See How They Run – Wer ist der Täter? – Filmkritik

See How They Run - Saoirse Ronan
See How They Run - Saoirse Ronan © Disney

Die Kritik:

It’s a whodunnit, you’ve seen one, you’ve seen ‘em all.” So beginnt Adrian Brody als zukünftiges Mord-Opfer in der Eröffnung von See How They Run sein Voice Over. Und das beschreibt den Film auch eigentlich ziemlich gut. Wieder einmal versammelt sich ein farbenfroher Cast aus Charakteren, die eines Mordfalls verdächtigt werden, der daraufhin von einem Detektiv gelöst werden soll. Tja, soweit so typisch oder nicht?

See How They Run - Filmplakat
See How They Run – Filmplakat © Disney

Tatsächlich will See How They Run das Rad dabei auch gar nicht neu erfinden. Vielmehr schaffen Regie-Neuling Tom George und sein Drehbuchautor Mark Chappel eine wundervoll nostalgische Verbeugung vor dem Genre, und so auch vor dem Schaffen von Agatha Christie höchstpersönlich. Angesiedelt im London der 50er Jahre entwickelt sich der Plot über weite Strecken zwar durchaus in gewohnten Bahnen, hat aber dennoch die ein oder andere nette Überraschung auf Lager.

Dabei steht ein Theaterstück (bzw. ein darauf basierender Film in der Entwicklung) im Zentrum der Geschehnisse, dessen Vorlage von Agatha Christie selbst stammt. Mit dieser zweiten Handlungsebene gibt sich See How They Run dabei stets äußerst verspielt und kreativ, und öffnet dabei eine Metaebene ohne in eine pseudo-tiefgründige Dekonstruktion oder Bloßstellung des Genres zu verfallen. George und Chappel leben hierbei vielmehr ihre Liebe für das Genre aus und weichen ihre Dramaturgie nur gering von der etablierten ab. In diesem Rahmen haben sie aber stets ihren Spaß, und können so dann doch mit einigen Story-Beats etwas überraschen. Gerade in welche Richtung sich die Ermittlungen entwickeln, weiß dann eben doch immer wieder zu verwundern.

Doch stehen diese gar nicht mal so sehr im Zentrum. Natürlich wird wieder jeder verdächtigt, und jeder hätte auch ein Motiv, überraschenderweise nimmt man sich dafür gar nicht mal so viel Zeit (auch weil das Erzähltempo hier für mich etwas zu langsam gehalten wurde). Das Herz des Films bildet die Chemie zwischen dem grandiosen Duo an schrulligen Protagonisten. Einer unerfahrenen, übereifrigen Polizistin, verkörpert von einer ungemein liebenswürdigen Saoirse Ronan, und ein meist alkoholisierter und leicht verpeilter Inspector, der mit großem Charisma von Sam Rockwell zum Leben erweckt wird. Klar, auch hier bleibt der Film in seiner Charakterisierung und Figurenentwicklung genau wie in den Ermittlungen etwas oberflächlich, doch verlässt er sich clever auf ein grandioses Timing für seinen skurrilen Humor.

Szene aus See How They Run
Szene aus See How They Run © Disney

Gerade Ronan darf dabei mehr noch als zuvor ihr humoristisches Talent ausleben. Die Art, wie sie immer wieder ihre Wortspiele vorträgt, wissbegierig zu Rockwell aufblickt oder aber ständig vorschnell Schlussfolgerungen aufstellt (was auch ein gewiefter Kommentar auf unser eigenes Sehverhalten bei einem Whodunit-Film ist), lässt diese Figur und den Film in einem solch liebevollen Bild dastehen, dass ich trotz aller Oberflächlichkeit einfach mitgerissen wurde. Dabei hilft es natürlich sehr, dass ausnahmslos jede Figur einen ungemeinen Unterhaltungswert mit sich bringt. Wie gut sich das alles in die deutsche Synchro überträgt, kann ich an diesem Punkt allerdings nicht versprechen.

Bei Zeiten kann sich See How They Run dabei auch sehr wie ein Wes Anderson-Film anfühlen. Die verspielten Dialoge, die skurrilen Figuren und die warmen Farben schreien beinahe danach, doch ist das Endergebnis glücklicherweise dann doch ein sehr eigenes Produkt. Der Vergleich ist hier mehr als Kompliment zu verstehen.

Filmwertung
7.5/10

Kurzfassung

Nostalgische Liebeserklärung an Whodunit-Filme.

Fazit:

See How They Run mag vielleicht auf den ersten Blick nur ein weiteres Kapitel des aktuellen Whodunit-Revivals sein, entpuppt sich aber trotz einer gewissen Oberflächlichkeit schnell als eine ungemein nostalgische Liebeserklärung an das Genre selbst, und verdient sich so ganz klar seinen Platz auf der Kinoleinwand. Das großartige Ermittlerduo erledigt da den Rest…


von Sebastian Stegbauer

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