Red Sparrow – Filmkritik: Spionagethriller mit Jennifer Lawrence

Red Sparrow Dominika Egorova (Jennifer Lawrence)
Red Sparrow: Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) © 2018 Twentieth Century Fox

Die Kritik:

Red Sparrow Filmplakat
Red Sparrow Filmplakat © 2018 Twentieth Century Fox

Mit „Red Sparrow“ startet am 01. März ein Spionage-Thriller unter der Regie von Francis Lawrence. Der Verantwortliche der letzten Tribute von Panem-Filme hat sich hierfür wieder für die namensverwandte Schauspielern Jennifer Lawrence entschieden. Sie ist gleichzeitig Gesicht, Herz und Kopf des rund 140-minütigen Streifens, was sich als gut kalkulierter Glücksgriff herausstellt. Mit ihrer Präsenz hebt sie Red Sparrow auf ein gutes Niveau und lässt den Zuschauer einige Schwächen verzeihen.

Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) tanzt als russische Primaballerina für ihr Leben gerne. Durch ihre Auftritte im großen Theater kann es sich die hübsche junge Frau auch leisten, die punktuelle Hilfe für ihre kranke Mutter zu finanzieren. Wie das Leben außerhalb ihres Berufs und dem Alltag daheim ausschaut, wird erst gar nicht groß durchleuchtet. Denn aufgrund eines schrecklichen Unfalls vor laufendem Publikum verletzt sie sich so stark, dass sie ihre Karriere auf Eis legen muss. Einen Plan B gibt es nicht. Das bleibt auch ihrem Onkel Vanya (Matthias Schoenaerts) nicht verborgen. Als Regierungsmitarbeiter höherer Ebene hat Dominikas Mutter sie stets auf Abstand halten wollen. Nun überredet Vanya sie allerdings zu einem Auftrag, für den er ihre Anziehungskraft gegenüber anderer Männer benötigt. Im Anschluss hat er sie in der Hand, steckt sie in ein unmenschliches Ausbildungscamp und setzt sie letztendlich auf den CIA-Agenten Nathaniel Nash (Joel Edgerton) an.

Red Sparrow Nathaniel Nash (Joel Edgerton)
Red Sparrow: Nathaniel Nash (Joel Edgerton) © 2018 Twentieth Century Fox

Bereits die Eröffnungsszenen (Jennifer Lawrence tanzt ihren letzten Tanz und Joel Edgerton führt einen heiklen Deal durch) wissen zu gefallen und werden parallel packend gezeigt. Der Thriller legt ein hohes Tempo an den Tag, ohne sich um irgendwelche Zwischenstationen oder -aufenthalte zu kümmern. Trotz wenig Hintergrundinfos kann man sich als Zuschauer schnell in die Rolle der Dominika hineinversetzen, was Jennifer Lawrences Verdienst ist. Ohne Overacting trifft sie den Nagel auf den Kopf. Der russische Akzent steht ihr übrigens auch. So begleitet man die gebrochene Tänzerin bei ihren ersten Gehversuchen, zunächst buchstäblich nach ihrem Unfall, dann bei ihrem ersten Auftrag. Wenn sie sich unbeholfen der Gefahr aussetzen muss, die Zielperson aber trotzdem umgarnen soll, folgt ein kleiner Twist und fortan poltert die Story voran. Diese Szenen, die insgesamt rund eine halbe Stunde ausmachen, bestärken den tollen Beginn und die Figurenentwicklung.

Red Sparrow - Die skrupellose Ausbilderin
Red Sparrow: Die skrupellose Ausbilderin © 2018 Twentieth Century Fox

Das Rezept geht bis hierhin komplett auf – der Thriller ist glaubwürdig, spannend und wird durch eine gute Hauptdarstellerin getragen. Doch später hapert es leider genau an den Figuren. Der amerikanische Agent Nathan wird durch Joel Edgerton (Warrior, Loving, It comes at night) zwar angenehm menschlich dargestellt, wirkt durch seine Fehler und Emotionen jedoch nicht immer wie die richtige Person der CIA. Das gilt übrigens auch teilweise für seine Vorgesetzten. Als Kontrast wird man hingegen von den vielen skrupellos handelnden Russen erschreckt. Das passt dann leider nicht zusammen und wird zu einseitig gezeigt. So z.B. auch das unmenschliche Ausbildungscamp in Russland, das Dominika zu einem „Red Sparrow“ formen soll. Die Lehrpraktiken dort sind fast ausschließlich auf sexuelle Manipulation ausgelegt, sehr bizarr, abstoßend und dramaturgisch schonungslos auf Wirkung bedacht. Fortan gibt Dominika die fast perfekte Spionin. Doch trotz alledem scheint die junge Frau noch nicht komplett abgebrüht und ebenfalls von Emotionen geleitet.

Red Sparrow: Jennifer Lawrence (Dominika Egorova) und Joel Edgerton (Nathaniel Nash)
Red Sparrow: Jennifer Lawrence (Dominika Egorova) und Joel Edgerton (Nathaniel Nash) © 2018 Twentieth Century Fox

In der auch als „Nuttenschule“ bezeichneten Stätte entstehen die Szenen, die neben den Folterungen am meisten verstören und nachwirken. Die FSK 16 sind daher mehr als gerechtfertigt, denn während die meisten Thriller diese Altersbeschränkung tragen, erwartet man in Red Sparrow nicht unbedingt solche Bilder. Insgesamt ist das allerdings noch positiv zu bewerten, denn so geht gewiss keine Aufmerksamkeit verloren und der Spionagethriller hebt sich doch deutlich von der Konkurrenz ab. Storytechnisch gibt es genrekonform natürlich einige Wendungen, die ein klein wenig Glaubwürdigkeit vermissen lässt. Als Auflösung wird dabei zu häufig die Karte der „Doppelagentin“ gezogen. So fühlt man sich im Mittelteil mal etwas verloren, verliert jedoch nie die Lust an dem interessanten und spannenden Thriller.

Filmwertung
7/10

Kurzfassung

Kurzweilig, hemmungslos aber auch intelligent präsentiert sich dieser Spionagethriller, der von Jennifer Lawrence als Protagonistin getragen wird.

Fazit:

Red Sparrow zieht früh in seinen Bann und tut alles dafür, um die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Das gelingt zweifellos, geht allerdings auf Kosten der Figuren und gerät recht eindimensional. Spätestens das letzte Drittel reißt den Zuschauer wieder an sich.


von Nicolas Wenger

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