Predator – Upgrade: Filmkritik – Schlagfertige One-Liner im Minutentakt

Predator - Upgrade: Der Predator
Predator - Upgrade: Der Predator © 2018 Twentieth Century Fox

Die Kritik:

Predator - Upgrade: Poster
Predator – Upgrade: Poster © 2018 Twentieth Century Fox

Als 1987 der Predator in John McTiernans gleichnamigem Film zum ersten Mal das Licht der Welt erblickte, konnte man kaum absehen, dass hier eines der ikonischsten Filmmonster aller Zeiten geboren war. McTiernans ultrabrutaler und hierzulande lange indizierter Sci-Fi-Horror über die außerirdische Kreatur mit den Rastalocken, der eine von Arnold Schwarzenegger geführte Truppe von knüppelharten Marines wie Freiwild durch den lateinamerikanischen Dschungel jagt, ist schlicht Kult. Die irrwitzige, 1990 erschienene Fortsetzung genießt mittlerweile durchaus ähnlichen Status und hatte den intergalaktischen Trophäenjäger endgültig zum mythischen Popkulturobjekt gemacht. Nach diversen Comics und den beiden sehr mageren „Alien vs. Predator“-Crossover-Streifen unternahm Nimród Antal mit „Predators“ unter Robert Rodriguez Aufsicht einen Versuch, an die Stimmung des Originals anzuknüpfen – jedoch mit eher gemischtem kreativen und finanziellen Erfolg.

Aller Versuche zum Trotz, es schien als wäre der Predator einfach kein zwingendes Franchise-Material. Umso überraschender dann die Ankündigung des nun erschienenen „Predator: Upgrade“, der doch mit erheblichem Aufwand versucht die Reihe auf großer Bühne wiederzubeleben. Wer könnte da besser geeignet sein als Shane Black, der einst noch als dauerwitzelnder Marine dem testosterongeschwängerten Original-Film humoristische Würze gegeben und als hochbezahlter Drehbuchautor die High Concept-Actionkomödie in den 80er und 90er Jahren dominiert hat wie kein zweiter? Der „Lethal Weapon“-Schöpfer und Regisseur von clever-selbstironischen Perlen wie „Kiss Kiss Bang Bang“ und dem sträflich unterschätzten „The Nice Guys“ drückt auch dem neuen „Predator“ unmissverständlich seinen Stempel in Form von furiosen Schlagabtäuschen und augenzwinkernden One-Linern auf. Am Ende bleibt aber hauptsächlich ein sehr gut aufgelegter Retro-Spaß, der mit großer Energie unterhält, aber am Ende trotz manch netter Idee leider etwas ins Leere läuft.

Boyd Holbrook (as Quinn McKenna), Jacob Tremblay (as Rory McKenna)
Boyd Holbrook (as Quinn McKenna), Jacob Tremblay (as Rory McKenna) © 2018 Twentieth Century Fox

Doch zum Anfang: Nach einer kurzen Weltraumschlacht macht ein Predator-Raumschiff eine Bruchlandung auf der Erde und platzt quasi mitten in eine Kartell-Geiselnahme irgendwo im nächtlichen Wald, die von US Army-Scharfschützen-Ass Quinn McKenna (Boyd Holbrook) beobachtet wird. In der Folge geht es unter anderem mit zweigeteilten, am Baum aufgehängten Soldaten und herauspurzelnden Gedärmen ordentlich blutig und brutal zu, wodurch man sich hier gleich schon mal in vertrauten Händen fühlt: Black scheint das zu liefern, was man von einem Predator-Film erwartet.

McKenna ist der erste Mensch, der nach den letzten Besuchen Kontakt mit dem außerirdischen Jäger mit der hässlichen Visage aufnimmt, aber überlebt. Dadurch wird er zum Ziel von einer Geheimeinheit, die von Will Traeger (Sterling K. Brown) geführt wird, der schon seit Jahren das Treiben der Predators beobachtet. Der eigenwillige Army Ranger wird festgenommen und in einen Gefangenentransport gepackt, der aus einer Gruppe von mental angeknacksten Soldaten besteht. Es dauert nicht lange bis die ungleiche Truppe den ungewollten Zweitkontakt mit den Predators aufnimmt…

Predator - Upgrade: Predator vs. Predator
Predator – Upgrade: Predator vs. Predator © 2018 Twentieth Century Fox

Wie auch in McTiernans Film etabliert Black also eine exzentrische Gruppe von Elitesoldaten, die allesamt überaus charismatisch sind und herausragend untereinander harmonieren. Hier wird „Predator: Upgrade“ zu einem unerwartet großen, gänzlich unprätentiösen 80er Jahre-Retro-Spaß: Es werden eifrig flache Witze erzählt, zynisch-clevere One-Liner ausgetauscht und eine augenzwinkernde Grundstimmung etabliert, die trotz einiger brillanter Lacher den tödlichen Ernst der Lage nicht aus den Augen verliert. Ja, man ist hier unzweifelhaft in einem Shane Black-Film, der oft so wirkt, als käme er direkt aus den 80er oder 90er Jahren – wären da nicht manche moderne Zugeständnisse. Gerade im ersten Akt baut der Film trotz des lockeren und augenzwinkernden Tons unter den Figuren echte Spannung und spritzige, atemlose Energie auf. Hier etabliert der Film auch die Biologin Casey Bracket (Olivia Munn), die von Traeger in das Labor einer geheime Basis gebracht wird, in der die Predators erforscht werden. Schön auch der Gastauftritt von Jake Busey, der den Sohn von NSA-Agent Peter Keyes aus dem zweiten Teil spielt, der einst wiederum von seinem eigenen Vater Gary gespielt wurde.

Olivia Munn (as Casey Bracket), Boyd Holbrook (as Quinn McKenna)
Predator – Upgrade: Olivia Munn (as Casey Bracket), Boyd Holbrook (as Quinn McKenna) © 2018 Twentieth Century Fox

Einen weiteren Erzählstrang eröffnet Black mit Rory McKenna (Jacob Tremblay), Quinns Sohn, der wegen seines Asperger-Syndroms in der Schule gemobbt wird und ungewollt an Predator-Ausrüstung gelangt, die sein Vater zu Beginn gestohlen hat. Hier ist der Film dynamisch und mitreißend, bis er schließlich in einer brutalen und stark umgesetzten Ausbruchsszene kulminiert – ganz ohne Augenzwinkern geht es nicht, siehe die sehr amüsante Dekontaminierungsszene mit Olivia Munn. Black hält den Film konstant in Bewegung und hält die Waage zwischen ernstzunehmender Predator-Action und cleveren Sprüchen bzw. Gags am Rande.

Im zweiten Akt steht die fabelhafte kameradschaftliche Dynamik zwischen den gestörten, aber merkwürdig liebenswerten Antihelden im Mittelpunkt. Zugegeben, „Predator: Upgrade“ funktioniert primär durch die stark aufgelegten Darsteller (vor allem Trevante Rhodes aus „Moonlight“ als lebensmüder Williams, Keegan-Michael Key als dauerwitzelner Coyle und Thomas Jane als an Tourette leidender Baxley), die sich die von Black zu Verfügung gestellten Bälle so gekonnt zuwerfen, dass der Film einfach einen Heidenspaß macht. Hier reiht sich ein klassisch verschrobener Comedy-Moment à la Shane Black an den nächsten. Sicher, hierfür geht eben die Spannung schließlich etwas flöten, echter Horror, wie man ihn noch im ersten, weitestgehend sehr ernsten und klaustrophobischen Film gesehen hat, verfliegt auch irgendwann weitestgehend. Black versucht die Mythologie um die Titelfigur zwar zu vertiefen (während er sie gleichzeitig immer wieder vortrefflich selbstironisch kommentiert), jedoch bleibt das Ergebnis am Ende eher durchwachsen und wenig erinnerungswürdig.

Predator - Upgrade: Der Predator in Angriffslaune
Predator – Upgrade: Der Predator in Angriffslaune © 2018 Twentieth Century Fox

Mit dem letzten Drittel beginnt der Film dann zunehmend zu schwächeln. Man spürt „Predator: Upgrade“ hier schon leider an, dass ein Großteil des Endes nach Testscreenings nachgedreht wurde. Der angenehm bodenständig bzw. weitestgehend handgemacht inszenierte Film macht schließlich Platz für recht chaotische Action auf und in „Predator“-Raumschiffen, wodurch das Ganze doch etwas zerfasert und nicht mehr ganz zum Rest des Films passt. Viele Ideen von Black (eine davon dreht sich um Rorys Asperger-Syndrom und den Umstand, wie die Predators über die Jahre ihren Evolutionsprozess immer weiter angetrieben haben) wirken etwas fehlgeleitet, die letzte Szene schreit zu offensichtlich nach Fortsetzungen. Irgendwann fühlt man sich als Zuschauer nach den so mitreißenden ersten beiden Dritteln doch außen vor. Man bekommt das Gefühl nicht los, dass der Film letztlich Potential verschenkt hat.

Letztlich macht „Predator: Upgrade“ über weite Strecken aber wirklich großen Spaß, gerade weil er sich nicht so ernst nimmt. Viele Fans werden Black wie schon bei „Iron Man 3“ ankreiden, dass er die Mythologie dieser beliebten Reihe zu sehr auf die leichte Schulter nimmt und zu sehr in komödiantische Sphären und Meta-Ebenen abdriftet. Wer jedoch Blacks augenzwinkernden Humor und seine einzigartig geistreichen One-Liner mag, die Reihe nicht bierernst nimmt und gerne mal wieder einen Actioner wie in alten Tagen sehen möchte, der sollte an diesem Film durchaus seine Freude haben.

Filmwertung
7/10

Kurzfassung

„Predator“ Shane Black-Style: Schlagfertige One-Liner im Minutentakt, selbstironischer Humor und eine liebenswerte Gruppe von charismatischen Bekloppten.

Fazit:

„Predator“ Shane Black-Style: Schlagfertige One-Liner im Minutentakt, selbstironischer Humor und eine liebenswerte Gruppe von charismatischen Bekloppten. Auch wenn Blacks „Predator: Upgrade“ erwartungsgemäß brutal ist, büßt der Film Spannung ein und wird für manche Fans seinen Fokus sicher zu sehr auf Humor legen. Abgesehen von einem chaotischen Finale ist der Film aber viel zu spaßig und gut aufgelegt, dass man sich hier nicht grinsend mittreiben lässt.


von Florian Hoffmann

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