South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe (PS4) Test

Banner von South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe
Banner von South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe © Ubisoft, South Park Digital

Nach mehrmaligem Verschieben des Veröffentlichkeitsdatums ist es nun soweit, wir dürfen endlich „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ spielen und uns wieder in South Park zu Hause fühlen.
Ob es nun ein gutes Spieleerlebnis war, oder ob wir uns zwischen Kotstulle und Rieseneinlauf entscheiden mussten, das erfahrt ihr in unserem Spieletest.

Story:

Internationale Katzenverschwörung
Der Coon deckt eine internationale Verschwörung auf © Ubisoft, South Park Digital

Die Geschichte beginnt mit dem Verschwinden einer Katze namens Scrambles, woraufhin Cartman der Coon die anderen zusammentrommelt, um Superhelden zu spielen, doch leider gibt es da ein Problem. Die Freedom Pals haben sich von Coon and Friends distanziert um ihr eigenes viel besseres Superhelden-Franchise aufzubauen um eine Milliarden Dollar zu bekommen. Doch um genau dieses zu starten brauchen Coon and Friends ein Startkapital, das sie in den 100$ Finderlohn für Scrambles sehen. Die Suche nach Scrambles verläuft aber nicht so einfach wie erwartet und die Kinder geraten dabei in merkwürdige und finstere Machenschaften und begegnen einem alten Bekannten, der einen bösen Plan verfolgt. Ihr spielt dabei als der Neue und werdet vom König Saftsack aus dem letzten Spiel zum untersten Rang der Superhelden degradiert und müsst von nun an als Wunderarsch South Park retten.

Professor Chaos
Professor Chaos sitzt in seinem Roboter aus mexikanischen Gastarbeitern © Ubisoft, South Park Digital Studios

Die Geschichte ist aufgebaut wie jede South Park-Episode, wodurch sich das ganze Spiel wie eine 14 stündige Folge anfühlt. Wer mit der Methode von Stone und Parker vertraut ist, der wird wissen, dass Aktionen immer Gegenaktionen verursachen und es ziemlich absurd wird. Weswegen eure Reise mit einer vermissten Katze startet und nach und nach Krebsmenschen, Ninja-Assassinen und okkulte Clane miteinbezogen werden. Die Handlung macht (zumindest im South Park Universum) zum größten Teil Sinn und was keinen macht, wird meistens mit einem Witz verbunden. Wer hier eine tiefgründige Geschichte mit komplexen Strukturen erwartet, der weiß anscheinend sowieso nicht worum es in South Park prinzipiell geht. Das Spiel hingegen ist sich in diesem Punkt sehr sicher.
Die Charaktere sind perfekt umgesetzt und Feinde die aus der Serie bekannt sind, werden intelligent in die Handlung eingebracht. Aber auch die subversive und sehr präzise Gesellschaftskritik, sowie der übertriebene und kontroverse Humor sind vertreten und werden mit dem Videospiel-Medium kreativ kombiniert. So führt zum Beispiel ein Abbruch der allerersten Zwischensequenz dazu, dass der Coon über eure Ungeduld sauer wird und ihr direkt zu den Credits befördert werdet. Solche kleinen Scherze mit indoktrinierten Spieleclichés sind bis zur letzten Szene vorhanden und erfrischen das Spieleerlebnis.

Grafik:

Coon und Freunde, versammelt euch!
Coon und Freunde machen sich für den Kampf bereit © Ubisoft, South Park Digital Studios

Nicht nur die Handlung fühlt sich an wie in einer South Park Folge, sondern auch die visuelle Finesse ist eins zu eins aus der Serie übernommen worden. Ob es nun die Bewegung der Charaktere, die obszöne Inszenierung, die Animationen von gewissen Momenten oder einfach nur der detaillierte Hintergrund in jedem Abschnitt von South Park ist, das Spiel überzeugt überall mit dem einzigartigen South Park Stil.
Da der Stil einheitlich gehalten und zeitlos ist, kann man nicht viel zur technischen Grafik sagen, außer das es ruckelfrei bei einer Auflösung von 1080p läuft.

Sound:

Wie immer beantworten wir zuerst die Frage, ob die deutsche Synchronisation gut ist und hier kann man ganz klar sagen: Wer mit dem deutschen South Park aufgewachsen ist, der wird sich sehr freuen, da die Originalsprecher der deutschen Synchro benutzt werden. Abgesehen von ein paar Momenten, in denen die Charaktere geredet haben, als die Animation schon zu Ende war, ist die Synchronisation sehr gut angepasst. Die Lokalisierung ist allgemein mit der Übersetzung sehr gut umgesetzt und sollte keinen Fan enttäuschen.
Ganz anders ist das hingegen mit der Musik – während die Titelmelodie recht episch ist und hier und da ein paar Lieder aus der Serie wie „Kyles Mum“ für Kämpfe benutzt werden, ist der Soundtrack generell schon sehr fade und erinnert stark an eher schlechtere Temp Musik.

Gameplay:

Kampf gegen die Raisins
Ein Kampf gegen die süßen Raisins © Ubisoft, South Park Digital Studios

„South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ ist im Kern ein klassisches Rollenspiel. Ihr bewegt euch auf einer Welt in der Gegner platziert sind, die euch angreifen können um einen Hinterhaltbonus zu erlangen, oder die ihr angreifen könnt um einen Vorteil im Kampf zu bekommen. Wenn ihr euch dann im Kampf befindet, könnt ihr euer Team und eure Fähigkeiten zusammenstellen. Nachdem ihr diese dann ausgewählt habt, beginnt der eigentliche Kampf, bei dem sich der Schauplatz in ein Raster verwandelt. Auf diesem Raster könnt ihr euch nun eine limitierte Anzahl an Feldern bewegen und dann je nach Angriffmuster einen Gegner angreifen, ein Gegenstand aus eurem Inventar benutzen oder den Zug einfach beenden. Wenn euer Zug beendet ist zeigt euch eine Anzeige im unteren Bildschirmrand an welcher Charakter als nächstes dran ist.
Während diese Mechaniken anfangs ziemlich einfach sind, werden die Kämpfe ziemlich schnell anspruchsvoll und kreativ. So werden während einiger Bosskämpfe Balken eingeführt, die sich unabhängig von euren Spielzügen kontinuierlich füllen und wenn sie voll aufgeladen sind, dafür sorgen, dass ein verheerender Angriff oder eine Interaktion mit der Umwelt ausgelöst wird. Das setzt nicht nur schnelles Denken, sondern auch die genaue Koordination über sein Team voraus und abgesehen von ein paar Niederschlägen macht diese Schwierigkeitshürde einen gewonnenen Kampf um einiges mehr befriedigend.

Mächtiger Zeitfurz
Ein Furz der die Zeit für ein paar Sekunden zurückdreht © Ubisoft, South Park Digital Studios

Doch auch ihr werdet stärker und so schaltet ihr relativ früh im Spielverlauf Zeitfürze frei, die es euch erlauben einen gegnerischen Zug zu überspringen oder die Zeit anzuhalten. Neben diesen Zeitfürzen erlaubt euch der Coon auch am Ende des Spiels alle Klassen zu besitzen, was viele Möglichkeiten für Strategien für spezifische Gegner zulässt. Ihr habt aber weiterhin nur vier Angriffe, so dass ihr genau planen müsst, welche Attacke es wert ist mit ins Gefecht zu nehmen. Eine Strategie gegen seine Feinde zu schmieden macht generell großen Spaß und das Kampfsystem hat auch genügend Vielseitigkeit um nicht langweilig zu werden.

Neben den Kämpfen bereist ihr hauptsächlich South Park, löst Rätsel mit euren Zeitfürzen, erledigt Nebenquests, bastelt und erledigt fragwürdige Minispiele.
An dieser Stelle muss auch das Stufensystem erwähnt werden, da es zwar Stufen gibt, diese aber nach ca. Stufe 8 ziemlich unnötig erscheinen, denn die eigentliche Charakterstärke und spezielle Boni kommen von sogenannten Artefakten. Mit jedem Stufenaufstieg (bis ca. 8) erhält man einen weiteren Platz für Artefakte wodurch sich die Macht eures Charakters erhöht. Diese macht entscheidet über die Stärke eurer Charaktere und bildet die Hauptkomponente des Stufensystems. Am Anfang war dieses System sehr interessant und bot öfters Konflikte, die darin bestanden, ob man das stärkere Artefakt nimmt aber dafür auf den effektiven kritischen Schlagbonus verzichtet oder nicht. Da wie oben erwähnt, nach einer gewissen Stufe jedoch diese Artefaktplätze begrenzt sind und der klassische Stufenaufstieg marginal Verbesserungen bietet, ist dieses System schlecht für das Endgame geeignet.
Ein weiterer Punkt der stört und eher ungeeignet ist, ist, dass die Nachrichten, Symbole und die insgesamte Navigation sehr unübersichtlich oder zu klein sind, weswegen man immer die Minikarte aufrufen muss um zu sehen wohin man gehen soll bzw. was man gerade für die Aufgabe erledigen soll.

Spieltiefe:

South Park by Gaslight
Mysterion wacht über South Park © Ubisoft, South Park Digital Studios

Hier liegt das größte Problem des Spiels. Wie oben erwähnt bietet das Stufensystem eher wenig Freude im Endgame und auch auf den Weg dorthin fehlt es Richtung Schluss an Abwechslung.
Wenn die Karte von South Park komplett begehbar ist, dann gibt es bestimmte Punkte an denen immer dieselben Gegner vorzufinden sind. Das wäre nicht ganz so schlimm, aber auch deren Formation und deren Angriffsstrategien sind ebenfalls immer dieselben, was sehr schnell jegliche Freude an einem Sieg dämpft, weil ihr immer denselben Kampf bestreitet.
Die Rätsel zu lösen wird durch ständiges abarbeiten von Minispielen auch sehr schnell lästig und nimmt einem das Vergnügen die Welt zu erkunden.
Mit einer Spielzeit von ungefähr 16 Stunden für die Hauptgeschichte ist „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ ein eher kürzeres RPG. Für den Pedant und Trophäenjäger kommt man auf maximal 24 Stunden. Da man nach dem beenden der Handlung in South Park noch herumlaufen, unerledigte Nebenaufgaben und ein paar Rätsel lösen kann, ergibt sich ein Endgame von ca. vier Stunden.
Die Versprechungen, dass „Die rektakuläre Zerreissprobe“ doppelt so lang sein wird wie sein Vorgänger ist also nicht ganz korrekt, weshalb das Spiel eher für zwischendurch oder für echte South Park Fans geeignet ist.

Pro:

  • Detailgetreue Spielwelt
  • Spaßige und gute Kampfmechaniken
  • Gute Lokalisierung
  • Witzige und abgefahrene Handlung
  • Gute Umsetzung

Kontra:

  • Langweiliger Soundtrack
  • Schlechtes Endgame
  • Unausgeglichene Spielmechaniken
  • zu kleine Navigationssymbole

 

  • 8.5/10
    Handlung - 8.5/10
  • 7/10
    Gameplay - 7/10
  • 9/10
    Grafik - 9/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 5/10
    Spieltiefe - 5/10
7.7/10

Kurzfassung

„South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ ist erneut eine treue Umsetzung der Serie auf das Videospielformat mit witzigen Ideen, einer abstrusen Handlung und einem interessanten Kampfsystem. Leider stolpert es aber bei der Umsetzung von essentiellen Mechaniken und bietet weniger Unterhaltung und Spieldauer als möglich.


Fazit:

In allem was „Die rektakuläre Zerreissprobe“ gut macht, gibt es kleinere „aber…“, die die ursprüngliche Idee in ihre Schranken weist, was dazu führt, dass sowohl die Spieldauer als auch essentielle Grundmechaniken darunter leiden. Das Spiel schafft es aber trotz dieser Fehler durch ein ausgefeiltes Kampfsystem, gute Lokalisierung, einer faszinierenden Handlung und der phänomenalen Detailtreue zum Produkt zu überzeugen.
Wer „Der Stab der Wahrheit“ mochte wird auch die Fortsetzung nicht missen wollen, ansonsten ist „Die rektakuläre Zerreissprobe“ eher für ein Spiel zwischendurch oder für South Park Fans bestens zu empfehlen.


von Daniel Engel

Mehr zum Spiel:
Spielinfo:

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