Call of Duty: Black Ops Cold War (PS4/5) – Spieletest

Call of Duty: Black Ops Cold War - Artwork
Call of Duty: Black Ops Cold War - Artwork © Activision Publishing

Als jemand der sich seit „Call of Duty: Black Ops 2“ aus dem Jahre 2012 sehr aktiv in diesem Franchise aufhält, war der Release des neuen Ablegers der Black Ops-Reihe am 13.11.2020 natürlich auch für mich sehr aufregend. Allen voran im Zusammenhang mit der Playstation 5, die eine knappe Woche später erschien, waren die Erwartungen an das Entwicklerstudio Treyarch sehr hoch. Die Frage ist nun, ob Treyarch und Call of Duty’s Publisher Activision mit dem insgesamt siebzehnten COD-Titel an den Erfolg der Black Ops Reihe anknüpfen können oder ob sie die Abwärtsspirale, die der letzte und deutlich schwächste Teil „Black Ops 4“ einleitete, fortführen.

Story:

Cold War spielt, wie der Name es schon verrät, während des kalten Krieges in den Anfang-80ern. Hier möchte ein russischer Geheimagent, der sich selbst „Perseus“ nennt, die westliche Welt zerstören. Um diesem Tun entgegenzuwirken, stellt CIA-Offizier Russel Adler ein Team zusammen, bestehend aus vielen alten Charakteren aus den vergangenen COD-Kampagnen.

Manchmal sind es die kleinen Änderungen, die beim Spieler selbst einen großen Eindruck hinterlassen. So kann man dem Spiel beispielsweise sehr hoch anrechnen, dass man sich seinen Charakter in Bezug auf seine Eigenschaften selbst erstellen kann. Geschlecht, Hautfarbe, militärischer Hintergrund und sogar zwei Charaktereigenschaften, die das Spielgeschehen beeinflussen, kann man auswählen. Die Story bietet Überraschungen, hat gut geschriebene Charaktere und großartig inszenierte Zwischensequenzen. Zu diesen positiven Aspekten kommt dann noch hinzu, dass es verschiedene Enden gibt, die sich je nach Spieler-Entscheidung zeigen. Lediglich die kurze Spieldauer von knapp 5 Stunden gibt es hier anzukreiden, da hätte man ruhig noch mehr reinpacken können.

Call of Duty: Black Ops Cold War - Operator Woods und Park
Call of Duty: Black Ops Cold War – Operator Woods und Parks © Activision Publishing

Grafik:

Die Grafik an der PS4 ist gut, an der PS5 ist sie bombastisch. Das sogenannte Raytracing, bei dem Berechnungen stattfinden um Licht und Schatten so realistisch wie möglich darstellen zu lassen, entfaltet hier sehr auffällig seine Wirkung. Die Zwischensequenzen der Kampagne sind auf einem sehr hohen Niveau und auch im Gameplay selbst merkt man einen deutlichen Unterschied zur PS4 und zu den Vorgänger-Titeln. Egal ob Explosionen, Fahrzeug-Kämpfe oder ganz normale Schlachten am Boden, die Grafik zieht den Spieler förmlich mit in den Krieg.

Sound:

Sound-technisch wird der Spieler ebenfalls in das Kriegs-Geschehen hineinversetzt und hat das Gefühl, er befindet sich selbst auf dem Schlachtfeld. Neben den ganzen Explosionen, den Schreien der Soldaten und den Fahrzeug-Sounds sticht für mich ein ganz bestimmter Aspekt heraus, den das Call of Duty-Franchise schon seit jeher perfektioniert hat: Der Waffensound. Wenn man jemand ist der entweder tief in der Materie von COD drinsteckt oder aber ein wenig Waffen-Affin ist, dem werden die befriedigenden Schussgeräusche der Waffen sehr schnell auffallen. Auch hier hat es Treyarch wieder geschafft, dass sich die Waffen allein wegen ihres Sounds so anfühlen, wie sie es wahrscheinlich auch in echt tun würden. Erwähnenswert ist an der Stelle auch noch die Musik, die vor allem in der Kampagne sehr gut gewählt wird und das ohnehin schon hohe Niveau nochmals anhebt.

Call of Duty: Black Ops Cold War - jede Menge Action während einer Mission
Call of Duty: Black Ops Cold War – jede Menge Action während einer Mission © Activision Publishing

Gameplay:

Das Gameplay hat, wie es bei Call of Duty so üblich ist, viele positiven Punkte aber auch einige sehr negative. Da diese negativen Punkte aber hauptsächlich im Multiplayer-Modus in Erscheinung treten kommen wir dazu erst später. Die erste Auffälligkeit sind hier ansonsten die haptischen Trigger, also die hinteren Tasten des PS5 Controllers die sich je nach Spiel-Umstand anders bedienen lassen. Habt ihr eine Waffe in der Hand, die sehr schnell schießt, so vibriert der Knopf, mit dem man am Controller schießt im selben Rhythmus wie die Schüsse fallen und ändert hier auch je nach Waffe seine Intensität. Dies lässt das Spielerlebnis deutlich realistischer wirken und macht vor allem im Hinblick auf die Kampagne viel Spaß. Generell läuft das Spiel, sofern dich die Bugs einen nicht aus dem Spiel oder gar aus der ganzen PS5 kicken, sehr flüssig und bringt ein bisschen den alten Flair aus Black Ops 1 & 2 zurück. Es ist ein schnelles und belebtes Gameplay in denen es nur selten langweilig wird und bietet was Waffen angeht eine breite Palette an verschiedensten Spielerlebnissen.

Call of Duty: Black Ops Cold War - Redeemer Magnum
Call of Duty: Black Ops Cold War – Redeemer Magnum © Activision Publishing

Multiplayer:

Bevor wir zum eigentlichen Multiplayer-Modus kommen, bei dem ich stark darauf achten muss, kein riesengroßes Fass aufzumachen, machen wir noch einen kurzen Abstecher zu zwei anderen ebenfalls sehr beliebten Modi– den Zombie-Modus und Warzone:

Für mich persönlich war der Zombie-Modus nie etwas, doch dieses Jahr wurde dieser Spielmodus in solch hohen Tönen gelobt, dass selbst ich mich ran gewagt habe. Vorab: Ich werde diesen Modus auch weiterhin nicht spielen, jedoch kann ich das Lob verstehen und es macht Sinn, dass eingefleischte Zombie-Fans bereits etliche Stunden darin verbracht haben. Das Grundprinzip bleibt unschlagbar und wird für Fans immer funktionieren. Hinzu kommt, dass es Neuerungen gibt, wie mehr Munitionskisten oder die Option, das Spiel im Tausch gegen Belohnungen abzubrechen und diese bringen frischen Wind ins Altbekannte. Lediglich der Release-Umfang lässt zu wünschen übrig, da es nur eine einzige mittelgroße Map gibt auf der man zügig alles gesehen hat.

Mit Warzone führt Call of Duty einen Riesenerfolg aus dem vergangenen Teil weiter und hält sich dabei ganz nach dem Motto „never change a running System“ an die Version aus „Modern Warfare“ (2019). Hier gibt es nicht viel zu sagen, da sich zum neuen COD hin so gut wie gar nichts geändert hat, außer dass sich der Spielcharakter etwas „starrer“ in seinen Bewegungen bzw. in seiner Dynamik anfühlt. Warzone war ein großartiger Treffer ins Herz der Videospiel-Industrie und hat sich nicht nur konkurrenzfähig für die Battle-Royal Branche gemacht, der Modus hat sich mittlerweile sogar zu einer der erfolgreichsten Battle-Royal-Spiele auf dem Markt hochgekämpft und das zurecht.

Call of Duty: Black Ops Cold War - Zombies - Speed Cola
Call of Duty: Black Ops Cold War – Zombies – Speed Cola © Activision Publishing

Kommen wir nun zum wichtigsten, aber auch umstrittensten Teil des neusten Ablegers der Reihe: Der Multiplayer. Die Richtung in die Activision in den letzten Jahren mit dem Multiplayer gegangen ist, ist ganz klar Kommerz. Mit dem bereits in „Call of Duty: Advanced Warfare“ eingeführten sogenannten „Skillbased Matchmaking“ zerstörten Activision in Zusammenarbeit mit ihren jeweiligen Entwicklern Jahr für Jahr immer stärker ihren Multiplayer für alteingesessene Spieler und machten ihn massentauglicher. „Skillbased Matchmaking“ ist der Name des Algorithmus, welcher dafür sorgt, dass ein Spieler gemessen an seiner Leistung aus den letzten 5-10 Spielen in Spielrunden kommt, in denen nur Spieler mit demselben Skillwert reinkommen. Dies führt nicht nur dazu, dass sich jede Runde gleich anfühlt, es verhindert auch jeglichen Lerneffekt für alle Spieler und nimmt vor allem guten Spielern völlig den Spielspaß. Die unbändige Abneigung, die dieses System aus dem Internet zu spüren bekommt, hält Activision jedoch auch nach Jahren nicht davon ab, diesen Algorithmus jedes Mal noch stärker als im Teil zuvor einzubauen. Wenn also in den sozialen Medien eine solch starke Konter-Kultur entstanden ist, wieso Skillbased Matchmaking dann drin lassen? Die Antwort lässt sich ganz einfach einsehen, indem man sich die Einnahmen von Activision in den letzten Jahren anschaut. Spieler, die zum ersten Mal in den Genuss von Call of Duty kommen werden nun nicht mehr von den erfahrenen bzw. guten Spielern Runde für Runde zerlegt (bis sie dazu lernen), viel mehr haben sie jetzt auch von Anfang an eine Chance Kills zu machen und Erfolge zu erzielen. Das führt dazu, dass sich mehr Menschen das Spiel kaufen und dazu animiert werden auch das nächste zu kaufen und genau hier schlagen wir den Bogen zurück zu Cold War, welches im Multiplayer für mich und viele andere schlicht unspielbar ist. „Killstreaks“ sind nun nicht mehr daran gebunden viele Kills zu machen, ohne zu sterben, Killstreaks die von den guten Spielern zuvor benutzt wurden, wurden entfernt und die wenigen Maps die rauskamen bieten genug Möglichkeiten, um sich zu verstecken und aus irgendeinem Fenster Kills abzugreifen, ohne das Spiel auch nur annähernd beherrschen zu müssen. Die Maps sind teils zu groß und mit einer Anzahl von 8 auch sehr knapp aufgestellt und generell hat das Spiel noch sehr viele Spielefehler.

Dies lässt sich auch ganz einfach damit erklären, dass die Publisher wie Activision aufgrund des Technikfortschrittes mittlerweile auch halbfertige Spiele herausbringen können, um die dann über Monate nachzupatchen, bis sie vollständig sind. Ganz einfach wird so der Zeitdruck für die Entwickler rausgenommen und das Spiel spült pünktlich vor dem Weihnachtsgeschäft die Millionen in die Kassen.

Der Multiplayer an sich ist dennoch nicht schlecht, tatsächlich ist er meiner Meinung nach sogar einer der besten der letzten Jahre. Die Grafik und vor allem die Farbgebung ist sehr stark, die Waffen sind divers und trotzdem ausbalanciert, die Killstreaks an sich sind gut balanciert und das Spiel fühlt sich vom reinen Spielgefühl sehr gut an. Speziell für Fans der Black Ops-Reihe sollte der Multiplayer auf den ersten Blick wirklich sehr gelungen wirken und würde wahrscheinlich auch in den sozialen Medien wesentlich besser wegkommen, würden sie nicht die Massentauglichkeit das ganze Erlebnis zerstören lassen. Im Endeffekt gilt auch hier wie so oft – Geld regiert die Welt.

Pro:

  • Starke Grafik
  • gute Kampagne
  • Zombie-Modus und Warzone sehr stark
  • gutes Gameplay-Gefühl
  • gutes und ausbalanciertes Waffen-Gefühl

Kontra:

  • Skillbased Matchmaking im Multiplayer
  • Kampagne zu kurz
  • Zombie-Map zu klein
  • Multiplayer hat zu wenige Maps
  • Maps zum Teil sehr schlecht
Spieletest
  • 8.5/10
    Story/Kampagne - 8.5/10
  • 8/10
    Grafik - 8/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 9/10
    Gameplay - 9/10
  • 2/10
    Multiplayer - 2/10
7.5/10

Fazit:

Insgesamt kann man dem Spiel in keiner Hinsicht wirkliches Versagen vorwerfen. Die Kampagne funktioniert gut, der Zombie-Modus ist gelungen und Warzone ist auch für mich persönlich einer der besten Battle-Royale-Titel, welche ich jemals spielen durfte. Lediglich dem Multiplayer kann ich so gut wie gar nichts abgewinnen, da die Geldgier diesen Modus leider zerstört hat. Diese Tatsache hat erst recht einen faden Beigeschmack, da der Multiplayer an für sich auch gut gelungen ist und Cold War das beste Call of Duty seit Jahren ist bzw. sein könnte. Ein Modus macht aber in diesem Fall nicht das ganze Spiel aus und so muss man neidlos anerkennen, dass Call of Duty Black Ops: Cold War ein sehr gelungener siebzehnter Teil der Spiele Reihe ist und mit Sicherheit an den Erfolg der Vorgänger anknüpfen wird.


von Esteban Belon

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