Ticket ins Paradies – charismatische Rom-Com-Kost alter Schule

Ticket ins Paradies: Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney)
Ticket ins Paradies: Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney) © Universal Pictures

Die Kritik:

Julia Roberts, George Clooney, Urlaubsflair mit Schauplatz Bali und auch noch eine Working Title-Produktion – sind die 90er und die Rom-Com etwa zurück? In der Tat, nach „Marry Me“ und auch mit Abstrichen „The Lost City“ im Frühjahr scheint es zu einer vorsichtigen Renaissance der großen starbesetzten romantischen Komödie zu kommen, die den Markt einst regelrecht übersättigt hat. Und „Ticket ins Paradies“ liefert exakt das, was man erwartet: Ultracharismatische, gut aufgelegte und sympathische Superstars mit Megawatt-Ausstrahlung, die sich vor exotischer Traumkulisse gegenseitig in klassischer Screwball-Manier die Bälle zuspielen, dabei voller Gegensätze sind und sich natürlich schließlich doch finden. Dass der Film frei von jeder Originalität ist und alleine auf seine bewährten Zutaten vertraut, ist noch zu verschmerzen. Doch dass „Mamma Mia! Here We Go Again“-Regisseur Ol Parker in diesem durchgehend vorhersehbaren Szenario über solide Schmunzler keine richtigen Lacher generieren kann, lässt aus dem Film dann doch auch bei wohlwollender Betrachtung nicht übers Mittelmaß hinausgehen.

Ticket ins Paradies: Filmplakat
Ticket ins Paradies: Filmplakat © Universal Pictures

Die Prämisse ist denkbar simpel: Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney) waren einst fünf Jahre verheiratet, sind sich nun seit Ewigkeiten aber spinnefeind. Das einzige, was das ehemalige Powerpaar jedoch zusammenführen könnte, sind die recht überstürzten Hochzeitspläne ihrer Tochter und angehenden Anwältin Lily (Kaitlyn Dever), die bei einem gemeinsamen Trip mit BFF Wren (Billie Lourd) nach Bali den einheimischen Algenfarmer Gede (Maxime Bouttier) kennen- und sofort lieben gelernt hat. Da die frisch gebackene Elite-Collegeabsolventin dann eben nicht einen renommierten Job in einer Chicagoer Kanzlei annehmen will, sondern mit Gede auf Bali leben möchte, ist Georgia und David ein mächtiger Dorn im Auge. So ziehen die beiden dann doch mal wieder nach Jahren an einem Strang und ziehen beim Hochzeitswochenende auf Bali alle Register, um heimlich die Vermählung zu sabotieren…

Keine Frage, „Ticket ins Paradies“ existiert einzig und alleine wegen des Dreamteams Roberts und Clooney, die hier sichtlich Spaß bei der gemeinsamen Sache haben und alleine mit ihrem Charme und ihrer Ausstrahlung den Film sehenswert machen. Ganz im Stile der großen Screwball-Paarungen à la Spencer Tracy/Katharine Hepburn oder Cary Grant/Hepburn liefern sich die beiden Routiniers gelungene Schlagabtäusche, die durchaus immer wieder solide zünden und für seichte Unterhaltung sorgen, die keinem wehtun sollte. Kurz gesagt: Es macht einfach Spaß den beiden beim gegenseitigen Angiften zuzusehen.

Kaitlyn Dever und Maxime Bouttier
Ticket ins Paradies: Kaitlyn Dever und Maxime Bouttier © Universal Pictures

Doch der Film selbst enttäuscht eher und ist durchweg mittelmäßig: Jede Plotentwicklung ist meilenweit vorherzusehen, Überraschungen bleiben vollends aus und wie eingangs erwähnt, bleiben richtige Schenkelklopfer aus. Dass der eigentliche Romantikplot zwischen dem jungen Paar sehr erzwungen, unglaubwürdig, weitestgehend chemiefrei und sträflicherweise unromantisch bleibt, ist dann schon ein größeres Problem. Das ist aber ohnehin scheinbar sekundär, da der Fokus überdeutlich auf der Paarung der beiden Superstars liegt. Nichts an „Ticket ins Paradies“ ist aber wirklich schlecht oder gar katastrophal, bessere Regisseure hätten hier nur sicher mehr als reines, unmotiviertes Mittelmaß generieren können. Ol Parker lässt hier leider aber viel von der für das Genre so essentiellen Spritzigkeit, Erfindungsreichtum und Timinggefühl vermissen, um nicht ansatzweise an große Vorbilder heranzukommen. So bleibt hier ein Film, der durchaus gerade noch kurzweilig ist, aber dennoch sträflich viel Potential auf der Strecke liegen lässt.

Filmwertung
5.5/10

Kurzfassung

Charismatische Rom-Com-Kost alter Schule.

Fazit:

Die Paarung Roberts/Clooney macht aus „Ticket ins Paradies“ zumindest charismatische wie kurzweilige Rom-Com-Kost alter Schule, doch der Eindruck von verschwendetem Potential wird angesichts der dürftigen Story und mittelmäßigen Inszenierung so nur noch offensichtlicher. Für ein paar nette Schmunzler und angenehme Unterhaltung reicht es gerade noch, echte inspirierte Lacher und spritzigen Spaß sucht man aber leider vergebens.


von Florian Hoffmann

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