Personal Shopper – Filmkritik: Mysterie-Thriller mit angehauchter Geisterthematik

Personal Shopper:
Personal Shopper: Maureen (Kristen Stewart) ist ein Medium © Carole Bethuel

Die Kritik:

Zwillingen wird eine sehr enge Bindung nachgesagt. Selbst, wenn sie viele Kilometer von einander entfernt sind, soll die Verbindung spürbar sein. Aber ist die Bindung stark genug, um die Grenzen zwischen Leben und Tod zu überwinden? In dem düsteren Thriller „Personal Shopper“ von Olivier Assayas geht es genau um jene Frage.

Personal Shopper - Plakat
Personal Shopper – Plakat © Weltkino Filmverleih

Im Zentrum der Handlung steht die junge Maureen (Kristen Stewart), die vor wenigen Monaten ihren Bruder Lewis verloren  hat. Da beide Zwillinge an einer Herzkrankheiten litten, schlossen sie einst den Pakt, dass sie auch nach dem Tod den anderen nicht verlassen werden. Seit ihr Bruder verstorben ist, wartet Maurreen nun auf ein Zeichen von ihm. Um die Chancen zu erhöhen, ist sie Amerikanerin nach Paris gezogen, wo ihr Bruder einst als Künstler lebte. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet sie als persönliche Einkäuferin für Kyra (Nora von Waldstätten). Gleichzeitig bietet sie als Medium verzweifelten Menschen ihre Hilfe an. Als sie eines Tages eine SMS von einer unbekannten Nummer erhält, glaubt sie fest an die Kontaktaufnahme ihres Bruders. Doch dann passieren mysteriöse Dinge, die ihre Sicht auf die Welt verändern. Maureen findet sich im Wahnsinn wieder, wo die Realität scheinbar grenzenlos mit der Spiritualität  verschmolzen ist. Damit erinnert der Film durchaus an Assayas‘ vorausgegangenes Werk „Die Wolken von Sils Maria“, der sich ebenfalls zwischen den Genres bewegte.

Personal Shopper: Maureen (Kristen Stewart) arbeitet als Personal Shopper für Celebrities
Personal Shopper: Maureen (Kristen Stewart) arbeitet als Personal Shopper für Celebrities
© Carole Bethuel

Was als spirituell angehauchtes Drama beginnt, lässt schnell Elemente des Psycho-Thrillers erkennen, der mit Aspekten der Mysterie gepaart wurde. Die junge Frau verliert sich in ihrem Glauben, der sie in eine lebensgefährliche Situation bringt. Immer wieder schwebt die Frage im Raum, ob ein Leben nach dem Tod wirklich möglich ist, oder ob Maureen nur einem Psychopathen ins Netz gegangen ist. Lange Zeit lässt der Film keine eindeutige Richtung erkennen und wechselt zwischen malerischen Szenen in Paris und unerwarteten Schockmomenten. Anschwellende Musik verheißt nichts Gutes, endet aber schon im nächsten Moment, ohne vollends zur Geltung gekommen zu sein. Aber nicht nur die Musik und die Soundeffekte lassen den Zuschauer bewusst im Unklaren. Auch die Bilder sind zwiespältig, angefangen von der Hauptfigur. Kristen Stewart (Twilight) erscheint in Schlabberlook und fettigen Haaren und bietet so einen interessanten Kontrast zu den sündhaft teuren Nobelboutiquen, in die sie ein und ausgeht.

Personal Shopper: Kyra (Nora von Waldstaetten)
Personal Shopper: Kyra (Nora von Waldstaetten)
© Weltkino Filmverleih

Trotz ihrer teils zickigen Art ist sie ein gern gesehener Kunde und die Stars und Designer verlassen sich auf ihr Urteil. Maureen lässt sich nicht von dem Prunk und Glamour der modernen Welt beeinflussen. Sie versucht, sich selbst treu zu bleiben, auch wenn sie sich nach dem Tod ihres Bruders in einer Selbstfindungsphase befindet. Immer wieder durchstreift sie die Welt der Mode, wobei sie selbst keinerlei Wert auf Luxus zu legen scheint. Nur wenige Male lässt sie sich dazu hinreißen, die Designerkleider ihrer Chefin anzuprobieren. Gelenkt durch die SMS der unbekannten Nummer, lässt sie sich in eine Welt locken, die weder real noch fantastisch ist. Der Reiz des Verbotenen und die Suche nach dem Unbekannten werden so zu den Grundthemen des Films. Die Verarbeitung der Vergangenheit und der Umgang mit dem Verlust fließen in die Handlung ein, die sich zusehends dem Fantastischen zuwendet.

Personal Shopper: Maureen (Kristen Stewart) probiert heimlich die Kleider ihrer Chefin an.
Personal Shopper: Maureen (Kristen Stewart) probiert heimlich die Kleider ihrer Chefin an.
© Carole Bethuel

Kristen Stewart, die in „Die Wolken von Sils Maria“ mit einem lobenswerten Auftritt glänzen konnte, verfällt in „Personal Shopper“ ihrem faden Erscheinungsbild. Gehetzt zwischen den Terminen mit Designern und der Suche nach geisterhaften Erscheinungen, lässt Stewart die Persönlichkeit ihrer Figur vermissen. Die Hoffnung auf eine Verbindung mit dem verstorbenen Bruder ist allgegenwärtig, während die Nacktszenen des Films oder die mehrfach zelebrierten SMS-Chats im Zug scheinbar banal miteinander verknüpft wurden. Daher verliert sich der Film ab dem 2. Drittel in lose miteinander verknüpfte Sequenzen, deren Intention dem Zuschauer verborgen bleiben.

Filmwertung
5.9/10

Kurzfassung

Olivier Assayas‘ Mystery-Drama verliert sich in belanglosen Sequenzen, die lose miteinander verknüpft sind und dennoch einen Hauch Gruselstimmung versprühen.

Fazit:

„Personal Shopper“ beginnt als klassischer Geisterfilm, der durch eine rapide Grabwendung als Gesellschaftskritik der Mode-Welt und des hemmungslosen Luxus endet.


von Sandy Kolbuch

Mehr zum Film:
Trailer: Filminfo:

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