Spider-Man: No Way Home – Filmkritik zum Spidey-Verse Mashup

Spider-Man: No Way Home - MJ und Spider-Man
Spider-Man: No Way Home - MJ und Spider-Man © CTMG / MARVEL

Die Kritik:

Nicht wenige stellten sich im Vorfeld zum dritten Teil der Spider-Man-Reihe des MCU die Frage, wie es gelingen soll, eine ganze Galerie aus vergangenen Bösewichtern dramaturgisch sinnvoll in einen Film zu integrieren. So sind eben nicht nur Sam Raimi mit „Spider-Man 3“ wie auch später besonders Marc Webb mit „The Amazing Spider-Man 2“ mit ihrem Multi-Antagonistenansatz eher auf die Nase gefallen. Bei den meisten wird aber angesichts eines Wiedersehens mit Doc Ock (Alfred Molina), dem grünen Kobold (Willem Dafoe) sowie Electro (Jamie Foxx) wohl eher das Wasser im Mund zusammen laufen. Doch wo ordnet sich „No Way Home“ nun ein? Um es kurz zu machen: Regisseur Jon Watts und seinem Team ist mit diesem Film ein echter Coup gelungen, der nichts geringeres als der beste Spider-Man-Film seit „Spider-Man 2“, einer der Höhepunkte des gesamten MCU und ja – vielleicht sogar auch einer der besten Filme des Jahres ist.

Spider-Man: No Way Home - Hauptplakat
Spider-Man: No Way Home – Hauptplakat © CTMG / MARVEL

Bei einem Film wie diesem ist es natürlich obligatorisch, nicht zu viel zu verraten. Es sei jedoch so viel gesagt, dass die ersten beiden Teile mit ihrem lockeren High School-Comedy-Ansatz nur ein Vorspiel für eine weit größere und gewichtigere Geschichte waren. Ähnlich locker und charmant-amüsant wie in „Homecoming“ und „Far from Home“ geht es auch lange in „No Way Home“ zu, jedoch profitiert dieser Film nochmal ganz stark von seiner dramaturgisch interessanten Prämisse: So findet sich Peter Parker (Tom Holland), dessen Identität am Ende des letzten Teils von Mysterio (Jake Gyllenhaal) der Öffentlichkeit preisgegeben wurde, plötzlich im Kreuzfeuer der aufgebrachten Medien und der gesamten New Yorker Bevölkerung. Doch nicht nur er leidet darunter, sondern auch seine große Liebe M.J. (Zendaya) und sein bester Freund Ned (Jacob Batalon) erfahren plötzlich gesellschaftliche Nachteile durch ihre Beziehung zu Spider-Man. Der einfachste Ausweg in dieser Welt ist dann eben Magie, wodurch der etwas widerwillige Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) ins Spiel kommt, der einen Vergessenszauber aussprechen soll. Doch die Folgen für Peter und schließlich die gesamte Stadt erweisen sich erwartungsgemäß als enorm…

„Spider-Man: No Way Home“ setzt direkt dort an, wo „Far from Home“ geendet hat. Jon Watts startet mit einer fulminant dynamischen Eröffnungssequenz, deren Tempo er für die gesamten 148 Minuten Laufzeit aufrecht hält. Ihm ist ein überaus rasanter, unterhaltsamer, aber vor allem enorm überraschungsstarker Film gelungen, der den Zuschauer immer wieder mit seinen immer wilder werdenden und unvorhersehbaren Plotentwicklungen staunend aus den Socken haut. Hier soll natürlich nichts gespoilert werden, aber die Einführung der genannten Bösewichter ist perfekt gelöst und tatsächlich integraler Teil der Erzählung und kein reines Gimmick. In der Tat präsentiert sich insbesondere der großartige Willem Dafoe in bestechender Form. Seine ikonische zwiegespaltene Persönlichkeit kommt hier nicht nur mit genau der Wucht zum Tragen, wie bereits in Raimis maßstabgebendem „Spider-Man“, sie wird sogar nochmal entscheidend und in völlig überraschender Weise vertieft. Aber auch Alfred Molina glänzt nicht weniger in seinem Doc Ock-Revival, während Jamie Foxx zumindest spürbar Spaß mit seinem Part hat. Überhaupt darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass Tom Holland hier seine bisher vielleicht beste, weil emotional vielfältigste Darstellung abliefert. Hier darf er die Figur endlich in ihrer gesamten Bandbreite auskosten.

Spider-Man: No Way Home - Spider-Man nutzt sein Exo-Skelett
Spider-Man: No Way Home – Spider-Man nutzt sein Exo-Skelett © CTMG / MARVEL

Die wahre Stärke des Films kommt dann etwa zur Hälfte zur Geltung, wenn das wohl bekannteste Zitat der Comic-Geschichte endlich zum Credo wird: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“. Was mittlerweile schon ein wenig abgedroschen klingt, integriert „No Way Home“ mit unerwarteter emotionaler Resonanz. Hier geht es endlich um etwas, während die beiden Vorgänger für seinen Titelhelden nur wenig Gefahr oder Konsequenz bereit hielten. So entwickelt sich dieser Film zu einem zunehmend schwindelerregenden und hochgradig fesselnden Trip, der trotz immer wieder gewohnt gut platziertem Humor ernsthaft ergreifend und emotional mitreißend wird. Das hat eben bislang nur Sam Raimi mit voller Bandbreite im bisherigen Spidey-Kosmos geschafft. Zu dessen Trilogie wie auch zu Marc Webbs Zweiteiler baut „No Way Home“ eine zufriedenstellende Brücke, die nicht nur dramaturgisch erstaunlich sinnig erscheint, zugleich aber auch als Meta-Kommentar auf den gesamten Franchise-Gedanken funktioniert.

Spider-Man: No Way Home: Spider-Man
Spider-Man: No Way Home: Spider-Man © CTMG / MARVEL

Viel mehr darf man nun wirklich nicht verraten. Dass „Spider-Man: No Way Home“ ein tatsächlich überwältigendes Filmereignis und eine der bislang besten Comicverfilmungen überhaupt ist, muss jedoch kein Geheimnis sein. Hier kann man enorm viel Spaß haben, lachen, staunen, aber dann eben auch mehrere sehr verdiente dicke Klöße im Hals haben. Besonders nachdem man der nicht enden wollenden Welle an Comicverfilmungen und dem industriellen Filmemachen durchaus etwas überdrüssig werden kann, ist „Spider-Man: No Way Home“ ein echtes und erfrischendes Geschenk, das zeigt, was das serielle Blockbusterkino doch noch hergeben kann.

Filmwertung
9/10

Kurzfassung

Der beste Spider-Man-Film seit „Spider-Man 2“

Fazit:

Mit „Spider-Man: No Way Home“ ist Jon Watts ein echter Coup gelungen: Der Film präsentiert sich so spaßig und unterhaltsam wie seine beiden Vorgänger, setzt aber in Sachen Wendungsreichtum und Überraschungen ordentlich einen drauf. Doch dieser hochgradig unterhaltsame und fesselnde Film begeistert dann vor allem durch seine überraschende emotionale Tiefe, die die Reihe bislang vermissen ließ. So ist hier nicht nur der wohl beste Spider-Man-Film seit Sam Raimis zweitem Teil, sondern auch ein Höhepunkt des MCU gelungen.


von Florian Hoffmann

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