FIFA 23 (PS5) – Spieletest

FIFA 23 - Ultimate Edition Cover mit Kylian Mbappé und Sam Kerr
FIFA 23 - Ultimate Edition Cover mit Kylian Mbappé und Sam Kerr © Electronic Arts

Und jährlich grüßt der FIFA-Teil… oder so ähnlich. In jedem Fall sollte wohl für die aller meisten mittlerweile ein kleines Routine-Gefühl entstehen, wenn jedes Jahr im Herbst ein neuer FIFA-Teil erscheint. Nur ist das nun wohl der letzte Teil des Franchise, der auf diese Art und Weise erscheinen wird, denn bei EA Sports hat sich in aller Öffentlichkeit einiges getan was Lizenz-Rechte angeht. Wie gut oder schlecht der „letzte“ Teil dieser historischen Spiel-Reihe ist, erfahrt ihr hier in unserem Test.

Bevor wir uns den einzelnen Aspekten des Spiels widmen, konzentrieren wir uns zunächst einmal auf die Modi an sich und was sich dort geändert hat. Auch den schlechtesten Beobachtern dürfte aufgefallen sein, dass der Fokus immer mehr auf den Ultimate Team-Modus gelegt wird und die anderen Modi von Jahr zu Jahr weiter einstauben. Und so kann man das Ganze auch dieses Jahr wieder zusammenfassen, denn außer im UT-Modus hat sich in FIFA 23 so gut wie nichts geändert. Der Karriere-Modus hat kleinere bis maximal mittelgroße Änderungen erfahren, die aber fast nichts an dem Modus selbst ändern. Der VOLTA-Modus interessiert ja glücklicherweise eh niemanden, so fällt es hier zumindest nicht ganz so sehr auf, dass der Modus offenbar auch EA Sports nicht interessiert. Wirklich traurig wird es dann beim Pro Club-Modus, der wiederum sehr geschätzt wird und bei dem seit vielen Jahren schon die Stimmen immer lauter werden die verschiedene Anpassungen fordern. Hier kann man fast gar nicht von Veränderung reden und so wurde auch hier mal wieder auf die eigentliche Community keinen Wert gelegt. Abgesehen von dem WM-Modus, der sogar aber erst nachgereicht wird und den hinzugefügten Frauen-Mannschaften, die aber nicht mal in dem Karriere-Modus eine Rolle spielen, gibt es hier dann nichts erwähnenswertes.

FIFA 23: Fußballspiel
FIFA 23: Fußballspiel © Electronic Arts

Sehr erwähnenswert ist dann aber EA Sports heiliger Grahl – Ultimate-Team. Neben kleinen Anpassungen bei Division Rivals oder der Weekend League wurde vor allem aber das Chemie-System völlig umgekrempelt. Dies führt dazu, dass Spieler auch Chemie von Kameraden bekommen können, die nicht in direkter Positions-Verbindung zu ihnen stehen. Dadurch, dass die Spieler jetzt verbunden werden können unabhängig davon, wo genau sie auf dem Spiel rumgurken, ist es möglich viel frischere und kreativere Teams zu bauen als zuvor. Für einige dürfte es sich dennoch als Herausforderung entpuppen, sich nach einigen Jahren an das neue System zu gewöhnen.

Auch noch interessant: Innerhalb des UT-Modus wurde nun der „Momente“-Modus eingeführt bei dem man neben bestimmten Aufgaben in zufälligen Spielsituationen, auch die wichtigsten Stationen in der Karriere von Kylian Mbappe oder Jürgen Klopp nachspielen kann. Die Idee gab es schon in der NBA 2K-Reihe und war das nicht weniger interessant, wenngleich auch dieser Modus niemals eine wirklich hohe Relevanz erzielen wird. Ein spaßiger Zeitvertreib und ein frischer neuer Weg, um an Items zu kommen, sicherlich aber keine spielerische Revolution.

Das große Thema in diesem Modus und eigentlich auch im ganzen Spiel ist und bleibt aber der Pay-to-Win-Faktor. Immer mehr Kleinigkeiten und Anpassungen erfolgen Jahr für Jahr und sollen damit mehr Druck zu In-Game-Käufen ausüben, um im Endeffekt das Maximum an Geld zu erwirtschaften. FIFA 23 trieft im UT-Modus an allen Ecken und Enden voller Geldgier und macht so das Spiel in gewisser Weise auf mehreren Ebenen kaputt. Abgesehen von der fragwürdigen Heranführung von Kindern an Glücksspiel-Mechaniken, wird es auch weiterhin nie Sinn machen, dass sich Menschen spielerische Vorteile erkaufen können. Vom reinen Spielprinzip hat sich ansonsten eigentlich nichts geändert und so bleibt dieser Modus auch weiterhin einer, der sehr viel Spaß macht und dabei äußerst fragwürdig daherkommt.

FIFA 23 - Stadion
FIFA 23 – Stadion © Electronic Arts

Grafik:

Was die Grafik anbetrifft, war FIFA schon immer ein Vorreiter im Bereich der Sport-Simulationen. Auch dieses Jahr hat sich EA Sports selbst übertroffen und noch realistischere Animationen und der Gesichter und Aktionen im Spiel in den neuen Ableger gebracht. Der Rasen, das Tornetz, das Publikum und das sonstige Drumherum nähern sich immer weiter dem echten Fußball an und machen vor allem auf der PS5 mit 60 FPS und auf 4K durchaus Spaß.

Sound:

Ebenso wie auf der Grafik, liegt ein großer Fokus in diesem Franchise schon immer auf dem Sound. Dieser ist auch dieses Jahr wuchtig und frisch, egal ob man das nun auf die enorme Stadionatmosphäre oder eben der neuen Menü-Playlist beziehen möchte. Viel mehr wird bei einer Fußball-Simulation wohl nicht möglich sein.

Gameplay:

Was das Gameplay anbetrifft, so hat sich hier durchaus einiges getan. Zum einen sorgt die neue „Hypermotion2“-Technologie für wesentlich flüssigere und realistischere Animationen und ein besseres Spielgefühl. Generell kann man sagen, dass sich die Physik des ganzen Spiels weitaus sinnvoller anfühlt, als es in vorherigen Teilen der Fall war. Es wurde nicht nur an den Spielcharakteren gearbeitet, auch das Ballverhalten sorgt für ganz neue Situationen, die es so zwar im echten Leben auch geben kann, zuvor aber nie bei FIFA.

FIFA 23: Frauenteam © Electronic Arts
FIFA 23: Frauenteam © Electronic Arts

Abgesehen von dem deutlich verbesserten Grundgerüst gibt es natürlich auch am Gameplay selbst Änderungen. Hier fallen mit Abstand zwei bestimmte Änderungen ganz klar auf, eine ganz gute und eine katastrophale. Die ganz gute Neuerung nennt sich „Power Shot“. Hier lädt ein Spieler über einen etwas längeren Moment einen Schuss auf, der dafür wuchtig und im richtigen Moment unhaltbar angeflogen kommt. Dieses Feature bringt nicht nur mehr Spaß aufgrund von neuen witzigen Situationen, es sorgt auch für ein viel taktischeres Verhalten für einen selbst. Diese Taktik-Zuwendung zieht sich im Grunde wie ein roter Faden durch das komplette Gameplay, denn gute Pässe kommen mittlerweile ebenso unsicher zustande wie erfolgreiches Dribbling. Dieses Jahr ist also ein kühler Kopf und eine gehörige Portion Bedacht gefordert.

Was leider auch gefordert ist, sind die Nerven von vor allem jenen, die das Spiel nun schon seit mehreren Jahren spielen. Denen sollte nämlich auffallen, dass sich die Standartsituationen ohne nennenswerten Grund immer mal wieder ändern. Hat man sich also gerade mit der aktuellen Mechanik angefreundet, kommt z.B. ein FIFA 23 um die Ecke und ändert die Art und Weise der Ecken, Freistöße und Elfmeter von Grund auf. Diese Änderung bringt aus meiner Sicht nicht nur keine Verbesserung mit sich, sie macht das Spiel sogar schlechter und ist nur nervig. AM Ende des Tages wird man sich auch daran wieder gewöhnen und so brauchen wir uns vermutlich erst gar nicht aufzuregen, die Energie kann man sich für den FIFA-Teil sparen, in dem die Standards dann erneut abgeändert werden und man sich wieder aufregen muss.

Pro:

+ Gute Gameplay-Neuerungen

+ Momente-Modus

+ Flüssigeres und realistischeres Spielgefühl

+ Ultimate Team und Pro Club im Grundkonzept sehr spaßig

Kontra:

– Bugs und Fehler

– Pay-to-Win-Faktor enorm

– Alle Modi außer UT kommen viel zu kurz

– Standards deutlich verschlechtert

– WM-Modus noch nicht enthalten

Spieletest
  • 9/10
    Grafik - 9/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 7/10
    Gameplay - 7/10
  • 2/10
    Spielmodi - 2/10
6.8/10

Zusammenfassung

Ein Spiel welches sich in seiner Mechanik ein deutliches Stück verbessert hat und trotzdem mehr unter Geldgier und Lieblosigkeit leidet als je zuvor.

 


Fazit:

Am Ende des Tages ist FIFA 23 auch nur einfach ein neuer FIFA-Teil. Während die anderen, teilweise auch sehr beliebten Modi, immer weiter in den Abgrund der Ignoranz abrutschen, entwickelt sich Ultimate Team innerhalb seiner schlechten und guten Aspekte stetig weiter. Es fällt dieses Jahr auf, dass sich Gedanken gemacht wurden, wie das Gameplay und der ganze Modus in seinen Hauptaspekten interessanter gemacht werden kann und man muss sagen, dass das auch geglückt ist. Es fällt aber auch auf, dass EA Sports diesen Modus bereits seit vielen Jahren als unfassbar starke Gelddruckmaschine erkannt hat und sie mit Abstand am meisten an dieser Seite des Spiels arbeiten. Ob die großartige Grafik, der bombastische Sound oder das spaßige und realistische Gameplay in Zusammenarbeit mit dem sehr bindenden Grundkonzept von Ultimate Team reichen, um über die Lieblosigkeit der weniger wirtschaftlichen Modi und den sinnlosen Änderungen (und kleinen Bugs) hinwegsehen zu können muss jeder selbst für sich entscheiden. Für mich riecht FIFA 23 aus jeder Pore nach Geldgier und auch wenn ich das Spiel sicherlich auch dieses Jahr lange spielen werde und aufgrund des gut zu sein scheinenden Gameplays auch ordentlich Spaß haben werde, ist die Frage, ob das Spiel ein gutes Spiel ist an diesem Punkt mitunter auch eine Moral-Frage – eine Moral-Frage, die in keinem Fall mit einem einfachen „Ja“ beantwortet werden kann.


von Esteban Belon

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