Borderlands 3: Im Spieletest für die PS4

Borderlands 3: Moze Co-op
Borderlands 3: Moze Co-op © 2K

Wenn ich das Wort „Geheimfavorit“ in Bezug auf Videospiele höre, dann kommt mir so ziemlich als erstes immer die „Borderlands“-Reihe in den Kopf. Eben diese Reihe ist seit dem ersten Teil im Jahre 2009 das erfolgreichste Spiel des Entwicklers „Gearbox Software“ und ist zwar eine allgemein sehr populäre Reihe, hatte aber nie eine so große Präsens in meinem und in den Köpfen vieler anderer Spieler wie die anderen großen Titel unserer Spielelandschaft. Mit Borderlands 3, welches (anders als der Titel vermuten lässt) der fünfte Teil der Reihe ist, vollbrachte das Entwicklerstudio im September 2019 ein großartiges Comeback und brachte Borderlands wieder stark ins Gespräch. Kann dieser Ableger vielleicht sogar dafür sorgen, dass Borderlands sein „Nischen-Image“ los wird?

Story:

Borderlands 3: Packshot PS4
Borderlands 3: Packshot PS4 © 2K

Die Handlung des Spiels setzt einige Jahre nach dem zweiten Teil ein und beginnt auf dem Planeten Pandora. Hier versammeln die Geschwister Troy und Tyreen Calypso die Banditenstämme, die auf dieser kargen und zerstörten Wüstenwelt noch übrig sind, um so die Kontrolle über diesen und anderen möglichen Planeten zu erlangen. Die Sirene Lilith, welche die Rebellengruppe „Crimson Raiders“ anführt, engagiert verschiedene sogenannte „Kammerjäger“, die ihr dabei helfen sollen, die Antagonisten zu besiegen. Hierfür werden die insgesamt vier verschiedene Charaktere vorgestellt und dann von dem Spieler oder von den Spielern ausgewählt. Durch viele verschiedene Umgebungen, Gegner und anderen Hindernissen werden die Kammerjäger auf ihrer Reise, neben neuen Charakteren, auch von altbekannten Charakteren begleitet und dabei unterstützt die Pläne der Kalypso-Geschwister zu durchkreuzen.
Die eher fade Story zu bewerten ist schwer, da ich nicht zu hundert Prozent weiß, worum es denn jetzt genau geht. Das Spiel scheucht einen in solch einem Tempo von Ort zu Ort, dass man zum Großteil gar nicht mitbekommt warum man nun genau tut was man gerade tut. Dem Spiel mangelt es Story-technisch also stark an guten und übersichtlichen Erklärungen, um der Überforderung der Spieler entgegenzuwirken. Trotzdem ist es eine interessante Fortsetzung der Vorteile und hat für die alten „Borderlands-Hasen“ die das Spiel schon seit Jahren spielen im Sinne des „Fan-Service“ viel zu bieten.

Grafik:

Wenige Videospiele in der gesamten Geschichte schafften es, dass die Geister sich so schieden wie bei der Borderlands-Reihe. Die Anzahl an Menschen, die der Grafik neutral gegenüberstehen ist verschwindend gering – hier geht es nach dem Motto „Man hasst es oder man liebt es“. Das sogenannte „Cel-Shading“, welches jene Grafik beschreibt, die so gerendert wurde, dass sie gezielt nicht-fotorealistisch aussieht, sondern den Look von einem Comic oder einem Cartoon hat, steht kennzeichnend für die Spielereihe. Die Brutalität des Spieles könnte vermuten lassen, dieser Grafikstil wäre fehl am Platz doch gerade diese überspitze Brutalität gepaart mit dem einzigartigen und verrückten Humor des Spieles befindet sich mit dem Grafikstil in starkem Einklang. Von der Toon-Optik mal abgesehen, bietet die Grafik sonst nichts Weltbewegendes. Die verschiedenen Planeten, die man bereist sind zwar alle völlig unterschiedlich gestaltet, läuft man auf diesen aber schon seit einer Stunde rum erscheint das Ganze dann doch sehr eintönig und wenig kreativ. Man hätte hier mit mehr und vor allem mit knalligeren Farben spielen können, die sich in das Setting des Spieles auch sehr gut hätten eingliedern können.

Borderlands 3: Children of the Vault
Borderlands 3: Children of the Vault © 2K

Sound:

Die Richtung, in die das Spiel gehen will, wird schon zu Beginn des Spieles deutlich und ist zu einem großen Teil auch dem Sound zu verdanken. Die Anfangssequenz dieses Titels nimmt den Spieler in ein kurzes und spaßiges Abenteuer mit, in denen die spielbaren Charaktere vorgestellt werden und wird hier eindringlich von einem fetzigen Rock-Lied begleitet. Zusammen mit den Klängen der verschiedenen Waffen, den Fähigkeiten der Charaktere und der lustigen Sprüche aller Beteiligten bekommt man hier direkt zu Anfang sehr viel Lust auf dieses Spiel. Diese Wirkung zieht sich durch das komplette Spiel – Sei es mit kleinen Handpistolen oder aber mit fetten Raketenwerfern, die Sounds der Waffen unterscheiden sich so stark voneinander, wie sie auch Spaß machen. Ganz speziell stechen für mich aber die lustigen Sprüche heraus die von vielen NPC’s dahingejammert werden während sie verenden und durchaus auch mal die vierte Wand durchbrechen. Dieser Humor wird sicherlich nicht jedem gefallen, doch für mich waren diese Sprüche, aber auch der Humor an für sich, ein starker Unterhaltungs-Faktor der mich und meine Mitspieler zum Weiterspielen bewegt hat. Auch die zu Anfang bereits erwähnte Musik bleibt bis zum Ende ein Schwerpunkt des Spieles, sie sorgt für noch mehr Unterhaltung als ohnehin schon und wird stellenweise sogar zum Teil des Kampfes.

Borderlands 3: Lilith
Borderlands 3: Lilith© 2K

Gameplay:

Wer sich bereits zuvor mit Titeln wie „Call of Duty“ auseinandergesetzt hat, wird auch in Borderlands 3 keine großen Probleme haben sich in das Gameplay einzufinden – Ego-Shooter bleibt im Endeffekt immer noch Ego-Shooter. Ein ganz großes Lob geht an dieser Stelle an die Entwickler die nicht nur voreingestellte Tastenbelegungen zur Verfügung stellen bei denen man sich oft einfach für das geringere Übel entscheiden muss, sondern auch die Option ins Spiel gebracht haben seine Tasten frei zu belegen, so wie man es eben möchte. Für Spieler wie mich zum Beispiel, die viele Jahre mit ein und derselben Steuerung in Ego-Shootern verbracht haben ist das die perfekte Voraussetzung, um sich direkt mit dem Spiel anzufreunden. Auch sonst gibt es an Borderlands 3 Gameplay-technisch wenig zu bemängeln. Die Bewegungen fühlen sich flüssig an, die Gegner sind ebenso wie die Waffen unterschiedlich und es kommen immer wieder Stationen, an denen wieder etwas Neues dazukommt (z.B neue Fahrzeuge). Einzig und allein die Unübersichtlichkeit des Spieles ist mir negativ aufgefallen und könnte für einen unerfahrenen Spieler eine sehr große Herausforderung darstellen. Vor allem am Anfang ist es sehr schwer sich einen Überblick über das Menü zu verschaffen und mit wenig Erklärung herauszufinden wie die Skill-Bäume und ganz besonders das Inventar funktioniert. Außerdem enthält das Spiel viele Waffen…sehr viele Waffen! Da für mich auch bei Videospielen das Motto „weniger ist mehr“ gilt, hätte ich mir hier weniger Waffen und Zubehör gewünscht. Freude über den Loot den man erhält erzeugt das Spiel jedenfalls nicht, denn wenn man mal wieder mit tonnenweise Loot zugeschüttet wurde, so wird man nach zehn Minuten wieder mit derselben Menge an Loot konfrontiert und verkauft im Endeffekt einfach alles, um wieder etwas an Klarheit zu gelangen und sich dann Waffen zu kaufen die man tatsächlich haben möchte.

Borderlands 3: Proving Grounds
Borderlands 3: Proving Grounds © 2K

Spieltiefe:

Die Spieltiefe lässt sich kurz erklären, da diese nicht wirklich vorhanden ist. Dies liegt aber weniger daran, dass die Entwickler nicht befähigt sind Spieltiefe zu kreieren, sondern eher, dass darauf schlichtweg kein Fokus gelegt wurde. Die spielbaren Charaktere haben genaugenommen überhaupt keine Hintergrundgeschichte oder sonst eine Tiefe, die Nebencharaktere haben nur das bisschen was die Teile zuvor hergeben und die Antagonisten bestehen aus nicht viel mehr als witzigen Sprüchen, übernatürlichen Fähigkeiten und der typischen „Ich will die Weltherrschaft“-Mentalität. All das lässt auch die Story sehr langweilig und sinnlos wirken und ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass den Spielern, wie eingangs erwähnt, gar nicht so richtig bewusst ist was bezüglich der Story gerade passiert. Kann man als Spieler darüber hinwegsehen, dass die Story im Endeffekt egal ist, so funktioniert das Spiel sehr gut. Kann man es nicht, so werden eben solche Spieler ein riesiges Problem mit Borderlands 3 haben.

Trailer zu Borderlands 3:

Multiplayer:

Wer es nicht von den Vorgängern von Borderlands 3 kennt, der kennt das Prinzip der Koop-Story eventuell aus anderen Titeln wie beispielsweise „Destiny“. Das Spiel enthält eine Hauptstory die sowohl allein als auch mit bis zu drei weiteren Freunden spielbar ist. Wenn möglich sollte diese Story dann auch tatsächlich nicht allein gespielt werden, da es gemeinsam mit seinen Freunden nicht nur mehr Spaß macht sich durch die verschiedensten Areale durchzuballern, es ist auch von der Schwierigkeit und von dem Umfang des Spiels selbst sinnvoller. Die verschiedenen Charaktere können alle komplett unterschiedliche Dinge sodass man sich im Koop-Modus zum einen völlig voneinander unterscheidet und Dinge kann, die die anderen wiederrum nicht können und man zum anderen auch seine Fähigkeiten zusammen einsetzen kann und sich gegenseitig miteinbindet (z.B. auf den Rücken eines Freundes springen und mit seinem Geschütz schießen). Gekoppelt mit der Tatsache, dass jeder alles looten kann und somit auch untereinander ein Konkurrenzkampf entstehen kann, führen die genannten Aspekte dazu, dass man wirklich das Gefühl bekommt man spiele miteinander und nicht nebeneinander.

Pro:

  • Sehr witzig und unterhaltsam
  • tolles Koop-System
  • super Grafik-Stil (wenn man es mag)
  • Steuerung anpassbar wie man es möchte
  • abwechslungsreiche Spiel-Areale

Kontra:

  • Wirres Storytelling
  • eher schlechte Story
  • gewisse Bereiche erscheinen irgendwann monoton
  • Charaktere haben 0 Tiefe
  • Antagonisten langweilig und unoriginell
  • unübersichtliches Menü
Spieletest
  • 4.5/10
    Story - 4.5/10
  • 8.5/10
    Grafik - 8.5/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 8.5/10
    Gameplay - 8.5/10
  • 2/10
    Spieltiefe - 2/10
  • 8/10
    Multiplayer - 8/10
7/10

Fazit:

Mit Borderlands 3 kreierte „Gearbox Software“, neben einem sehr starken Comeback, einen starken Konkurrenten für die Destiny-Reihe. Mit einer nun viel Größeren Fanbase macht sich Borderlands auf den Weg an die Spitze der Videospiel-Industrie und das trotz ganz eigenem Grafik-Stil und schrägem Humor. Wer bereit ist anfangs etwas unübersichtliche Menüs zu studieren und sich nicht von der lahmen Story abschrecken lässt, den erwartet ein gut 30-stündiges knalliges und aufregendes Humor-Abenteuer und sehr viel Spaß mit seinen Freunden.


von Esteban Belon

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