The Woman King – Filmkritik

Viola Davis in The Woman King
Viola Davis in The Woman King © Sony Pictures Entertainment

Die Kritik:

The Woman King belebt auf beeindruckende Weise ein düsteres Kapitel der Menschheitsgeschichte wieder und zeichnet genau deshalb ein so stolzes und kraftvolles Bild seiner Heldinnen. Die Dringlichkeit und Wichtigkeit ihres Kampfes reißt das Publikum dabei einfach mit, auch wenn die Narrative selbst von dem ein oder anderen Klischee etwas zu Boden gezerrt wird.

The Woman King - Filmplakat
The Woman King – Filmplakat © Sony Pictures Entertainment

Denn diese gibt es tatsächlich zu Haufen. Der altgediente Krieger, der unzählige innere, wie äußere Narben trägt und der junge, etwas arrogante, aber ungemein talentierte Lehrling lernen wie gewohnt beide etwas vom anderen und bilden trotz einem schwierigen Start eine enge Beziehung zueinander. Diesmal sind zwar beide Rollen weiblich, wirklich neu fühlt sich das dennoch nicht an.

Dennoch schafft es The Woman King hierbei aus diesen Klischees und gelegentlichen Archetypen, auch etwas Kraft herauszuziehen, weil uns viele der Figuren dabei auch angenehm vertraut vorkommen. Da stört es nicht allzu sehr, dass auch viele Plotbeats und Dialoge in dieses Raster fallen, da gerade die Schauspieler größtenteils wunderbar funktionieren und so diese Momente dennoch funktionieren dürfen.

Dabei kann sich der Film leider nie so ganz entscheiden, wer nun eigentlich die Hauptfigur ist. Ist es eine wie eh und je kraftvolle und mitreißende Viola Davis oder eine gelungene, in der Action aber bisweilen etwas unglaubwürdige Thuso Mbedu (wobei die Schuld hierfür auch hinter der Kamera liegt)? Beide Figuren erhalten ihre großen Momente, verdammen aber die jeweils andere genau dann zur bloßen Randnotiz. Dabei hinterließ allerdings gerade Lashana Lynch mit einer ungeahnten Präsenz und Wucht bei mir den bleibendsten Eindruck und etabliert sich so als DIE Überraschung des Films.

Wenn diese Kriegerinnen des afrikanischen Königreichs Dahomey nun gegen feindliche Stämme und französische Sklavenhändler ihr Territorium und ihr Volk verteidigen, entwickelt sich ein ungemein mitreißender Kampf zwischen Gut und Böse. Gerade mit diesem sehr klaren Feindbild wird äußerst clever gearbeitet. Man weiß einfach wie wichtig dieser Kampf ist, was mich dann eben auch durch die etwas schwächeren Momente transportiert, weil The Woman King das große Ganze nie aus den Augen verliert. Dabei stachen für mich allerdings gerade die Momente unter den Kriegerinnen hervor. Wenn sich diese mit einem einmalig coolen Tanz und Kampfesrufen auf eine kommende Schlacht in Rage bringen, dürfte nicht nur bei mir das Adrenalin durch den ganzen Körper pumpen.

THE WOMAN KING
THE WOMAN KING: Viola Davis als Kriegerin Nanisca © 2022 Sony Pictures Entertainment

Dabei verleiht die Regisseurin Gina Prince-Bythewood ihren Figuren und dieser Kultur (die zudem mit umwerfenden Kostümen und Sets liebevoll zum Leben erweckt wird), Stolz, Anmut und Gravitas und gerade in der Action auch eine einmalige Coolness. Dabei wird den Agojie, den ausschließlich weiblichen Mitgliedern der Königsgarde, ein sehr besonderer und glaubwürdiger Kampfstil verliehen, der in der übersichtlichen Bildgestaltung und dem angenehmen Schnitttempo seine ganze Wucht entfalten darf.

Dabei war es für mich als weißer Europäer auch lehrreich so tief in die Kultur eines westafrikanischen Königreichs Anfang des 19. Jahrhunderts einzutauchen. Wir lernen ihre Gepflogenheiten, ihre Traditionen und ihr Einwohner kennen und erleben zusätzlich mit sympathischen Figuren einen mitreißenden Kampf ums Überleben.

Filmwertung
7.5/10

Fazit:

Mit The Woman King erfährt man einen bildgewaltigen, anmutigen und wichtigen Film. Und das übertragt sich eben auch auf das Publikum! Gerade als Frau oder Person of Color dürfte man den Kinosaal dabei noch mehr als ich voller Stolz und Kampfgeist verlassen.


von Sebastian Stegbauer

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