Spencer – Filmkritik zum Biopic über Prinzessin Diana

Spencer - Diana steht an einem Pooltable
Spencer - Diana steht an einem Pooltable © DCM

Die Kritik:

Mit „Spencer“ erscheint nun ein heißer Oscarkanidat endlich bei uns in den deutschen Kinos. Der Regisseur Pablo Larrain erzählt dabei die drei Tage im Leben von Princess Diana. Besonders die Performance von Kristin Stewart in der titelgebenden Rolle wurde dabei im Vorfeld mehrfach von der Presse gelobt. Doch kann das Drama auch abseits von seinem Medienecho überzeugen oder liefert uns „Spencer“ nur einen weiteren Historienfilm nach dem Schema X? Dies erfahrt ihr in meiner Kritik.

Spencer - Filmplakat
Spencer – Filmplakat © DCM

Während eines Winters in den 90er Jahren verbringt Prinzessin Diana (Kristen Stewart) die Weihnachtstage mit der königlichen Familie im Schloss Windsor. Schon zuvor hat sie den Entschluss gefasst, ihren Mann verlassen zu wollen. Nichtsdestotrotz muss sie die kommenden Tage ein letztes mal in einer Welt überstehen, für welche sie nicht geschaffen wurde. Denn außerhalb des Königshauses wird die Prinzessin von den Medien nur so beschattet.

Statt das gesamte Leben von Diana in einen Film zu verpacken, hat sich Regisseur Pablo Larrain dazu entschlossen, die Geschichte innerhalb von 3 Tagen spielen zu lassen. Statt einem Biopic über ihr gesamtes Leben erlangen wir als Zuschauer stattdessen einen sehr intimen Einblick über eine kurze Dauer. Das Werk ist daher schonmal keine typische Biografie. Generell dreht sich das ganze wenig darum, bekannten Stationen aus ihrem Leben zu folgen. Das Drehbuch konzentriert sich ganz auf die Gedanken und die Persönlichkeit rund um Diana. Und dies ist auch mit die größte Stärke, da man so einen ganz neuen Eindruck von der Legende der Prinzessin bekommt. Das subjektive Erzählen lässt uns dabei konstant mit ihr mitfühlen. Als Zuschauer verstehen wir ohne große Worte, warum sich Diana genau von dem Königshaus angewidert fühlt. Der Titel des Filmes ist dabei auch kein Zufall, da das ganze immer mal wieder Bezug auf ihre Vergangenheit nimmt.

Getragen wird das ganze dabei von der einzigartigen Performance von Kristen Stewart. Diese verschwimmt nämlich ganz in ihrer Rolle und ist kaum noch wieder zuerkennen. Dabei gibt sie eine sehr ehrliche Darstellung ab, welche mit ihren Ecken und Kanten fast wie realitätsnah auf der Leinwand erscheint. Selbst ohne Dialog sehen wir nur anhand ihrer Mimik, welche Emotionen gerade genau in ihrem Kopf herum schwirren. Alle anderen Darsteller können mit ihrer Darbietung ebenfalls überzeugen. Der authentische Look der einzelnen Figuren funktioniert so hervorragend. Dadurch das bekanntere Persönlichkeiten wie die Queen mit unbekannteren Schauspielern besetzt wurden, sieht man weniger den Darsteller und vielmehr die Figur. Das Casting hat somit auf ganzer Ebene überzeugt.

Diana (Kristen Stewart) hat trübe Gedanken
Diana (Kristen Stewart) hat trübe Gedanken © KomplizenFilm; DCM

Die Story an sich wird dabei sehr langsam erzählt. Statt Tempo aufzubauen, lässt sich die Geschichte mit seinen einzelnen Figuren und Orten sehr viel Zeit. Es wird daher eher auf beobachten statt gezielte Spannung gesetzt. Dies schadet dem Film jedoch nicht. Ganz im Gegenteil wirkt dies verstärkt auf die einzigartige Atmosphäre des Filmes ein. Getragen wird das ganze dabei auch hervorragend von der Musik des Komponisten Johnny Greenwood. Diese untermalt das geschehen zu jeder Sekunde mit seinen einprägsamen Kompositionen. Ebenfalls ein gewaltiger Pluspunkt befindet sich in der Kameraarbeit. „Spencer“ wurde auf 16mm analogen Film gedreht und dies sieht man in jeder einzelnen Einstellung. Das Bild wirkt dadurch gleich viel nostalgischer und katapultiert einen visuell zurück in die 90 Jahre. Auch die einzelnen Bildkompositionen erzeugen einen einprägsamen Look.

Filmwertung
10/10

Kurzfassung

„Spencer“ ist ein hervorragendes Drama, welches den Zuschauer hinter die Fassade von Prinzessin Diana blicken lässt.

Fazit:

„Spencer“ ist ein einzigartiges Kunstwerk, welches man so nur selten auf der großen Leinwand sieht. Dies ist der hervorragenden Leistung von Kristin Stewart sowie dem Gesamtpaket geschuldet. Selten hat man einen so intimen Eindruck einer berühmten Persönlichkeit gesehen. Die Laufzeit von zwei Stunden vergeht dabei wie im Flug. Ebenfalls auf allen technischen Ebenen kann der Film einwandfrei überzeugen. Ich sehe daher keinen Grund, warum man sich „Spencer“ auf der großen Leinwand entgehen lassen sollte. Der Film ist daher eine klare Empfehlung für alle, welche sich für hervorragende Charakterdramen interessieren. Denn hier liefert Regisseur Pablo Larrain ab wie kein zweiter.


von Phillip Schwellenbach

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