Verräter wie wir – Blu-ray Kritik: Cleverer Spionagethriller mit Stil

Verräter wie wir: Perry (Ewan McGregor) und Gail (Naomie Harris) geraten zwischen die Fronten von Russenmafia und Geheimdienst
Verräter wie wir: Perry (Ewan McGregor) und Gail (Naomie Harris) geraten zwischen die Fronten von Russenmafia und Geheimdienst © Studiocanal

Die Kritik:

Verräter wie wir Bluray Cover
Blu-ray Cover © Studiocanal

Oxford-Dozent Perry McKendrick (Ewan McGregor) und seine Frau Gail (Naomie Harris), eine erfolgreiche Anwältin, verbringen einen romantischen Urlaub in Marrakesch. Dort werden sie von dem russischen Geschäftsmann Dima (Stellan Skarsgård) angesprochen, der Perry um einen brisanten Gefallen bittet: Er soll Informationen zu politischen Millionendeals der russischen Mafia an den britischen Geheimdienst übergeben und ihm und seiner Familie damit Asyl ermöglichen. Perry vertraut dem kumpelhaften Russen und liefert den USB-Stick aus. Doch für MI6-Agent Hector (Damian Lewis) ist es damit nicht getan und er rekrutiert den Literaturprofessor als Kontakt für die weiteren Verhandlungen mit Dima.

Die Verfilmungen der Romane von John le Carré standen schon immer für eine ganz andere Art von Spionagegeschichten als die, mit denen James Bond, Ethan Hunt und Jason Bourne immer wieder erfolgreich auf die Leinwand brettern. Le Carrés Agenten, die nicht selten brave Bürger sind und unfreiwillig in ein Netz aus Gefahr und Intrigen verstrickt werden, tragen die schwere Last der Menschlichkeit und der Glaubwürdigkeit der realen Welt. In „Der ewige Gärtner“ kam Ralph Fiennes als verwitweter Diplomat einem skrupellosen Pharmakonzern auf die Schliche und in Dame, König, As, Spion machte sich Gary Oldman als nachdenklicher Ex-Agent auf die dialoglastige Suche nach einem Maulwurf in den Geheimdienstreihen. Erst dieses Jahr überzeugte die Miniserie „The Night Manager“ mit Tom Hiddleston als Ex-Spion und Concierge auf der Jagd nach einem Waffenhändler mit Stil, Bedächtigkeit und Verstand. Auch die britische Regisseurin Susanna White („Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer“) bleibt diesem Ton der le-Carré-Adaptionen treu.

Verräter wie wir: Perry und Gail im Verhör
Perry und Gail im Verhör © Studiocanal

Ohne spektakuläre Action, dafür mit sorgfältiger Charakterzeichnung und einem starken Ensemble erzählt „Verräter wie wir“ seine Spionagestory mit der Art leiser Spannung, die nur entsteht, wenn eine Geschichte jederzeit in der Realität verwurzelt bleibt und genau so vor sich gehen könnte, während man selbst dem Geschehen auf dem Bildschirm folgt. Entsprechend zeichnet sich Ewan McGregors Held nicht durch seine Fähigkeiten im Umgang mit abstürzenden Flugzeugen oder Bungee-Seilen aus, sondern durch Courage und Gerechtigkeitssinn – egal, ob es um einen reumütigen Mafiagangster oder um misshandelte Frauen geht. Gleichzeitig besitzt er die stärkste aller menschlichen Qualitäten guter fiktionaler Figuren: Fehler. Seine Ehe leidet unter dem, was er in der Vergangenheit getan hat, doch mit dem, was er jetzt bereit ist zu tun, könnte er sie ebenso retten wie die Familie Dimas. Diese Makel halten sich zwar durchaus in Grenzen, aber sie sind genug, um dem Charakter einen Beigeschmack zu geben. Neben McGregor, dem wie immer glänzenden Stellan Skarsgård und Naomie Harris – James Bonds aktueller Miss Moneypenny, der man in diesem deutlich größeren Part sehr gern zusieht – bleibt Damian Lewis („Homeland“) als Geheimagent leider etwas blass. Sein Hector ist eine Kombination aus Oldmans le-Carré-Agent George Smiley und Daniel Craigs 007, dessen Motivation ein wenig zu dünn daherkommt und der für seine Position viel zu leichtfertig Zivilisten in seine Operationen einweiht.

Verräter wie wir: Perry und Dima
Perry und Dima © Studiocanal

Nichtsdestotrotz ist „Verräter wie wir“ ein cleverer und spannender Spionagethriller. Die diversen Original-Schauplätze schaffen eine weltumspannende Atmosphäre und Kameramann Anthony Dod Mantle (Snowden, Im Herzen der See) findet die richtigen Bilder, um die realistische Düsternis perfekt zu visualisieren. Seine so klare wie vielfältige Palette aus nächtlichen Farben lässt keinen Zweifel daran, dass das, was hier vor sich geht, zwar in unserer Wirklichkeit stattfindet, aber trotzdem in den Schatten einer gefährlichen Parallelwelt.

Bild:

Verräter wie wir: Perry in der Schweiz
Perry in der Schweiz © Studiocanal

Von Marokko über England und Frankreich bis in die Schweiz werden die Locations wirkungsvoll in Szene gesetzt und in kräftigen Farben ausgeleuchtet. Das Full-HD-Bild der Blu-ray bringt das alles hervorragend zur Geltung.

Ton:

Die Palette aus Dialogen, Geräuschen und Musik ist in bestem 5.1 DTS-HD abgemischt, der ohne Aussetzer bestens zur Stimmung beiträgt.

Extras:

Zwei ca. dreiminütige Featurettes ohne ausblendbare Untertitel geben Einblicke in Story und Besetzung, decken sich inhaltlich aber mit einem elfminütigen Making-of komplett auf Deutsch. Hinzu kommen fünf Minuten entfallener Szenen, knapp 18 Minuten B-Roll sowie ein paar Trailer. Alles in allem ohne tiefergehende Einblicke in die Produktion, aber durchaus interessant.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 6/10
    Extras - 6.0/10
7.8/10

Kurzfassung

Clevere Agentenstory mit toller Besetzung und stilsicherer Optik.

Fazit:

Die neueste John-le-Carré-Adaption bleibt dem Altmeister mit einer so klugen wie glaubwürdigen Story, einem talentierten Ensemble und einer faszinierenden Optik treu. Wer Tiefergehendes von seinen Film-Geheimagenten erwartet als Stunts und Gadgets, wird mit diesem Spionagethriller im besten Sinne voll und ganz zufriedengestellt, auch auf Blu-ray.


von Matthias Pasler

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