Star Trek (2009) in der Retro-Filmkritik

Star Trek: Die Crew der Enterprise
Star Trek: Die Crew der Enterprise © Paramount Pictures

Die Kritik:

Star Trek 11 - UHD Blu-ray Cover
Star Trek 11 – UHD Blu-ray Cover © Paramount Pictures

Eigentlich sind wir Star Trek-Fans uns über die ersten 10 cineastischen Ausflüge der USS Enterprise ziemlich einig. Die geraden Filme sind alle durch und durch gelungene Science Fiction-Abenteuer, die den Geist der zugrundeliegenden Serien hervorragend einfangen, allen voran natürlich „Der Zorn des Khan“. Klar die Ausnahme hier ist der zehnte Teil „Nemesis“, der genau wie alle Filme mit ungerader Zahl eher wie eine aufgeplusterte, schlechte Folge einer der Serien wirkt, als wie ein tatsächlicher Film. Letztlich schaffte es erst das Reboot von 2009, trotz überwältigend positiver Reaktion der Kritiker, weltweit die Trekker in zwei Lager zu spalten. Zugegeben war ich nie der allergrößte Star Trek Fan. Ich habe zwar über die Jahre alle 13 Filme und auch zahlreiche Episoden aus verschiedensten Serien gesehen, doch würde ich mich nie als Hardcorefan bezeichnen. Warum das so ist und warum ich den ersten Teil der neuen Ära der Enterprise dennoch so liebe, werde ich hier klarstellen.

Letztlich war mein Problem mit dem Großteil der ersten zehn Filme immer, dass sich diese zu sehr auf die zugrundeliegenden Serien stützten. Als tatsächliche in sich mehr oder weniger geschlossene Filme funktionieren die aller wenigsten wirklich gut. Ein solcher sollte, auch wenn er Teil einer größeren Reihe ist, stets in gewissem Maße für sich selbst stehen können. Er sollte seine Figuren wachsen lassen, sie mit ihren Fehlern und Charakterschwächen konfrontieren. Letztlich standen aber die Figuren und auch die Welt nach den meisten Film beinahe am gleichen Punkt wie davor. So brachten mir die Filme all diese Figuren nie wirklich nahe, auch weil ihnen nie genug tatsächlicher Eigenschaften zugeschrieben wurden. Dazu kommt, dass eben nur 4 von 10 dieser Ausflüge überhaupt gelungen sind. So überrascht es wenig, dass ich, auch wenn ich die Serien sehr genossen habe, letztlich keine große Liebe für dieses Universum empfand. Das alles sollte sich jedoch mit dem Reboot ändern.

Zachary Quinto in Star Trek
Zachary Quinto in Star Trek © Paramount Pictures

Hier ging man so vielen dieser Kritikpunkte aus dem Weg. Endlich entwickelte Star Trek seine Figuren weiter, konfrontierte sie mit ihren Schwächen und ließ sie wachsen. Hier fühlten sie sich zum ersten Mal wie lebendige Menschen (oder Halb-Vulkanier) an, die uns tatsächlich begegnen könnten, wenn auch in einer entfernten Zukunft. Indem man sich entschloss hier eine Art Origin-Geschichte zu erzählen, bot sich so die Möglichkeit die Figuren, ihre Motivation, aber auch ihre Beziehungen untereinander tiefer zu erforschen. Und das mit vollem Erfolg. Allein dadurch ergibt sich ein intensiveres und mitreißendes Abenteuer, das durch die pointierten Dialoge und der großartigen Chemie der einzelnen Akteure glaubhaft zum Leben erweckt wurde. Es entsteht letztlich eine charmante und bisweilen berührende Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Männer, die, indem sie voneinander lernen, zu Freunden werden, und so ihr bestmögliches Ich erreichen. Trotz des schnellen Erzähltempos können sich diese so voll entfalten, während zugleich die wesentlich dynamischere und ansprechender Regiearbeit durch seine Lens Flares und rapideren Schnitte diese Zukunft umso glaubwürdiger auf den Bildschirm transportiert. Endlich ist wieder ein fähiger Regisseur mit einer Vision am Werk. Ihn zu beobachten wie er diese Welt liebevoll zum Leben erweckt ist ein einziger Genuss.

Anton Yelchin in Star Trek
Anton Yelchin in Star Trek © Paramount Pictures

Getragen wird all dies von den großartigen Schauspielleistungen von Chris Pine als Jim Kirk, Zachary Quinto als Spock, Karl Urban als McCoy und noch so vielen weiteren. Auch Eric Bana porträtiert den Schmerz des Antagonisten Nero fühlt glaubhaft und schafft so in seinen doch etwas wenigen Szenen einen durchaus gelungenen Bösewicht. Trotz der Neubesetzung alter Figuren geht der Film mit seinem Erbe sehr respektvoll um. In einigen wenigen Szenen allerdings vielen Fans nicht genug. Letztlich geht die Diskussion über die Akzeptanz des Reboots in meinen Augen immer auf die Akzeptanz der neuen Schauspielgarde zurück. Denn einige können das bis heute nicht. Das größte Problem der alten Fans ist somit von objektiver Kritik meilenweit entfernt und sagt über die tatsächliche Qualität des Werks rein gar nichts aus. Man hat eben neue Schauspieler. Diese verkörpern ihre Figuren alle hervorragend, an vielen Stellen sogar viel nuancierter und weniger eintönig wie die alte Garde, und das nicht nur weil das charaktergetriebene Drehbuch mehr emotionale und psychologische Tiefe erlaubt. Auch wenn der Film weniger philosophisch gelagert ist als andere Vertreter der Reihe (ein weiterer Kritikpunkt) haben bei weitem nicht alle Star Trek Filme dieses Level an Philosophie, auch nicht alle guten. Dass es sich der Film in einigen wenigen Momenten etwas zu einfach macht, um seine Geschichte voranzutreiben, und so unter leichter Plot Convenience leidet, schmälert das Gesamtprodukt nur unwesentlich. Nebenbei leiden sehr viele der älteren Star Trek-Kinoabenteuer unter demselben Problem, was den Film im Vergleich zu seinen Vorgängern zu keiner Sekunde in ein neues Licht wirft.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Der beste Film seit „Der Zorn des Khan“.

Fazit:

Letztlich läuft es aber auf das Akzeptieren der neuen Schauspieler zurück. Wer das kann, bekommt meiner Meinung nach den besten Star Trek Film seit „Der Zorn des Khan“. Dem Rest entgeht ein Werk, das sowohl die Vergangenheit der Reihe ehrt, zugleich aber ein eingerostetes Universum in eine neue, strahlende Zukunft führt.


von Sebastian Stegbauer

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