Operation Fortune – Filmkritik

Jason Statham als Superspion Orson Fortune in OPERATION FORTUNE
Jason Statham als Superspion Orson Fortune in OPERATION FORTUNE © LEONINE

Die Kritik:

Nach fast einjähriger Verspätung schafft es Guy Ritchies neuer Film schließlich in die Kinos. Das plötzliche Verschwinden des angeblich 130 Milionen Dollar teuren Films von allen Veröffentlichungskalendern weltweit hat jedoch nichts mit seiner Qualität zu tun, sondern schlicht mit dem Umstand, dass Ukrainer hier Bösewichter portraitieren. Das jedoch nur als kleine Randnotiz, Ritchie setzt hier jedenfalls seinen starken Lauf fort und präsentiert nach seinem modernen Gangsterfilm-Klassiker „The Gentlemen“ und der knochentrockenen Männerfilm-Hommage „Cash Truck“ mit „Operation Fortune“ einen beschwingten und bestens aufgelegten Spionage- und Heist-Thriller. Schon zum fünften Mal an Bord eines Ritchie-Films ist Jason Statham, während nun auch Hugh Grant mit seinem bereits dritten Auftritt zum Stammpersonal des britischen Regisseurs gezählt werden darf. Kongenial ergänzt wird der Cast durch die immer gern gesehene Schlagfertigkeitsbombe Aubrey Plaza, sowie Josh Hartnett, für den wohl spätestens mit Christopher Nolans „Oppenheimer“ eine echte Hartnettaissance eingeläutet werden sollte.

Operation Fortune: Hollywoods größter Filmstar Danny Francesco (Josh Hartnett) dient den Top-Agenten (Jason Statham und Aubrey Plaza) als Lockvogel
Operation Fortune: Hollywoods größter Filmstar Danny Francesco (Josh Hartnett) dient den Top-Agenten (Jason Statham und Aubrey Plaza) als Lockvogel ©Leonine

Ritchie eröffnet seinen Film denkbar rasant und für lange Zeit denkt der Brite auch gar nicht daran auf die Bremse zu treten: In einer Montage erzählt der Film parallel in einer Rückblende, wie ein hochtrainiertes Söldnerteam einen aufwändigen Raub von millionenschwerem Gefahrengut durchzieht, während sich die MI6-Männer Nathan Jasmine (Cary Elwes) und Knighton (Eddie Marsan) bereits um die Rückgewinnung der geheimnisvollen Ware beraten. Hierfür wird ein Team der Crème de la Crème internationaler Geheimagenten zusammengestellt, wobei der widerwillig aus dem Urlaub gerissene Orson Fortune (Jason Statham) die Speerspitze darstellen soll. Zu seinem Team gehören die CIA-Frau Sarah Fidel (Aubrey Plaza) sowie der MI6-Mann J.J. (Bugzy Malone). Schnell wird jedoch klar, dass es auch noch der Ex-Agent und jetzige Kontrahent Mike (Peter Ferdinando) mit eigenem Team auf die Beute abgesehen haben. Im Fokus bei dem internationalen Deal um die gestohlene Ware steht der steinreiche Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant), dessen Vertrauen mithilfe von Simmonds Lieblingsstar Danny Francesco (Josh Hartnett) aufgebaut werden soll. Dieser wird mit einem Sextape von Orson erpresst und zur Mitarbeit gezwungen…

„Operation Fortune“ macht von Beginn an einfach einen Riesenspaß: Ritchie gelingt es, ein enorm hohes und mitreißendes Erzähltempo zu gehen, bei dem alle Mitspieler und die Ausgangslage mit bemerkenswerter inszenatorischer Klarheit etabliert werden. Das ist man natürlich von Ritchies besten Arbeiten gewohnt, angefangen mit „Bube, Dame, König, GrAS“, „Snatch“ und eben auch zuletzt „The Gentlemen“. Wie auch schon in letztgenanntem Film hat Ritchie eine neue Präzision und Eleganz in seiner Inszenierung erreicht, die frei von den damals beeindruckenden visuellen Spielereien seiner Erstlinge wunderbar funktioniert und eine neue Reife in seinem Werk offenbart. „Operation Fortune“ hantiert dabei mit vielen Figuren und einer gewissen erzählerischen Komplexität, die allerdings auch nicht ganz mit seinen früheren Filmen zu vergleichen ist.

Aubrey Plaza in OPERATION FORTUNE

Aubrey Plaza in OPERATION FORTUNE © LEONINE

Eine weitere große Stärke kommt hier auch überaus schnell zum Vorschein: Ritchie beweist erneut ein fantastisches Händchen in Sachen wortgewandte und sehr lustige Schlagabtäusche zwischen gewohnt farbenfrohen Figuren. Statham verkörpert seine gewohnte und tadellos funktionierende augenzwinkernde Macho-Präsenz mit Bravour und luftiger Spielfreude ohne sich schauspielerisch weit zu strecken, während er sich wunderbar mit der großartigen Aubrey Plaza die Bälle zuwirft. Ihre CIA-Agentin und Tech-Expertin ist Orson zunächst nicht bekannt und nur Ersatz für einen seiner Lieblingskollegen, weshalb erst ein gelungenes Screwball-artiges Misstrauen zwischen den Geheimagenten aufgebaut wird.

Mit Josh Hartnetts selbstverliebtem Schauspiel-Superstar Danny Francesco kommt dann aber eine ganz neue Dynamik ins Spiel: Er wird als Lockvogel für den schwer erreichbaren Waffenhändler Simmonds eingesetzt, was jede Menge Situationskomik hervorruft. Danny wandelt zwischen Todesangst und typischer Schauspieler-Eitelkeit, denn er will schließlich seiner bisher herausforderndsten Rolle auch gerecht werden. In dieser Konstellation gibt sich Orson als Francescos Manager aus, während Sarah die Rolle von Dannys attraktiver Freundin ausfüllt, die mindestens ebenso wichtig in der Vertrauensgewinnung von Simmonds ist wie dessen bereits zuvor lange erfolglos umworbener Lieblingsstar. Hartnett offenbart hier ganz neue Seiten und erfreut mit wunderbar amüsanter wie spielfreudiger Präsenz.

Ein erneutes Highlight ist dann aber Hugh Grant, der sich in dieser von Rom-Coms gelösten Phase seiner Karriere mit spürbarer Freude von seinem alten Image des britischen Charmeurs löst. Nicht nur gibt er einen sehr ambivalenten Bösewicht, er ist vor allem wie bereits in „The Gentlemen“ ein herrlich arroganter und selbstverliebter Schmierlappen, dessen chauvinistische Sprüche mit hohem Fremdschäm-Potential für ebenso große wie verschluckte Lacher sorgen.

Ritchie hält in „Operation Fortune“ das Tempo fast die ganze Laufzeit hoch und sorgt für bestens aufgelegte, sehr kurzweilige Unterhaltung. Letztlich und insbesondere gegen Ende des Films wird dann allerdings auch deutlich, dass das ganz besondere Etwas fehlt, um hier etwas wirklich Besonderes entstehen zu lassen. Als überaus spaßiges und sehr gut produziertes Spionagekomödien- bzw. Actionkino der alten Schule funktioniert „Operation Fortune“ aber auf ganzer Linie.

Filmwertung
7.5/10

Kurzfassung

Bestens aufgelegte, sehr kurzweilige Unterhaltung.

Fazit:

Mit „Operation Fortune“ setzt Guy Ritchie seinen starken Lauf fort und auch wenn dieser Spionagekomödie das gewisse Etwas fehlt, ist hier dennoch ein bestens aufgelegter, unterhaltsamer und sehr kurzweiliger Spaß zu sehen. Insbesondere die starke Besetzung mit einem erneut herausragend gegen das bisherige Image anspielenden Hugh Grant macht den Film letztlich lohnenswert.


von Florian Hoffmann

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