Lassie – Die Geschichte hinter dem Erfolg

Lassie
Lassie © Warner Bros.

Lassie ist eine Hündin der Rasse Langhaarcollie und die Hauptfigur vieler Bücher, Filme und Fernsehserien. Im schottischen Dialekt bedeutet der Name „Lassie“ nichts anderes als „Mädchen“. Der Kult begann mit einer Kurzgeschichte, die der Schriftsteller Eric Knight am 17. Dezember 1938 in der „Saturday Evening Post“ veröffentlichte.


Eric Knight wurde am 10. April 1897 in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire geboren. Bereits in früher Kindheit zog er mit seinen Eltern nach Südafrika, wo sein Vater als Diamantenhändler arbeitete. Nach dem Tod des Vaters zog Eric Knight im Alter von 15 Jahren in den US-amerikanischen Bundesstaat Massachusetts, weil die Mutter einen US-Amerikaner geheiratet hatte. Knight schloss dort die Schule ab, diente im Ersten Weltkrieg und studierte zunächst Kunst an der New York National Academy of Design, arbeitete dann aber als Autor für verschiedene Zeitungen. Neben Kurzgeschichten schrieb er Filmkritiken und verfasste später mit Regisseur Frank Capra auch Drehbücher für dessen Kurzfilmreihe „Why We Fight“, die US-amerikanische Soldaten auf den Kampf im Zweiten Weltkrieg einstimmen sollte.

Zu seiner Kurzgeschichte „Lassie Come Home“ ließ sich Eric Knight von seiner eigenen Collie-Hündin Toots inspirieren. Bevor Knight und seine Frau Jere, eine Sportfechterin, nach New York gezogen waren, besaßen sie eine Farm in Springtown, Pennsylvania, auf der sie Collies und andere Hunde aufzogen. Toots war schon als Welpe zu den Knights gekommen und fiel früh durch ihre überdurchschnittliche Intelligenz auf. Laut Jere Knight verstand die Hündin ungewöhnlich viele Wörter und führte zahlreiche Kommandos aus. Wann immer Eric Knight als Soldat in Washington war, hielt Toots am Tor der Farm Stellung und wartete sehnsüchtig auf ihn. Parallel soll auch Knight in der Ferne stets an seine Hündin gedacht haben. Der Autor siedelte seine Kurzgeschichte über die schöne und treue Collie-Hündin Lassie in Yorkshire an und ließ sie kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs spielen. Ein Grubenarbeiter, der in wirtschaftlich ohnehin schweren Zeiten seine Anstellung verliert, muss den Familienhund Lassie an den Herzog von Rudling verkaufen, was dem Sohn des Arbeiters das Herz bricht. Die Situation verschlimmert sich, als der Herzog auf seinen Hunderte Kilometer entfernten Landsitz in Schottland reist und Lassie mitnimmt. Instinktiv flieht die Collie-Hündin und versucht, zu ihrem jungen Herrchen zurückzukehren.

Lassie und Florian (Nico Marischka)
Lassie und Florian (Nico Marischka) © Warner Bros.

Die Kurzgeschichte fand bei den Lesern der „Saturday Evening Post“ so großen Anklang, dass sich der Winston-Verlag die Rechte an einem möglichen Roman sicherte. Den schrieb Eric Knight im Jahr 1939 und las Abend für Abend seiner Frau Jere und der gemeinsamen Tochter Betty die jeweils neuen Kapitel vor. Der 1940 veröffentlichte Roman avancierte schnell zum Bestseller und wurde bis heute in 24 Sprachen übersetzt.

Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) kaufte die Filmrechte und veranstaltete ein Collie-Casting, bei dem die Züchter ihre Hunde einer Jury vorführen mussten. Als die Suche erfolglos blieb, lud MGM den Hundetrainer Rudd Weatherwax ein, dessen einjähriger Collie-Rüde Pal das Rennen machte. Eric Knight besuchte 1942 die Dreharbeiten des Films, der sich eng an seine literarische Vorlage hielt. Er äußerte sich begeistert von der Schönheit des Hundes, war aber auch amüsiert, dass ein Rüde für Lassies Rolle ausgewählt worden war.

Rudd Weatherwax hatte mit MGM ein wöchentliches Honorar von 250 US-Dollar für seinen Hund ausgehandelt. Die erst zehn Jahre alte Elizabeth Taylor erhielt für ihre Rolle als Priscilla nur 100 US-Dollar pro Woche. Sie hatte im Film auch nur vier Szenen, erhielt in der Folge aber einen Sieben-Jahres-Vertrag von MGM. Die eigentlichen Hauptrollen im Film spielten der Collie Pal und der 15-jährige Roddy McDowall als Lassies Herrchen Joe. Den weltweiten Erfolg des Films „Lassie Come Home“, der in Deutschland mit dem Titel „Heimweh“ in die Kinos kam, erlebte Eric Knight nicht mehr. Er starb am 14. Januar 1943 beim Absturz eines Transportflugzeugs der US Army in Suriname. Die Maschine des Typs C-54 war auf dem Weg zu einer Konferenz in Casablanca, die Absturzursache wurde nie geklärt. Mit Eric Knight starben auch der Pilot Benjamin Hart Dally und 33 weitere Passagiere. „Lassie Come Home“ begeisterte das Kinopublikum in den kriegserschütterten USA und war ein großer kommerzieller Erfolg, dem MGM bis 1951 fünf weitere Filme über Lassie folgen ließ: „Son of Lassie“ (1945), „Lassie – Held auf vier Pfoten“ („Courage of Lassie“, 1946), „Lassies Heimat“ („Hills of Home“, 1948), „The Sun Comes Up“ (1949), „Lassie in Not“ („Challenge to Lassie“, 1949) sowie „Lassie und die Goldgräber“ („The Painted Hills“, 1951). Die erzählten Geschichten entfernten sich inhaltlich stark vom Originalroman und ließen Lassie allmählich wie ein US-amerikanisches Phänomen erscheinen. Dieser Eindruck wurde gefestigt durch die langlebige FernsehserieLassie“, die vorwiegend in den USA spielte und von 1954 bis 1973 in alle Welt exportiert wurde. Vier Jahre lang spielte Tommy Rettig Lassies Herrchen Jeff, ihm folgte Jon Provost sieben Jahre in der Rolle des Farmersohns Timmy. Später spielte Robert Bray Lassies neuen Besitzer, den Ranger Corey Stuart, bis der Collie zum Ende der Serie ohne Herrchen auskam.

Lassie
Lassie © Warner Bros.

Pal, der erste Hund, der 1943 Lassie dargestellt hatte, wirkte 1954 in den ersten beiden Folgen der Fernsehserie mit, bevor er in Rente ging und 1958 starb. Bereits am 8. Februar 1960 wurde Lassie mit einem Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood geehrt. Er ist auf dem Hollywood Boulevard vor dem St. Anthony Medical Center mit der Hausnummer 6396 zu finden. Sieht man von fiktiven Figuren wie dem Frosch Kermit, dem gelben Riesenvogel Bibo und der Monster-Echse Godzilla ab, sind Lassie und die Schäferhunde Rin Tin Tin und Strongheart die einzigen Tiere, die einen eigenen Stern erhielten.

Jedes Jahrzehnt brachte seine eigenen Serien und Filme über Lassie hervor, zum Teil als Zusammenschnitt alter Serienfolgen, meist aber als Neuverfilmung mit neuen Ansätzen und Möglichkeiten. So gab es zwei Zeichentrickserien (1973–1975 und 2015) und zwei weitere real gefilmte Serien (1989–1991 und 1997–1999). Den erneuten Sprung auf die Kinoleinwand schaffte die Collie-Hündin unter anderem mit den Filmen „Unsere Lassie“ („The Magic of Lassie“, 1978), „Lassie – Freunde fürs Leben“ („Lassie“, 1994) und „Lassie kehrt zurück“ („Lassie“, 2005). Das US-amerikanische Filmmagazin „Variety“ nahm Lassie im Jahr 2005, als einziges Tier, in die Liste der 100 größten Popkultur-Ikonen aller Zeiten auf. Am 11. August 2009 brachte die US-amerikanische Post eine Reihe von 44-Cent-Briefmarken heraus, die den Erinnerungen an 20 frühe Fernseherfolge gewidmet war. Dazu gehörte selbstverständlich auch ein Porträt von Lassie.

Mit Henning Ferbers Produktion „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ ist nun der erste deutsche Lassie-Film entstanden. Regie führte Hanno Olderdissen nach einem Drehbuch von Jane Ainscough. Warner Bros. Entertainment bringt den Familienfilm am 20. Februar 2020 bundesweit in die Kinos.

von Torge Christiansen

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