Small World – absolut mitreißend und spannend

Small World - Szenenbild
Small World - Szenenbild © Kinostar

Die Kritik:

Small World - Filmplakat
Small World – Filmplakat © Kinostar

„Small World“ beginnt gleich mal mit einem hochklassigen Lehrstück, wie man innerhalb weniger Minuten mit den Nerven des Publikums komplett den Boden aufwischt. Der Film spielt hierbei (und auch später im Film) brillant mit den Urängsten eines jeden Elternteils. Die absolute Hilflosigkeit und Verzweiflung, wenn das eigene Kind entführt wird. Der polnische Film liefert dabei einen harten und unbarmherzigen Einblick in die Welt des Kindeshandels und der Kinderprostitution. Eine Welt, die für mich nicht weiter von der meinen entfernt sein könnte, hier aber in solch ungehemmter emotionaler Härte dargestellt werde, dass mir regelrecht körperlich schlecht wurde.

Von dieser ersten Sequenz aus spinnt sich so die weltweite Reise des Polizisten Robert, der sich obsessiv auf die Suche nach der entführten Olga macht, dabei aber auch seine ganz eigenen Dämonen zu bekämpfen hat. Dabei fühlt sich Small World nicht nur dank der Handkamera so unmittelbar, so echt und so authentisch an, dass ich mich immer wieder daran erinnern musste, dass dies „nur“ ein Film ist. Das Schauspiel gerät so mühelos und so natürlich, dass ich das Gefühl hatte, echten Menschen zu folgen, die in einer unmöglichen Situation stehen. Dabei erhalten auch einige Gegenspieler eine erstaunliche (fast schon ekelerregende) Identifikationsfläche. Klar gibt es das pure Böse, doch ist es im Leben eben nur selten so simpel.

Small World - Szenenbild
Small World – Szenenbild © Kinostar

Dabei erarbeitet der Regisseur Patryk Vega mit seinem Co-Autor Olszewski auch die tiefgehenden psychologischen Folgen auf Olga. Was macht so ein Leben mit der Psyche eines Menschen? Wie verändert sich das Welt-/ aber auch das Männerbild dieses Kindes? Dabei stechen in einem Film, der bis zum Rand gefüllt ist mit tollen Performances, immer wieder die Kinderdarsteller heraus, die die Schrecken dieses Lebens immer wieder brillant herausarbeiten.

Dabei spielt die Kamera in den etwas expliziteren Szenen immer wieder äußerst intelligent mit dem, was sie zeigt, und vor allem mit dem, was sie nicht zeigt. Immer wieder werden nur die Gesichter der Figuren abgefilmt. Auf uns prasseln dabei all die Emotionen ein, und die Figuren werden so greifbar, dass sich Small World wie ein Schlag in den Magen nach dem anderen anfühlt. Dabei sticht vor allem eine Plansequenz heraus, die ganz bewusst vieles in der Tiefenschärfe verschwinden lässt, aber den Horror mit einigen Andeutungen in unseren Köpfen so zu einem undurchdringbaren Alptraum werden lässt.

Small World - Szenenbild
Small World – Szenenbild © Kinostar

Leider macht der Film irgendwann einen bisweilen etwas unelegant angehängten Nebenplot auf, der sich eben nicht immer wirklich sinnig in den Film einfügt. Auch verliert der Film in einer kleineren Wendung (Stichwort: Satanisten) ein wenig an alltäglicher Glaubwürdigkeit und entrückt sich ein wenig aus der etablierten Realität. Doch sind das kleinere Unstimmigkeiten in einem sonst grandiosen Film, der bis in die letzten Sekunden absolut mitreißend und spannend gerät und mit einem vielschichtigen, emotional randvoll geladenen Ende um die Ecke kommt, das mich noch lange beschäftigen wird.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Absolut mitreißend und spannend.

Fazit:

Eines der Highlights des Jahres!


von Sebastian Stegbauer

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