Rheingold: Das spannende Leben von Xatar

Emilio Sakraya in RHEINGOLD
Emilio Sakraya in RHEINGOLD © Warner Bros.

Die Kritik:

Wer sich im deutschen Rap auskennt, kommt nicht an Xatar und seinem Label „Alles oder Nix Records“ vorbei, welches Künstler wie SSIO, Schwester Ewa oder Eno fördert. Mit seinen Alben „Baba aller Babas“ oder „Alles oder Nix II“ führte er sogar die Spitze der deutschen Albumcharts an. Doch für diesen Erfolg hat Xatar, bürgerlich Giwar Hajabi, hart gearbeitet. In seiner Autobiografie „Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir“ schildert der Rapper seinen schwierigen Werdegang, der ihn sogar in das kriminelle Geschäft brachte. Jetzt erscheint mit „Rheingold“ die Verfilmung seiner Biografie von einem der besten deutschen Regisseure der Nachkriegszeit. 

Das Poster von RHEINGOLD
Das Poster von RHEINGOLD © Warner Bros.

„Rheingold“ handelt von Xatars Kindheit bis zu den Anfängen seines musikalischen Erfolges. Dazwischen beschäftigte sich Giwar Hajabi (Emilio Sakraya) aber vor allem mit dem kriminellen Milieu in Zentraleuropa. Während er zu Beginn nur Drogen auf dem Sportplatz verkauft, wird er bald schon seine Reise als Großdealer fortsetzen. Als eine Ladung jedoch verloren geht und er die Schulden bei seinem Kartell nicht begleichen kann, muss er einen legendären Goldraub planen. 

Das Leben von Giwar Hajabi ist geebnet von Auf und Abs, die Regisseur Fatih Akin immersiv einfängt. Akin ist ein Name, welcher fallen muss, wenn man über die besten Regisseure der deutschen Nachkriegszeit spricht. Für „Aus dem Nichts“ mit Diane Kruger gewann er den Golden Globe als bester fremdsprachiger Film und auch bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes wurde er für sein Drehbuch zu „Auf der anderen Seite“ ausgezeichnet. Viele Werke des Hamburgers besitzen eine Heimatverbundenheit, wie es unter anderem „Soul Kitchen“ zeigt, der eine Liebeserklärung an die Stadt Hamburg ist. Auch in „Rheingold“ ist Heimat ein wichtiger Faktor für unseren Protagonisten. 

Xatar ist im Iran zu Zeiten des Ersten Golfkrieges geboren, wo er im Alter von gerade einmal drei Jahren mit seinen Eltern im Gefängnis eingesperrt war, da seine Eltern für die kurdischen Rebellen gekämpft haben. Als sie aus der Haft entlassen wurden, gelangte die Familie über Paris nach Bonn. Obwohl „Rheingold“ viele Ortswechsel besitzt und unter anderem im Irak, Amsterdam und Süden Deutschlands spielt, kehrt Giwar für Familie und Freunde immer wieder nach Bonn zurück. Durch diese vielen Ortswechsel entsteht ein schnelles Pacing, welches nicht für eine Sekunde anhält. Das Leben von Giwar ist wirklich faszinierend und spektakulär, wodurch der Zuschauer kaum glauben kann, dass beinahe alle Erlebnisse auf wahren Begebenheiten beruhen und nur für den Film gestraffter erzählt werden. So fühlen sich die 140 Minuten verdammt kurzweilig an, denn „Rheingold“ ist nicht eine Sekunde zu lang. 

Xatar und sein Freund
Xatar und sein Freund © Warner Bros.

Obwohl „Rheingold“ auf der Biografie des Künstlers basiert, nimmt Fatih Akin kein Blatt vor dem Mund und erzählt die Lebensgeschichte von Xatar ungeschönt und ehrlich. Giwar Hajabi hat viel Dreck am Stecken und flüchtet in die Kriminalität, da er es will und nicht weil er dazu gezwungen wird. Trotzdem wird ebenfalls die andere Seite des Protagonisten gezeigt, welche nicht so hart und kantig ist, denn Giwar kann auch ein wichtiger Freund sein. Diesen Spagat meistert Emilio Sakraya, der mit seinem einzigartigen Charisma Xatar eindrucksvoll verkörpert. Insgesamt kann man über den gesamten Cast nur positive Worte verlieren, denn alle Beteiligten schaffen es, die Lebensweise realistisch wirken zu lassen. Die Dialoge besitzen einen modernen Gossenjargon, welcher verdeutlicht, dass sich ausführlich mit dem Leben der Figuren beschäftigt wurde. Akin nutzt die Sprache, die tatsächlich gesprochen wird, was wieder die Authentizität des Gezeigten unterstützt

Menschen, die sich mit dem Menschen Xatar beschäftigt haben, werden vor allem Freude an „Rheingold“ haben. Giwar Hajabi ist insbesondere durch sein erfolgreiches Label bekannt geworden, weshalb viele Musiker, die bei seinem Label unter Vertrag stehen, ebenfalls aufgegriffen werden. Ein großes Highlight ist Eno, ein Musiker von Xatars Label, der SSIO, einen Rapper von Xatars Label, verkörpert. Es sind diese Details, welche Fans gefallen werden. Auch Schwester Ewas Werdegang findet Beachtung in „Rheingold“. Trotzdem sollten sich Liebhaber der Musik darauf einstellen, dass in „Rheingold“ die Musik eine untergeordnete Rolle spielen wird, die erst am Ende etwas mehr in den Fokus tritt. Zumindest wurde ein neuer Song für den Film komponiert, der sicherlich nicht so schnell aus den Ohren verschwinden wird. 

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Eine faszinierende Lebensgeschichte!

Fazit:

„Rheingold“ ist ein Film, welcher kaum eine Schwäche besitzt. Einige wenige Szenen wirken leicht deplatziert, doch das sind nicht mehr als eine Handvoll in diesen 140 Minuten. Am Ende wird man sich an „Rheingold“ als packende Mischung aus Milieustudie und Gangsterfilm zurückerinnern, die über ihre gesamte Laufzeit unterhält und den Menschen Xatar dem Zuschauer näherbringt. Selbst wenn man im Vorhinein keine Bezugspunkte zu ihm besaß. Fatih Akin ist ein eindrucksvolles Erlebnis gelungen, das zu den besten Filmen des Jahres gehört.


von Lukas Weinandy

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