Triangle of Sadness: Die neue Satire von Ruben Östlund

Harris Dickinson und Charlbi Dean
Harris Dickinson und Charlbi Dean © Alamode

Die Kritik:

Wer Filme mit satirischem Unterton liebt, kommt nicht an Ruben Östlund vorbei. Der schwedische Filmemacher und Drehbuchautor erhielt 2017 für „The Square“, ein ironisches Drama über die zeitgenössische Kunstwelt, die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes. Nun wurde er für seinen aktuellen Film „Triangle of Sadness“ wieder mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Dieses Mal widmet sich Östlund der Welt der Reichen und Schönen und kredenzt dem Zuschauer eine Satire, die es in sich hat. 

Das Poster von "Triangle of Sadness"
Das Poster von „Triangle of Sadness“ © Alamode

Das Model-Pärchen Carl (Harris Dickinson) und Yaya (Charlbi Dean) führt ein perfektes Leben. Zumindest versuchen sie dieses Gefühl auf ihre Follower zu übertragen. Sie erhalten eine Einladung zu einer Reise auf einer Luxuskreuzfahrt, welche die beiden annehmen. An Bord treffen die Influencer noch viele weitere Superreiche: russische Oligarchen (Zlatko Burić), IT-Milliardäre oder britische Waffenhändler. Zudem ist der Kapitän (Woody Harrelson) des Schiffes krankhafter Alkoholiker. Die Reise beginnt friedlich, bis sich die Geschehnisse auf einen Schlag verändern und das Machtverhältnis untergeht …

Der Begriff „Triangle of Sadness kommt ursprünglich aus der Schönheitsbranche. Das Dreieck der Traurigkeit ist eine Stelle zwischen den Augenbrauen und ist besonders ausgeprägt, wenn man häufig mit Problemen zu kämpfen hat. Diesen Zwiespalt der oberflächlichen Schönheit der Superreichen und dem schwierigen Leben der einfachen Leute thematisiert der Film des schwedischen Regisseurs. „Triangle of Sadness möchte eine Satire über Reichtum, Kapitalismus und die Modewelt sein und diese Rezeptur geht völlig auf. 

„Triangle of Sadness“ ist in drei Kapitel unterteilt. In dem ersten Kapitel werden die Protagonisten Yaya und Carl vorgestellt, wobei Östlund in erster Linie die Model-Kultur kritisiert. Wichtige gesellschaftliche Themen wie gleiche Bezahlung zwischen den Geschlechtern werden aufgegriffen, da sich die Machtverhältnisse in der Modebranche zu unserer restlichen Gesellschaft unterscheiden. Hier verdienen Frauen deutlich mehr Geld als Männer und auch sexuelle Belästigung ist eine omnipräsente Problematik. Das erste Kapitel mündet daraufhin in einem Streitgespräch zwischen Yaya und Carl, in welchem Geschlechterrollen und Verhaltenserwartungen umgedreht werden. Tatsächlich basiert die Restaurantszene sogar auf einer wahren Begebenheit des Regisseurs. Harris Dickinson („The King’s Man – The Beginning“) und Charlbi Dean brillieren beide mit einer überspitzten Performance, deren Spagat exakt aufgeht. Leider wird „Triangle of Sadness“ von dem tragischen Tod Charlbi Deans überschattet, welche kürzlich im Alter von 32 Jahren verstorben ist. 

Woody Harrelson als alkoholkranker Kapitän
Woody Harrelson als alkoholkranker Kapitän © Alamode

Im zweiten Kapitel begeben sich Yaya und Carl dann auf eine Kreuzfahrt-Tour für Superreiche. Östlund wirft seine Figuren in viele skurrile Momente, die richtig viel Spaß machen und gleichzeitig unsere Gesellschaft entlarven. Die Crew des Schiffes soll ihren Gästen jeden Wunsch erfüllen, egal wie skurril dieser sein mag. Schließlich ist das Trinkgeld von dieser Einstellung abhängig. In einer Szene müssen die Mitarbeiter daraufhin alles stehen und liegen lassen, da eine Urlauberin fordert, dass alle Crew-Mitglieder im Wasser schwimmen gehen müssen. Selbst wenn im Gegenzug dafür das teure Essen verdirbt. Das Highlight im zweiten Drittel ist das Dinner mit dem Kapitän, wobei Woody Harrelson („Natural Born Killers“) wirklich glänzen darf. An seiner Seite dreht zudem Zlatko Burić („Pusher“) auf, welchen man als Stammdarsteller von Nicolas Windig Refn kennen dürfte. Beide diskutieren minutenlang betrunken über Kapitalismus und Kommunismus, was zu unzähligen spannenden Dialogen führt. Außerdem geschieht währenddessen das große eklige Highlight des Filmes. Die mehrminütige Sequenz wird den Kinosaal zum Platzen bringen, das können wir euch versprechen. Der gesamte Cast erhält hier nämlich die Möglichkeit, um wirklich alles herauszulassen. Wortwörtlich. 

Auf das dritte und letzte Kapitel soll aus Spoiler-Gründen gar nicht groß eingegangen werden. Östlund schafft es jedoch, die Machtverhältnisse aus den vorherigen Kapiteln noch einmal völlig umzudrehen, da der Reichtum keinen Wert mehr besitzt. Die Passagiere werden in eine Survival-Situation geworfen, in welcher nur der am besten angepasste Mensch überlebt, sodass auf einmal Dolly de Leon als Abigail in den Vordergrund tritt. Die Performance von Iris Berben („Der Vorname“) muss man ebenso erwähnen. Das Finale des Filmes entwickelt sich letztendlich in ein abruptes und offenes Ende, das sicherlich heiß diskutiert wird. Sogar die Schauspieler selbst sind sich uneinig, wie man das Finale deuten soll. Deswegen funktioniert das Ende aber auch gleichzeitig, da es den Zuschauer einfach nicht loslässt. Es ist wert über „Triangle of Sadness“ nachzudenken und mehr kann man eine Satire wohl kaum adeln, oder? 

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Eine skurrile Satire über Reichtum, Influencer und das Modeln. 

Fazit:

Ruben Östlunds „Triangle of Sadness“ ist eine clevere Satire, die mit ihren einzigartigen Ideen überrascht. Das Dinner mit dem Kapitän gehört zu den besten Sequenzen des Jahres. Insgesamt überzeugt jedes der drei Kapitel, in welche „Triangle of Sadness unterteilt ist. Zudem bietet das Ende genügend Interpretationsspielraum für spannende Diskussionen. 


von Lukas Weinandy

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