Old – Filmkritik zum neuen Shyamalan

Old: Maddox (Thomasin McKenzie) und Trent (Alex Wolff)
Old: Maddox (Thomasin McKenzie) und Trent (Alex Wolff) © Universal Pictures

Die Kritik:

Old - Poster
Old – Poster © Universal Pictures

In den 90er Jahren galt M. Night Shyamalan mit Filmen wie „The Sixth Sense“ als neues Wunderkind von Hollywood und viele versprachen sich vom neuen Regisseur jemanden, der in die Fußstapfen von Steven Spielberg hätte treten können. Doch anders als sein Film „Unbreakable“ war seine Karriere hingegen doch zerbrechlich und so stürzte Shyamalan seit den 2000er in ein Fiasko nach dem anderen. Vorbei waren die Tage mit Schauspielgrößen wie Bruce Willis oder Mel Gibson. Doch im Jahre 2016 gelang ihm mit „Split“ wie aus dem nichts wieder ein Überraschungshit, welcher ihn wieder auf die Bildfläche brachte. Obwohl „Glass“ hingegen wieder gespalten aufgenommen wurde, schrie es förmlich nach einem Revival. Mit „OLD“ erscheint nun erstmals wieder ein völlig origineller Film des Regisseurs. Doch hat der Film das Zeug dazu an seinen Erfolg anzuknüpfen oder katapultiert das Werk seinen Schöpfer doch wieder zurück in die 2000er? Dies erfahrt ihr in meiner Kritik.

Eine Familie bestehend aus Mutter Vater und zwei Kindern macht Urlaub auf einer paradiesisch schönen Insel. Der Hotelmanager erzählt ihnen jedoch von einem einsamen und wunderschönen Strand und lädt sie ein, diesen zusammen mit zwei anderen Familien zu besuchen. Dort angekommen stellt sich jedoch heraus, dass dort mysteriöse Kräfte ihr Unwesen treiben. Denn Menschen beginnen wie aus dem Nichts schneller zu Altern. Und so müssen die Familien nicht nur um ihr Überleben, sondern auch um ihre Lebensjahre kämpfen. Ein wortwörtlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

„OLD“ besticht wieder mit einem High Konzept, dass so simpel wie Genial ist. Die Idee hinter dem schnellen Altern bietet nämlich für einen Horrorfilm/Thriller unfassbar viele nie zuvor gesehene Möglichkeiten, mit dem man frischen Wind in das Genre bringen kann. Und so wirkt der Film auf dem Papier fast so, als stamme er direkt aus der „Twilight Zone“. Shyamalan vergeudet mit der Ausgangslage auch nicht viel Zeit und bringt uns und die Charaktere zügig an den Strand. Doch all diese vielen potentiellen Möglichkeiten sind wohl auch Shyamalan durchgegangen und so scheitert der Film leider genau an dem, was ihn so einzigartig macht.

Old
Old: (v.l.n.r) Prisca (Vicky Krieps), Maddox (Thomasin McKenzie), Guy (Gael García Bernal) und Trent (Luca Faustino Rodriguez) © Universal Pictures

Das Set-up für die ganzen verschiedenen Plotlines beinhaltet leider nämlich gefühlt ¾ des gesamten Filmes. Das Drehbuch wirft uns fast konstant immer wieder neue Fragen in den Weg, ohne überhaupt jemals eine von diesen im Laufe des zweiten Aktes zu beantworten. Wir bleiben daher über den Großteil der Handlung genauso ratlos wie die Charaktere. Dies ist besonders unbefriedigend, da soviel Potential hätte genutzt werden können. Vergleicht man „OLD“ mit anderen Genrevertretern stellt sich die Frage, was hier denn überhaupt mystery ist. Denn nichts hier gibt einen Freiraum zum Miträtseln. So rast die Story nur von einem Setpiece zum anderen. Darunter leiden auch die Charaktere da es dem Drehbuch nicht gelingt, eine Balance zwischen diesen zu finden. Ein ähnlicher Film mit diesem Konzept ist Quentin Tarantino’s Deputfilm „Reservoir Dogs“, welcher auch mehrere Figuren in einer Location in den Vordergrund stellt. Doch anderes als in „OLD“ lässt Tarantino seine Figuren auch Mensch sein.

Hier hingegen dienen fast alle Figuren nur zur Exposition. Teilweise verschwinden manche sogar auch einfach an den Stellen, an denen sie das Buch nicht mehr braucht. Loben muss man jedoch die einzelnen Darsteller. Besonders die Kinderschauspieler geben mit dem, was sie geboten bekommen, eine mehr als solide Performance ab. Auch technisch gesehen befindet sich der Film auf einem hohen Niveau. Die Kamera weiß so mit ihrer Dynamik mehr als zu überzeugen und verheimlicht dem Zuschauer auch gerne einmal ein paar Informationen, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Jedoch kann diese leider auch nicht den Mangel an der restlichen Intensität verstecken. „OLD“ fühlt sich daher über weite Strecken so an, als würde der Zuschauer konstant von der Leinwand aus angeschrieen werden. Das ist zwar laut und nervig, aber mit Suspense hat das ganze nichts mehr zu tun.

Old: Mid-Sized Sedan (Aaron Pierre), Prisca (Vicky Krieps), Guy (Gael García Bernal) und Chrystal (Abbey Lee)
Old: Mid-Sized Sedan (Aaron Pierre), Prisca (Vicky Krieps), Guy (Gael García Bernal) und Chrystal (Abbey Lee) © Universal Pictures

Aber kommen wir nun mal zum Shyamalan typischen Twist. Erstmal soviel: Den Ablauf werde ich natürlich nicht verraten. Jedoch kann ich stattdessen erzählen, mit welchem Gefühl mich dieser zurückgelassen hat. Und leider lässt sich dieses als sehr kalt beschreiben. Denn all die Fragen die über die gesamte Zeit aufgebaut wurden, werden in ein paar Minuten in Dialogen abgearbeitet. Mit befriedigend hat das nichts zu tun. Auch ist es dem Zuschauer gar nicht möglich, überhaupt selber auf nur einen Ansatz des Endes zu kommen. Stattdessen wirkt dieses einfach nur deplatziert und aufgesetzt, um das eigene Ego zu beeindrucken.

Filmwertung
4/10

Kurzfassung

„OLD“ lebt sichtlich und alleine nur von seinem interessanten Konzept. Abseits davon bleibt beim Zuschauer nicht mehr hängen.

Fazit:

„OLD“ verläuft sich leider wieder in dasselbe Muster wie fast jeder Film von Shyamalan. So hat man stetig das Gefühl, dass sich der Regisseur zu keinem Zeitpunkt nur einen Hauch weiterentwickeln hat. Stattdessen baut man weiterhin auf dem Erfolgsmuster von „The Sixth Sense“ auf, ohne überhaupt diese Klasse zu erreichen. Stattdessen bewegen wir uns von Szene zur Szene wie eine Kugel in einem Flipperautomaten. Dann gibt es zwar gerne viel Krach und hin und her, aber wirklichen Anspruch oder geschweige denn eine gute Geschichte sucht man stattdessen vergebens. „OLD“ wirkt daher vielmehr wie eine Parodie auf die guten Werke von Shyamalan. Was bleibt ist daher einfach nur eine Menge von verschwendetem Potential.


von Phillip Schwellenbach

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*