Three Thousand Years of Longing – Der neue Film von George Miller

Three Thousand Years of Longing - Alithea (Tilda Swinton) begrüßt den Djinn (Idris Elba)
Three Thousand Years of Longing - Alithea (Tilda Swinton) begrüßt den Djinn (Idris Elba) © LEONINE

Die Kritik:

George Miller ist ein Filmemacher, der sich immer wieder ausprobiert. Auf der einen Seite hat er die brutalen „Mad Max“-Filme erschaffen, auf der anderen Seite inszenierte er auch den Kinderfilm „Happy Feet“. Mit „Mad Max: Fury Road“ ist er fulminant in das große epische Action-Kino zurückgekehrt und hat aus dem Nichts einen der besten Actionfilme des 21. Jahrhunderts kreiert. Bevor er 2024 mit „Furiosa“ seinen nächsten imposanten Beitrag im „Mad Max“-Franchise veröffentlicht, erscheint dieses Jahr zunächst „Three Thousand Years of Longing, welcher in eine ganz andere Richtung schlägt. Miller probiert sich mal wieder aus und das funktioniert in diesem Fall eher semi-gut. 

Alithea Binnie (Tilda Swinton) ist eine Gelehrte, die mit ihrem aktuellem Leben wunschlos glücklich ist. Sie wird zu einer Konferenz in Istanbul eingeladen, wo sie jedoch merkwürdige Gestalten sieht. In einem kleinen Antiquitätengeschäft kauft sie eine Flasche als Andenken. Am nächsten Tag will sie die staubige Flasche saubermachen, wobei ein Dschinn (Idris Elba) erscheint, der in der Flasche für Jahrhunderte gefangen war. Er möchte Alithea drei Wünsche erfüllen, wodurch er selbst Freiheit erlangen würde. Alithea weist dieses Angebot aber ab, da Wünsche nur weitere Probleme auslösen. Der Dschinn, welcher seine Freiheit unbedingt erlangen möchte, erzählt Alithea daraufhin seine Lebensgeschichte, um sie dazu zu bringen, die Wünsche zu äußern. 

Three Thousand Years of Longing - Der Dschinn (Idris Elba)
Three Thousand Years of Longing – Der Dschinn (Idris Elba) © LEONINE

„Three Thousand Years of Longing ist eine Adaption von dem Kurzgeschichtenbuch „Der verliebte Dschinn“ von A. S. Byatt. Die Rahmenhandlung um Alithea, die sich die Frage stellt, ob man sich Wünsche erfüllen sollte, wird dabei immer wieder von Kurzfilmen unterbrochen. Diese Kurzgeschichten, die der Dschinn aus seiner Vergangenheit erzählt, können ziemlich unterhaltsam sein. Visuell finden sich einige nette Einfälle und die Sets bestechen mit einem türkisch-arabischen Aussehen, welches frisch und innovativ wirkt. Miller traut sich in eine fremde Kultur einzutauchen und das gelingt vor allem am Anfang. Im Endeffekt sind es trotzdem nicht mehr als mehrere unabhängige Kurzgeschichten, denen etwas die Skurrilität fehlt. Nach dem ersten Trailer hat „Three Thousand Years of Longing deutlich wildere Ideen versprochen. Der letztendliche Film bietet schließlich zu selten wirklich kreative Einflüsse. Miller hat die Möglichkeit, völlig in fantasiereiche Welten einzudringen, doch der Regisseur macht zu wenig daraus. Wenn man bedenkt, wie viel sich ein „Everything Everywhere All at Once“ getraut hat, ist dieser Versuch leider nur wenig originell. Zudem sehen die Computereffekte hin und wieder fast schon minderwertig aus. Von einem George Miller, der mit „Mad Max: Fury Road praktische Effekte revolutioniert hat, darf man mehr erwarten. 

Auch die Rahmenhandlung löst kaum Interesse aus. Über den meisten Zeitraum sitzen Alithea und der Dschinn in einem Hotelzimmer, in welchem sie über das Wünschen philosophieren. Hin und wieder tritt das riesige schauspielerische Talent der Hauptdarsteller auf, jedoch darf man von einer Tilda Swinton („Grand Budapest Hotel“) und einem Idris Elba („The Suicide Squad“) auch mehr erwarten. Elba probiert dem Dschinn eine eigene Marke zu geben, doch das Drehbuch bietet ihm dafür zu selten vernünftige Möglichkeiten. Außerdem wirkt das Make-Up von ihm leicht einfallslos. Swinton leidet unter ähnlichen Problemen; die Vergangenheit ihrer Figur wird nur angerissen. 

Three Thousand Years of Longing - Zefir möchte Wissen erlangen (Bucu Gölgedar)
Three Thousand Years of Longing – Zefir möchte Wissen erlangen (Bucu Gölgedar) © LEONINE

Trotzdem ist „Three Thousand Years of Longing bei weitem nicht schlecht. Die Erwartungen sind einfach nur deutlich höher, wenn so fähige Künstler aufeinandertreffen. Der gesamte Film fühlt sich wie ein Projekt für zwischendurch an, das die Wartezeit auf „Furiosa verringern soll. Zumindest John Seale („Harry Potter und der Stein der Weisen“) als Kameramann versucht mit unerwarteten Einstellungen und Positionen, den Zuschauer zu überraschen. Ansonsten gelingt dies leider etwas zu selten. Für die Kurzfilme kann man den Kinobesuch jedoch wagen. Mehr wird letztendlich nicht im Gedächtnis bleiben. 

Filmwertung
6/10

Kurzfassung

Eine nette Spielerei für zwischendurch. 

Fazit:

„Three Thousand Years of Longing“ ist zahmer, als der erste Trailer versprochen hat. Miller traut sich leider nicht, völlig in das Skurrile hineinzurutschen. Außerdem unterhalten so richtig nur die Erzählungen vom Dschinni; der Rahmenhandlung fehlt nämlich die Tiefe. „Three Thousand Years of Longing besteht aus ein paar netten Ideen, mehr jedoch auch nicht.


von Lukas Weinandy

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