Dead Island 2 im Test: Hat sich das jahrelange Warten gelohnt?

Dead Island 2 - KeyArt
Dead Island 2 - KeyArt © Deep Silver

2014 sorgte die E3 mit einem ganz bestimmten Trailer für ganz großes Aufsehen. Dead Island 2 sollte schon bald erscheinen und wurde mit einem frischen und unterhaltsamen „Cinematic Trailer“ für einen Hype, der zu Zeiten ohne TikTok & Co. regelrecht bemerkenswert war. Nicht nur ging dieser Trailer als einer der beliebtesten seiner Art in die Videospiel-Geschichte ein, er galt auch als Mahnmal einer großen Enttäuschung. Das Spiel war für eine Veröffentlichung irgendwann zwischen April und Juni 2015 angesetzt und nun werden wohl die allermeisten bemerken: Das Ziel wurde ein wenig verfehlt! Nach 8 langen Jahren und etlichen internen Problemen und Umstrukturierungen ist es dann der 21. April 2023 geworden. Ob sich das wirklich lange warten gelohnt hat oder ob das Projekt im Endeffekt tatsächlich zum Scheitern verurteilt war, erfahrt ihr hier in unserem Test.

Story:

Viel zur Story gibt es nicht zu sagen, doch wen wundert das bei einer Zombie-Apokalypsen-Geschichte eigentlich. Wir stürzen mit dem Flugzeug mitten in einer Quarantänezone ab, aus der wir dann wieder ausbrechen müssen, indem wir uns durch zahlreiche Zombies und Charaktere durchballern müssen. Im Ansatz lässt sich zu Anfang dann noch irgendetwas erkennen, was mit Story zu tun hat, nur um dann völlig zu verschwinden und am Ende für einen Cliffhanger wieder aufzutauchen – Ja, ein Cliffhanger bei einem Spiel, auf das man 8 Jahre gewartet hat. Während man also auf das Ende zusteuert, welches einen zweiten Teil (2067 vielleicht dann?) zu versprechen scheint, werden wir von einem Humor begleitet, der mal witzig sein kann, meistens aber an eine Zeit erinnert, an der das Ganze eigentlich noch viel besser gepasst hätte…so 2015 zum Beispiel. Es scheint, als hätte es vor ganz vielen Jahren ein Dokument auf irgendeinem PC gegeben, welches eine Idee zu einer Story und ein paar Witze beinhaltet hat. Anstatt, dass man hier dann darauf aufgebaut hat, hat man einfach alles genau so übernommen und drumherum ein Spiel gebaut, welches technisch zeitgemäß ist.

Dead Island 2 - SamB
Dead Island 2 – SamB © Deep Silver

Grafik:

Vom Standpunkt der PS5 ausgesehen, gibt es grafisch bis auf Spiegelreflexionen in diesem Spiel rein gar nichts zu bemängeln. Das Map- und Charakterdesign sprüht vor Kreativität, die Animationen bzw. Effekte knallen richtig und erzeugen dabei durchaus auch immer wieder Atmosphäre. Keine Bugs oder Glitches (muss man heutzutage ja leider auch loben) und so ist das hier vor dem Day-One-Patch bereits auf ganz hohem Niveau.

Sound:

Soundtechnisch kommt hier alles auf das Niveau der Grafik. Die Synchronisation ist gut, die Effekte knallen auch auditiv extrem und immer wieder gibt die Musik ein Gefühl von Überdrehtheit und Spaß hinzu. Ich hätte mir zwar trotzdem hier und da mehr musikalische Abwechslung gewünscht, da sind wir aber schon bei Meckern auf hohem Niveau.

Dead Island 2 - Verteidigung
Dead Island 2 – Angriff ist nicht immer die beste Verteidigung © Deep Silver

Gameplay:

Kommen wir also zum wichtigsten Aspekt dieses Spiels: Das Gameplay. Zu Anfang müssen wir uns erstmal zwischen sechs Charaktere entscheiden. Alle bringen jeweils unterschiedliche Attribute mit jeweils unterschiedlichen Einflüssen auf das Spiel mit sich und so sollte man sich hier von Beginn an weise entscheiden, denn diese Wahl kann man dann nicht mehr wechseln. Haben wir uns entschieden, werden wir also auf Los Angeles losgelassen und befinden und inmitten der Zombie-Apokalypse. Sich gegen Open-World zu entscheiden, passt zwar zur Theorie von vorher, dass viel einfach so gelassen wurde wie es vor 10 Jahren noch war, jedoch finde ich das hier eine fast schon erfrischende Abwechslung. So viel Inhalt und Breite wie möglich in ein Spiel zu bringen hat für mich schon so einige Spiele kaputt gemacht, manchmal ist es besser sich auf die Hauptsachen zu fokussieren. Im Fall von Dead Island 2 ist das nicht unbedingt die Umgebung, sondern der eher unfreundliche Umgang mit den Zombie-Kreaturen.

Das Zombie-Gemetzel macht so viel Spaß, wie man es sich erhofft hat. Es begegnen einem eine Vielzahl aus verschiedenen Zombie-Typen, bei denen es durchaus Sinn ergibt, Waffen und Fähigkeiten spezifisch zu modifizieren, um es sich im Kampf einfacher zu machen. Man muss hier verschiedene Angriffe timen und seine Möglichkeiten auch mal kreativ nutzen. Dabei sehen die Metzel-Effekte immer spaßig und echt aus und lassen dem Spieler einen großen kreativen Freiraum bei der Entscheidung, wie man sich nun um die einzelnen Körperteile der Zombies kümmern möchte.

Dead Island 2 - Es gibt jede Menge Zombies zu erledigen
Dead Island 2 – Es gibt jede Menge Zombies zu erledigen © Deep Silver

Auch nach so vielen Jahren hat es sich Dead Island 2 nicht nehmen lassen mit einigen negativen Aspekten aufzuwarten, die durch die vorangegangene Produktionszeit noch ein Stück schwerer wiegen. So ist die Steuerung teilweise etwas behäbig, der Kartenspiel-Skilltree nimmt gefühlt überhaupt keinen Einfluss auf das tatsächliche Spielerlebnis und der Schwierigkeitsgrad ist nicht anpassbar. Für mich persönlich war das Spiel insgesamt, trotz stärker werdender Zombies, nicht herausfordernd genug und so ging an dieser Stelle für mich einiges an Spannung und Spaß verloren. Auch ist die Tatsache, dass es praktisch keinen Anreiz gibt das Spiel über diesen einen ersten Durchlauf zu spielen (Stichwort New Game Plus) hinterließ einen eher enttäuschenden Beigeschmack. Ein weiterer Kritikpunkt wird aber ist dann noch die USK-Fassung, die viel von der eigentlichen Seele von Dead Island wegnimmt. Diese Beschneidung bezieht sich zwar nur auf die Interaktion mit bereits getöteten Zombies und sollte dementsprechend eigentlich kein großes Problem darstellen, wenn es nicht im ersten Teil schon so viel Spaß gemacht hätte die Zombie-Leichen zu metzeln.

Pro:

+ Spaßige Kämpfe

+ Viel Abwechslung

+ Schönes Map-Design

+ Knallende Soundeffekte

+ Saubere Performance

Kontra:

– Story lieblos

– Keine Langzeitmotivation

– Geschnittene Fassung nimmt etwas Feeling weg

– Steuerung manchmal unangenehm

– Bosse zu leicht

– Genereller Schwierigkeitsgrad nicht verstellbar

Spieletest
  • 6/10
    Story - 6/10
  • 8/10
    Grafik - 8/10
  • 7/10
    Sound - 7/10
  • 7.5/10
    Gameplay - 7.5/10
7/10

Fazit:

Dead Island 2 hat das Laster der langen Entwicklungs-Zeit. Dinge wie ein nicht verstellbarer Schwierigkeitsgrad oder einer leicht unausgereiften Steuerung sind kurzfristigeren Erscheinungen noch verziehen, nicht aber diesem Spiel. Bei der Story und den Quests hat man sich auch kaum Mühe gegeben, der Skilltree bietet nicht wirklich einen Mehrwert und die USK-Fassung nimmt einem noch ein wenig vom alten Dead Island-Flair. Auf der anderen Seite sehen die Umgebungen aber toll aus, die Animationen und das Sound-Design sind auf einem hohen Level und die Kämpfe machen auch aufgrund ihrer Variationen großen Spaß. Im Kern trifft das Spiel also durchaus das, was es sein soll: Ein spaßiges Splatter-Festival den man auch zusammen mit seinen Freunden genießen kann. Großartig kreativ oder gar hingebungsvoll ist das hier zwar nicht, muss es aber nicht sein. Stumpfe, spaßige leichte Kost – ob das nach all den Jahren doch eine kleine Enttäuschung ist muss am Ende des Tages jeder für sich selbst entscheiden.


von Esteban Belon

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