Smile – Siehst du es auch: Effektiver Mainstream-Horror

Dr. Rose Cutter vor einem brennenden Haus
Dr. Rose Cutter vor einem brennenden Haus © Paramount

Die Kritik:

Der Oktober nähert sich und somit ist es wieder Zeit für den obligatorischen Mainstream Horror-Schocker. Wirklich gut sind diese nur selten. Es werden immer wieder die gleichen Jumpscares genutzt, welche weder innovativ noch gruselig sind. Die meisten Zuschauer schauen sich die Filme nur an, da sie genau wissen, dass die Werke schlecht sind. Aber „Smile – Siehst du es auch?“ gehört nicht in diese Rubrik. Das Spielfilmdebüt von Regisseur Parker Finn ist alles andere als perfekt und richtige Tiefe fehlt ebenfalls, doch ein gewisses Unwohlsein und inszenatorische Finesse bietet der Horror-Thriller allemal. 

Smile - Siehst du es auch - Filmplakat
Smile – Siehst du es auch – Filmplakat © Paramount

Dr. Rose Cutter (Sowie Bacon) wird Zeugin eines schrecklichen Vorfalls, als eine ihrer Patientinnen sich vor ihren Augen selbst ermordet. Vorher berichtet die Patientin von merkwürdigen Ereignissen, die sie in letzter Zeit verfolgt haben: Die junge Frau wurde von Menschen angegriffen und belästigt, welche sie erschreckend angelächelt haben. In den darauffolgenden Tagen wird auch Rose von bösartigen, übernatürlichen Kräften heimgesucht und terrorisiert. Sie versucht herauszufinden, was hinter den Erlebnissen steckt und muss sich dabei ebenso ihrer eigenen Vergangenheit stellen …

„Smile – Siehst du es auch?“ handelt von dem Umgang mit grauenvollen Ereignissen und der Entstehung eines Traumas. Deswegen spielt der Horrorfilm immer wieder damit, was nur Einbildung von Rose ist und was nicht. Eine vielschichtige Studie über die Thematik möchte „Smile“ jedoch gar nicht sein. Parker Finn will vor allem ein oberflächliches Unwohlsein im Zuschauer auslösen und das gelingt ziemlich gut. 

Ein großes Problem von Mainstream-Horrorfilmen ist die fehlende Innovation. Zu viele Szenen werden mit billigen Jumpscares aufgelöst, die jeder Horror-Liebhaber frühzeitig erkennt. Auch „Smile“ arbeitet zu inflationär mit Jumpscares, welche in den meisten Fällen aber zumindest effektiv und unerwartet sind. Insbesondere zu Beginn legt der Film einige falsche Fährten, wodurch nicht jeder Jumpscare sofort erkannt wird. Zudem löst schon das unangenehme Lächeln vieler Schauspieler ein schauriges Gefühl aus, wodurch Jumpscares in vielen Szenen gar nicht nötig sind. Es findet sich dennoch ein Manko in den Horror-Momenten von „Smile“. Hin und wieder nimmt sich der Film zu ernst, weshalb sich wenige Szenen unfreiwillig komisch anfühlen. Zwar entsteht durch diese Komik ein gewisser Unterhaltungswert, welcher aber sehr wahrscheinlich nicht beabsichtigt war.

Sosie Bacon in "Smile"
Sosie Bacon in „Smile“ © Paramount

Aus handwerklicher Sicht kann „Smile“ vollkommen überzeugen, was vor allem an der Kameraarbeit extrem deutlich wird. Charlie Sarroff („Relic – Dunkles Vermächtnis“) leistet einen exzellenten Job, denn die Einstellungen sind nicht nur sehr lang, sondern auch noch aus ungewöhnlichen Position gefilmt. So überträgt schon alleine die Inszenierung ein Gefühl von Unwohlsein. Die Musik von Cristóbal Tapia de Veer („The Girl with All the Gifts“) unterstützt die Atmosphäre durch unheimliche und düstere Klänge. 

Schauspielerisch brilliert Sosie Bacon („Tote Mädchen lügen nicht“) als Psychiaterin Rose, die immer labiler im Laufe des Filmes wird und das wahre Böse hinter dem Lächeln herausfinden möchte. Bacons Performance ist große Klasse, ihre Panik wirkt extrem authentisch. Ihr Verlobter wird von Jessie T. Usher („Independence Day: Wiederkehr“) verkörpert, welcher aber den Kürzeren gegen Kyle Gallner („Dinner in America“) zieht, der wieder mit seinem Charisma überzeugt. Leider bekommt er etwas wenig Zeit auf der Leinwand. Des Weiteren spielen Kal Penn („Designated Survivor“), Rob Morgan („Stranger Things“) oder Robin Weigert („American Horror Story“) mit. 

Sosie Bacon und Kyle Gallner trumpfen beide auf
Sosie Bacon und Kyle Gallner trumpfen beide auf © Paramount

Obwohl „Smile“ einiges richtig macht, sind bedauerlicherweise ebenfalls einige Probleme erkennbar. Der gesamte Film wirkt sehr stark von David Robert Mitchells „It Follows“ inspiriert: nur Rose kann die Wesen sehen, man muss die Dämonen weitergeben und die Frage, was nun real ist und was nicht, behandelt in ähnlicher Weise auch „It Follows“. Außerdem darf „Smile“, trotz der spannenden Prämisse, keine zwei Stunden dauern. Dafür werden die Figuren zu wenig charakterisiert oder stilistische Mittel zu häufig wiederholt. Zum letzten großen Wurf fehlt es Parker Finn. Als „Hirn aus“-Horror kann man „Smile“ dennoch sehr gut genießen. Schließlich muss es nicht immer anspruchsvoll oder äußerst interpretativ werden. Manchmal genügt eine effektive Atmosphäre. 

Filmwertung
7/10

Kurzfassung

Ein wirklich guter Mainstream-Horrorfilm. 

Fazit:

„Smile“ ist ein effektiver Horrorfilm, der zwar etwas zu inflationär Jumpscares einsetzt, doch diese sind in den meisten Fällen zumindest clever eingesetzt. Auch die Kameraarbeit sticht heraus, genauso wie die sehr atmosphärische Musik. Nur die Laufzeit von 115 Minuten wäre nicht nötig gewesen. Insgesamt sorgt „Smile“ für gute Horror-Unterhaltung und eignet sich somit perfekt dafür, um die Halloween-Zeit einzuleiten. 


von Lukas Weinandy

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