The Green Knight: Ein einzigartiges Abenteuer

The Green Knight: Dev Patel
The Green Knight: Dev Patel © Telepool/A24

Die Kritik:

Vor knapp anderthalb Jahren wurde das erste Bewegbildmaterial zu „The Green Knight“ veröffentlicht. Nun ist es endlich soweit, der neue Film David Lowerys („A Ghost Story“) erscheint in den deutschen Kinos. Nach unzähligen Verschiebungen bekommen wir das Fantasy-Epos, um den Artusritter Gawain endlich zu sehen und die Wartezeit hat sich allemal gelohnt. „The Green Knight“ ist sicherlich ein polarisierender Film, der sich dennoch jetzt schon zu den besten des Jahres einsortieren darf.

The Green Knight - Filmplakat
The Green Knight – Filmplakat ©Telepool/A24

Gawain (Dev Patel), der Neffe von König Artus (Sean Harris), ist sehr unscheinbar und geht in der Masse an Legenden am Artushof unter. Kein Abenteuer hat er bisher erlebt, mit welchem er sich vor den Rittern brüsten könnte. Um seinen Charakter zu prägen, Ehre zu erlangen und selber zum Mythos von Geschichten zu werden, sucht er den legendären Grünen Ritter (Ralph Ineson) auf. Seine Reise verläuft jedoch nicht so, wie es geplant war.

David Lowery hat es mit „The Green Knight“ geschafft, einen mittelalterlichen Text vollkommen authentisch zu adaptieren. Ein Großteil der Handlung liegt in der Geschichte „Sir Gawain and the Green Knight“ zugrunde, welche keinen riesigen Handlungsbogen besitzt, sondern beinahe episodisch aufgebaut ist. Immer wieder gibt es kleine aventiuren, die der Artusritter bestehen muss, um Ehre zu erhalten. Diese Bewährungsproben nehmen einen zentralen Teil des Filmes ein, bringen aber nicht im klassischen Sinne die Handlung voran. Zuschauer, die ein großes episches Action-Feuerwerk erwarten, werden also vollkommen enttäuscht, denn davon handelt die Geschichte Gawains nicht. Häufig sind es aber gerade diese kurzen Abschnitte, die eine unfassbar-starke Sogwirkung freisetzen. In der Welt von „The Green Knight“ gibt es nämlich noch Magie, Zauberei, Geister und mythische Wesen.

The Green Knight: Dev Patel und Alicia Vikander
The Green Knight: Dev Patel und Alicia Vikander ©Telepool/A24

Das große Highlight des Filmes ist wohl die bahnbrechende Inszenierung. Die A24-Produktion muss sich nicht vor weiteren Werken des Produktionsstudios verstecken, da die Kamerafahrten wahrlich spektakulär sind. Lowery arbeitet gerne mit langen und hypnotisierenden Plansequenzen, durch welche der Sogeffekt noch einmal verstärkt wird. „The Green Knight“ erschafft die vermutlich besten Bilder des bisherigen Filmjahres. Unterstützt werden diese von einem tollen Setdesign, größtenteils-unauffälligem CGI und mittelalterlichen Kostümen. Die Historizität ist „The Green Knight“ ganz wichtig, sogar in der Musik wurde auf diese geachtet. Wiedermal arbeitet Lowery mit Daniel Hart zusammen, der mit seiner musikalischen Untermalung die mittelalterliche Atmosphäre unterstreicht. Chöre und Instrumente aus dem Mittelalter ergänzen die Authentizität perfekt.

Dev Patel in The Green Knight
Dev Patel in The Green Knight © TELEPOOL

Auch schauspielerisch ist „The Green Knight“ meisterhaft. Gawain wird von Dev Patel („Slumdog Millionaire“) verkörpert, der dem Ritter eine glaubwürdige Unsicherheit auf seinem ersten Abenteuer verleiht. So wirkt Gawain sehr menschlich und nahbar, genauso wie König Artus (wird gespielt von Sean Harris). Es gibt einige Szenen, die Artus in ein heroisches, göttliches Licht stellen, doch es sind besonders diese sehr reflektierten und emphatischen Momente zwischen Gawain und Artus, die den König sympathisch darstellen lassen. Sean Harris („Mission: Impossible – Fallout“) gehört zu den großen Lieblingen des Filmes und jede Szene mit ihm ist einfach großartig. Zu sehen sind außerdem noch Alicia Vikander („Ex Machina“), Joel Edgerton („It Comes at Night“) und Katie Dickie („Game of Thrones“). Barry Keoghan als hinterlistigen Räuber lohnt es sich ebenfalls im Blick zu behalten; er wird bald in „The Batman“ und „Eternals“ mitspielen.

Filmwertung
9/10

Kurzfassung

Ein einzigartiges Abenteuer, das mit seiner Inszenierung und dem Schauspiel besonders überzeugen kann.

Fazit:

„The Green Knight“ ist polarisierend und deswegen wird bestimmt nicht jedem Zuschauer das Endprodukt zusagen. Ein klassisches Heldenepos ist der Film von David Lowery nämlich nicht; in diesen 125 Minuten steckt so viel mehr. Wenn man sich auf die Reise einlassen kann, dann wird „The Green Knight“ noch lange im Gedächtnis verweilen und dies ist wohl das beste Kompliment, welches man einem Film geben kann.


von Lukas Weinandy

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