The Stylist: Genrefilm mit kreativen Einfällen – Blu-ray Kritik

The Stylist - Najarra Townsend
The Stylist - Najarra Townsend © Lighthouse Home Entertainment

Die Kritik:

Wie die Protagonistin ihres ersten Langfilms, so ist auch Regisseurin Jill Gevargizian eine Stylistin, bewegt sich also mit der Adaption ihres eigenen, im Jahr 2016 unter dem gleichen Titel veröffentlichten Kurzfilms in bekannten Gefilden. Da es sich bei Claire (Najarra Townsend) allerdings nebenbei um eine einsame Serienmörderin handelt, bleibt nur zu hoffen, dass dieser Teil der Geschichte einzig und allein Gevargizians Geiste entsprungen ist. Als Zuschauer*in wird man nach einer kurzen Vorstellung der Hauptfigur sofort in das Geschehen geworfen und beobachtet kurzerhand, wie die sich noch ihrer Stylistin anvertrauende Kundin im Haarsalon skalpiert wird. Früh wird ein absoluter Höhepunkt des Films geliefert, der die Mägen des Publikums aufgrund fantastischer praktischer Effekte auf die Probe zu stellen vermag.

The Stylist - Blu-ray
The Stylist – Blu-ray © Lighthouse Home Entertainment

„I guess we all want what we don’t have“, zitiert Claire im Keller ihres Hauses wenige Stunden später ihr aktuelles Opfer – ihren Skalp tragend und mit feuchten Augen, gleichermaßen hoffnungsvoll wie hoffnungslos. Der nächste Morgen liegt nur einen Match Cut entfernt und so beginnt die Handlung. Nun bittet Stammkundin Olivia (Brea Grant) die Stylistin darum, sich für ihre bevorstehende Hochzeit um ihre Frisur zu kümmern. Nach einem Kurznachrichtenaustausch lässt sich Claire überreden und kommt infolgedessen ihrer Kundin zunehmend näher, scheint sich möglicherweise sogar endlich in ein soziales Umfeld einleben zu können…

Sobald es darum geht, das Alltagsleben und Serienmörderdasein eines Menschen zu verknüpfen, kommen Werke wie „Henry: Portrait of a Serial Killer“ oder „Maniac“ in den Sinn. Sicherlich hat sich Gevargizian bis zu einem gewissen Grad ein Beispiel an besagten Filmen genommen, geht jedoch rein audiovisuell schon genügend andere Wege, um sich von ihren Vorbildern zu lösen. „The Stylist“ kommt – passend zum Titel – unheimlich stylisch daher.

Häufig werden knallige Farben kombiniert, Kontraste geschaffen und schlichtweg erinnerungswürdige Bilder präsentiert. Claire von hinten in ihrem Keller sitzend zu sehen, umgeben von Skalpen, ist einprägsam und erzeugt eine äußerst unangenehme Stimmung. Kombiniert wird das alles mit den fast schon träumerischen Klängen des Scores von Nicholas Elert, die im Zusammenspiel mit der sogartigen Visualität einiger Szenen eine Fiebertraum-esque Atmosphäre aufkommen lassen.

The Stylist - Claire (Najarra Townsend)
The Stylist – Claire (Najarra Townsend) © Lighthouse Home Entertainment

Najarra Townsend verkörpert die öffentlich zurückhaltend auftretende Stylistin Claire wirklich fabelhaft, überzeugt sowohl als einsame Waise als auch als gnadenlose Killerin, ohne dabei Grautöne in ihrer Darstellung vermissen zu lassen. Claires klare Trennung ihres Doppellebens wird besonders in Gegenwart von Olivia aufgewühlt. Die Frage danach, ob nun ein weiterer Skalp für kurze Zeit dafür sorgen soll, dass Claire ihrem eigenen Leben entfliehen kann, oder ob ein normales Leben vielleicht doch möglich und in greifbarer Nähe ist, steht Townsend wirklich ins Gesicht geschrieben.

Genügend gute Ansätze und Qualitäten sind vorhanden, können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei „The Stylist“ um einen Kurzfilm im Langfilmkostüm handelt. Spätestens nach der ersten Stunde hat man so ziemlich alles gesehen, was der Film zu bieten hat. Seine audiovisuellen Spielereien nutzen sich mit der Zeit ab und können kaum noch Leben in die zuteilen schon in etlichen anderen Filmen verwendeten Szenen einhauchen. Auch der im Prolog stattfindende Höhepunkt in Form der ersten Skalpierung kann – weder was die Effekte noch den Gänsehautfaktor angeht – nicht mehr überboten werden. Dadurch fühlt es sich so an, als würde der Film stets auf der Stelle treten, verzweifelnd nach einer Rechtfertigung suchend, seine Laufzeit von 105 Minuten zu rechtfertigen.

Bild:

Die Bildqualität ist stets gut und visuell hat der Film einige nette Einfälle zu bieten

Ton:

Der Originalton ist sehr gut, die deutsche Synchronisation allerdings misslungen. Häufig klingt diese äußerst amateurhaft und, besonders wenn eine Off-Stimme zum Einsatz kommt, überaus monoton.

Extras:

Lediglich ein Wendecover sowie einige Trailer werden zum Film beigelegt.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 5.5/10
    Ton - 5.5/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
5/10

Kurzfassung

Solider Genrefilm mit kreativen Einfällen.

Fazit:

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „The Stylist“ um keinen schlechten Film, lediglich um einen, der sein Potenzial entweder nicht vollkommen ausschöpfen kann oder dies bereits in der Kurzfilmfassung getan hat. Genrefans dürften dennoch genügend Schauwerte geboten bekommen, um auf ihre Kosten zu kommen und ihren Spaß mit Jill Gevargizians Spielfilmdebut zu haben. Einen Blick wert ist das Ganze auf jeden Fall.


von Tim Gertz

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