bedeckt und trägt nur punktuell zur Szenerie bei. Die Dialoge sind klar verständlich. Leftys Gemüt – zerstreut, aber trotz aller Rückschläge meist locker bis mittelmäßig vergnügt – macht den Westernfilm zugänglicher.
Extras:
Als Bonusmaterial liegt ausschließlich der Trailer vor. Zugegeben gäbe es hier bis auf die üblichen Interviews auch wenig Potenzial.
-
7/10
-
8/10
-
9/10
-
1/10
Kurzfassung
Melancholischer und etwas behäbiger Blick auf die wohl letzten Jahre eines Anti-Helden im gar nicht so wilden Westen.
Fazit:
„The Ballad of Lefty Brown“ besticht durch seine authentische Machart, ein momentan wenig zu sehendes Genre und einen herausragenden Hauptdarsteller. Etwas mehr Überraschung bzw. noch mehr Tiefe hätten den Western weiter über den Durchschnitt heben können.
Kommentar hinterlassen