North Hollywood: Coming of Age mal anders – Blu-ray Kritik

North Hollywood - Ryder McLaughlin und Miranda Cosgrove
North Hollywood - Ryder McLaughlin und Miranda Cosgrove © Eurovideo

Die Kritik:

Nachdem Jonah Hill im Jahre 2018 mit seinem Regiedebüt „Mid 90s“, einer Coming of Age Geschichte über Skateboard fahrende Jugendliche, auf positive Reaktionen traf, entschloss sich einer der Produzenten einen eigenen Film zu realisieren. Mikey Alfred verarbeitet in seinem ersten Spielfilm ähnliche Themen wie Jonah Hill, dargeboten von einem mehr als interessantem Cast. Wo die Stärken und Schwächen von „North Hollywood“ liegen, soll in dieser Kritik geklärt werden.

North Hollywood - Blu-ray
North Hollywood – Blu-ray © Eurovideo

Der Jugendliche Michael (Ryder McLaughlin) befindet sich nach seinem Highschool-Abschluss in einem Zwiespalt. Sein Vater Oliver (Vince Vaughn) möchte von ihm, dass er beruflich in ein Bauunternehmen einsteigt, Michael verfolgt aber andere Pläne: Sein Traum ist eine Karriere als Profiskater. Zwar ist ihm bewusst, dass sich sein Vorhaben als schwierig erweisen wird, als er aber in Kontakt mit Profis aus der Szene kommt, scheint sein Traum immer greifbarer zu werden. Durch seine Ambitionen vernachlässigt er seinen Vater, aber auch seinen Freunden und seiner neuen Bekanntschaft Rachel (Miranda Cosgrove) widmet er immer weniger Zeit, wodurch er sich entscheiden muss, wo er seine Prioritäten setzten möchte.

Was einem beim Blick auf „North Hollywood“ sofort ins Auge springt, ist die bunt zusammengestellte Besetzung, angefangen mit Vince Vaughn. Glücklicherweise weicht er von seinen üblichen Gepflogenheiten ab und dient weniger der Komik. Der ein oder andere Lacher darf natürlich nicht fehlen, primär bleibt die Rolle als alleinerziehender Vater aber ernst, was frischen Wind in Vaughns übliche Darstellung bringt. Miranda Cosgrove dient in „North Hollywood“ als Love Interest. Sie wurde in von Nickelodeon produzierten Serien wie “Drake & Josh“, vor allem aber „iCarly“ bekannt. Der Sprung ins große Kino ist ihr bisher als Darstellerin noch nicht geglückt, hier schlägt sie sich aber gut. Ryder McLaughlin kennt man am ehesten aus „Mid 90s“, in welchem er in einer ähnlichen Rolle auftritt. In seiner ersten Hauptrolle stellt er sowohl seine Schauspielkünste, aber auch seine Fähigkeiten auf dem Skateboard unter Beweis. Der Cast bleibt bis auf die ein oder andere Nebenfigur positiv im Kopf, das Problem bei „North Hollywood“ liegt aber nicht weit entfernt: Die wirklich unsympathische Hauptfigur.

Ein Film über die Adoleszenz steht und fällt mit dem Protagonisten. Michael erweist sich anfangs als Sympathieträger und wirkt mit seinem für das Genre untypisch großen Selbstbewusstsein erfrischend anders. Im Verlauf der kurzen Laufzeit kommt es jedoch wiederholt zu Situationen, die Michaels großes Ego zum Vorschein bringen. Dass er sich immer an erste Stelle setzt, wäre an sich in Ordnung, wenn sein Verhalten am Ende zu einer Erkenntnis führen würde. Die Erkenntnis kommt zwar, stellt einen aber nur wenig zufrieden und lässt einen nicht aus der Figur schlau werden. Das Drehbuch macht es einem schwer, die Hauptfigur zu mögen, wodurch man als Zuschauer das Interesse an der Geschichte und dessen Ausgang verliert.

North Hollywood - Ryder McLaughlin
North Hollywood – Ryder McLaughlin © Eurovideo

Gefühlt tritt „North Hollywood“ nicht aus dem Schatten von „Mid 90s“ hervor. Die Geschichten, die die zwei Filme erzählen sind unterschiedlich, jedoch behandeln beide ein ähnliches Thema, mit der „Mid 90s“ viel besser umzugehen weiß. „North Hollywood“ wirkt zu forciert, was beim Look anfängt und beim Soundtrack endet. Die Beleuchtung der Skate-Kultur ist und bleibt spannend, die Auseinandersetzung mit dem Sport kommt auch klar zum Vorschein, jedoch kommt zu keinem Zeitpunkt die Euphorie auf, selbst aufs Board zu steigen. Insgesamt bleibt das Seherlebnis durchwachsen, die Ambitionen der Darsteller und den Akteuren hinter der Kamera muss man aber anerkennen. Übrig bleibt nur die Frage, was wohl möglich gewesen wäre, wenn man am Drehbuch noch etwas geschliffen hätte.

Bild:

Gemessen am kleinen Budget der Indie-Produktion sieht „North Hollywood“ ordentlich aus, auch wenn gelegentlich zu sehr am Dynamikregler gedreht wird. Egal ob im Diner, am Skatepark oder am Strand von Los Angeles: Mit seinen authentischen Sets kommt eine besondere Stimmung auf.

Ton:

Die Dialoge, spezifischer der Jugendslang dürfte hauptverantwortlich für die FSK 16 Freigabe sein. Die deutsche und die englische Originalspur sind beide in DTS-HD MA 5.1 enthalten. Die deutsche Synchro wirkt auf den ersten Blick wertig, zu bemängeln gibt es wenig.

Extras:

Neben dem Trailer zum Film selbst ist der zu „Giant Little Ones“, „King Richard“ und „Werewolves Within“ enthalten. Die Blu-ray hat einen schönen Print, Extramaterial ist aber nicht zu finden.

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
5.1/10

Kurzfassung

Coming of Age mal anders

Fazit:

„North Hollywood“ hat interessante Ansätze, die unnahbare Hauptfigur macht es einem aber schwer, an die Geschichte anzuknüpfen. Die rund 95 Minuten gehen schnell vorbei, im Kopf bleiben am meisten die Schauspielleistungen und der authentische Einblick ins Profigeschäft. Mikey Alfreds Filmdebüt ist am ehesten etwas für Leute, die nicht genug Skateboard-Content in die Finger bekommen können, oder jene, die durch den Trailer angefixt wurden. Neben den vielen starken Genrevertretern kann er sich aber nicht beweisen.


von Thomas Stadler

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