Alien: Covenant – Blu-ray Kritik: Erneute Enttäuschung?

Alien: Covenant - Neomorph
Alien: Covenant - Neomorph © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Kritik:

Alien: Covenant Blu-ray Cover
Alien: Covenant Blu-ray Cover © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Regisseur Ridley Scott hat für seinen Prometheus reichlich Schelte seitens der Alien-Fangemeinde einstecken müssen. Die Story zu flach, zu viel philosophische Ansätze und viel zu wenig Alien – diese Kritik hat er sich für seine ʻCovenantʻ betitelte Fortsetzung, welche zunächst unter dem Arbeitstitel ʻParadise Lostʻ lief, offensichtlich zu Herzen genommen. Herausgekommen ist allerdings ein Werk, bei dem es zwar mehr Alien-Anteile gibt, mit dem die Fans allerdings ebenfalls nicht gänzlich zufrieden waren und der auch in den Kinos, aufgrund seines Budgets von knapp 100 Millionen US-Dollar, sicherlich nicht das erhoffte Einspielergebnis erzielen konnte. Es soll aber auch einige Fans geben, welche weder ʻPrometheusʻ noch Alien: Covenant enttäuschend fanden, sondern vielmehr von beiden prächtig unterhalten wurden. Ob der neuste Teil der Alien-Reihe nun für jeden einzelnen eine Enttäuschung oder eben doch die erhoffte Fortsetzung des Franchise darstellt, muss jeder selbst für sich entscheiden – fest steht allerdings, das der Titel seitens 20th Century Fox eine ansehnliche Blu-ray-Veröffentlichung spendiert bekommen hat, über die wir hier nun berichten.

Wir schreiben das Jahr 2104: Das Kolonieschiff USCSS Covenant befindet sich auf dem Weg zum weit entfernten Planeten Origae-6, wo die insgesamt 2.000 noch schlafenden Menschen und ihren 1.140 ebenfalls geladenen menschlichen Embryonen eine neue Kolonie begründen sollen.

Alien: Covenant - Daniels (Katherine Waterston)
Alien: Covenant – Daniels (Katherine Waterston) © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Doch es kommt während einer Energieaufladung der Sonnensegel des Raumschiffs zu einem verheerenden Zwischenfall, bei dem nicht nur ein Teil der Crew aus dem mehrjährigen Hyperschlaf geweckt wird, sondern auch Jake Branson (James Franco), der Captain der Covenant, ums Leben kommt. Während der Reparaturarbeiten stößt die Crew rund um den neuen Captain, den ehemals ersten Offizier Christopher Oram (Billy Crudup), Pilot Tennessee (Danny McBride), Terraforming-Expertin Daniels (Katherine Waterston) sowie Android Walter (Michael Fassbender) auf eine fehlgeleitete Übertragung, deren Signal aus Sektor 87 zu stammen scheint. Weitere Nachforschungen ergeben, das in diesem System insgesamt fünf Planeten sind, von denen Planet 4 mit der Kennung 16EG14 laut Prognose anscheinend optimale Bedingungen für eine Kolonisierung bietet. Kurzerhand entscheidet sich Captain Oram dazu, dem nahegelegenen System einen Besuch abzustatten und nach der Ursache der fehlgeleiteten Übertragung zu forschen. Dort angekommen stößt die Mannschaft allerdings auf ein außerirdisches Raumschiff, welches in direkter Verbindung mit der ehemaligen Prometheus-Expedition und dessen Androiden David zu stehen scheint. Wie es scheint ist er der einzige Überlebende der Prometheus, doch das elfköpfige Expeditionsteam entdeckt viel zu spät, das dieser ein grausames Geheimnis in sich verbirgt…

Wer den Film noch nicht gesehen hat und Spoiler vermeiden möchte, sollte an dieser Stelle erst wieder ab dem Punkt „Bild“ weiterlesen!

Alien: Covenant - Android Walter (Michael Fassbender)
Alien: Covenant – Android Walter (Michael Fassbender) © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Regisseur Ridley Scott hat mit ʻAlien: Covenantʻ sicherlich keinen schlechten Film abgeliefert. Im Gegenteil sogar, denn die Prometheus-Fortsetzung klärt einige Fragen aus dem ersten Teil sinngemäß auf, stellt aber wiederrum ganz viele andere Fragen in den Raum, deren Antworten einem der Film jedoch schuldig bleibt. Klar, in einer Rückblende wird beispielsweise gezeigt, warum der Zustand des Planeten der sogenannten Konstrukteure eben so ist wie er ist und auch wer dafür die Verantwortung trägt. Dennoch gibt es viele Logiklöcher, welche nicht mit dem eigentlichen klassischen Alien-Universum übereinstimmen. Da wäre zum einen die Frage, weshalb der Xenomorph den früheren Neomorph ablöst, obwohl dieser eigentlich die überlegenere Alienrasse darstellt? Auch ist unklar, woher die Alien-Eier stammen, denn eine Königin gibt es im Film nicht zu sehen!? Ebenfalls ungeklärt bleibt, welche Absichten Android David tatsächlich mit seinen ganzen Experimenten verfolgt!? Am ärgerlichsten ist aber die wichtigste Frage, die weiterhin unbeantwortet bleibt: Weshalb haben uns die Konstrukteure überhaupt erschaffen, wenn diese uns anschließend mit einer Massenvernichtungswaffe – welche ja bekanntlich in Prometheus in Richtung Erde gestartet ist, wieder auslöschen wollen. Aber abseits dieser ganzen neuen Fragen und teils auch schlüssigen Antworten zu alten Rätseln, ist ʻAlien: Covenantʻ handwerklich erstklassisch inszeniert worden, bietet gute Darsteller, eine tolle Ausstattung sowie ein hervorragendes Set-Design. Spannende Unterhaltung und einen hohen Gewaltanteil (Stichwort: Wirbelsäulen-Durchbruch) bietet der Film ebenfalls, es ist halt nur etwas bedauerlich, dass der Film nun mehr das Alien in den Vordergrund rückt und die eigentlich viel wichtigeren Konstrukteure, die sogenannten Engineers des Menschen, hier nun außen vor lässt.

Bild:

Alien: Covenant - Kolonieschiff USCSS Covenant
Alien: Covenant – Kolonieschiff USCSS Covenant © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Bildqualität von ʻAlien: Covenantʻ ist auf einem durchweg hohem Niveau angesiedelt und kann vor allem mit ihrem ausgezeichneten Schärfewert punkten. Einzig und allein die CGI-Effekte sowie wenige schlechter fokussierte Bildeinstellungen bietet keine optimalen Sichtverhältnisse, ansonsten gibt es aber in punkto Bildschärfe oder Feindetailwiedergabe nichts zu beanstanden. Das Farb- sowie Kontrastverhältnis des im Seitenverhältnis von 2,40: 1 (16:9) gehaltenen Transfers kann sich ebenfalls sehen lassen und vermittelt einen überaus plastischen Gesamteindruck. Lediglich der Schwarzwert gibt hier etwas Anlass zu Kritik, der in einigen Szenen einige Details untergehen lässt und gerne einen Tick satter hätte ausfallen dürfen.

Ton:

Beim deutschen Ton macht sich leider etwas Ernüchterung breit, denn Fox spendiert der deutschen Scheibe einmal mehr nur einen DTS 5.1-Mix wohingegen der englische Originalton mit verlustfreiem DTS-HD Master Audio 7.1 aufwartet. Im direkten Vergleich punktet letztgenannter Ton natürlich auf voller Länge und klingt nicht nur differenzierter und bietet die bessere Feindetailwiedergabe, sondern offenbart auch eine aktivere und kräftigere Abmischung. Allerdings – und das muss man der deutschen DTS 5.1-Tonspur zugutehalten, klingt auch diese sehr aktiv und druckvoll, dennoch sollte man hier klar dem englischen Ton den Vorzug geben.

Extras:

Alien: Covenant - Der Horror beginnt
Alien: Covenant – Der Horror beginnt © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

▪ Audiokommentar von Regisseur Ridley Scott
▪ Ridley Scotts Einblicke in die Produktion (55:30 min.)
▪ Entfallene und erweiterte Szenen:
▪ Prolog – Erweitert (5:01 min.)
▪ Walter im Gewächshaus (1:03 min.)
▪ Oram und Daniels – Erweitert (1:09 min.)
▪ Walter besucht Daniels (1:35 min.)
▪ Daniels Schlafzimmer – Rückblick (1:42 min.)
▪ Jacobs Begräbnis – Erweitert (1:32 min.)
▪ Ledwards Fall (0:45 min.)
▪ Überquerung des Platzes – Erweitert (1:01 min.)
▪ Daniels dankt Walter (1:24 min.)
▪ Gebet (1:11 min.)
▪ Walter erstattet Bericht (0:45 min.)
▪ Treppen zum Brutraum – Erweitert (0:32 min.)
▪ USCSS Covenant-Kurzfilme:
▪ Lernen sie Walter kennen (2:20 min.)
▪ Phobos (9:09 min.)
▪ Das letzte Abendmahl (4:37 min.)
▪ Sector 87 – Planet 4:
▪ Der Übergang (2:34 min.)
▪ Ankunft (6:41 min.)
▪ Davids Malereien
▪ Produktionsgalerie
▪ Original Kinotrailer:
▪ Trailer 1 (2:26 min.)
▪ Trailer 2 (2:04 min.)

Neben dem sehr informativen Audiokommentar von Regisseur Ridley Scott stellt zweifelsohne das knapp einstündige, vierteilige Making-of namens „Ridley Scotts Einblicke in die Produktion“ das Herzstück der Bonusausstattung dar, in welchem eigentlich alle wichtigen Aspekte rund um die Produktion abgedeckt werden. Ebenfalls mit zur Ausstattung gehören insgesamt zwölf entfernte beziehungsweise erweiterte Szenen und auch die enthaltenen Kurzfilme, welche sich hinter „USCSS Covenant“ und „Sector 87 – Planet 4“ verbergen, sollte man keinesfalls verpassen. Abgerundet wird das Bonusmaterial, welches komplett in HD vorliegt und auch deutsche Untertitel bietet, zudem von einer interessanten Produktionsgalerie sowie zwei englischsprachigen Kinotrailern.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 7/10
    Extras - 7.0/10
7.5/10

Kurzfassung

Wer wissen möchte, wie es nach ʻPrometheusʻ mit dem Alien-Franchise weitergeht, für den führt kein Weg an ʻAlien: Covenantʻ vorbei. Über den filmischen Inhalt kann man ja geteilter Meinung sein, aber die technische Umsetzung auf Blu-ray weiß qualitativ zu überzeugen.

Fazit:

Mit ʻAlien: Covenantʻ hat Altmeister Ridley Scott einen Film abgeliefert, der offensichtlich nicht ganz weiß was er sein möchte und auch nicht so recht ins Konzept des eigentlichen Alien-Universums reinpasst. Die Fortsetzung wird dem philosophischen Ansatz, den der Regisseur noch mit Prometheus verfolgte jedenfalls keinesfalls gerecht, dafür bietet er aber mehr Aliens – genau das was den meisten Fans beim Vorgänger fehlte. Ausstattungstechnisch und auch in Sachen Gewaltdarstellung ist ʻCovenantʻ dennoch auf alle Fälle sehenswert, man sollte aber nicht allzu enttäuscht sein, wenn die Fortsetzung nur wenige Antworten liefert und stattdessen erneut jede Menge neue Fragen aufwirft. Und ob diese tatsächlich irgendwann zufriedenstellend beantwortet werden, steht weiterhin in den Sternen.


von Roland Nicolai

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