Nobody – Filmkritik

Nobody: Bob Odenkirk spielt Hutch Mansell
Nobody: Bob Odenkirk spielt Hutch Mansell © Universal Pictures

Die Kritik:

Nobody - Poster
Nobody – Poster © Universal Pictures

Im vergangenen Jahrzehnt feierte das Action-Genre seine Renaissance. Man nahm Abschied von der Dominanz der Shaky-Cams, die durch die Bourne-Trilogie wieder populär gemacht wurde, das unübersichtliche, kometenhafte Schnittgewitter, wie man es aus Taken 3 kennt, diente ebenfalls aus. Es kam eine neue Klasse von hungrigen Regisseuren, die ein neues Zeitalter der Action einleiteten. Seien es Christopher McQuarrie und Tom Cruise, die in ihren Mission Impossible-Filmen das Zusammenspiel von Stunts und Schauspielleistungen neu erdacht haben. Oder Gareth Evans und Chad Stahelski, die Kampfchoreographien mit The Raid 1 & 2 und der John Wick-Saga auf eine neue Sphäre gehoben haben. Im Sommer 2021 kommt Ilya Naishullers neuer Action-Hit Nobody. Naishuller ist im Action-Genre kein unbeschriebenes Blatt, denn mit dem Ego-Shooter-Popcorn-Film Hardcore (2015) bewies er bereits seine Kreativität und dass man im Genre der Explosion und Combats mehr von ihm erwarten darf.

Hutch (Bob Odenkirk) ist von außen betrachtet kein besonderes Individuum. Er ist Ehemann, Vater, lebt in der Vorstadt und fällt kaum einem Menschen auf. Ein wirklicher Niemand, möchte man meinen. Die Monotonie seines Alltags und die fehlende Beachtung von Menschen wird eines Nachts unterbrochen durch zwei Einbrechende, die ihn und seine Familie ausrauben wollen. Hutch findet einen Weg sich zu verteidigen, doch möchte Gewalt um jeden Preis verhindern, so lässt er beide entkommen. Sohn Brady (Gage Munroe) und Frau Becca (Connie Nielsen) wenden sich enttäuscht vom Familienvater ab. Diese Erfahrung verändert Hutchs Verhaltensweise und der vermeintliche Niemand enthüllt, angetrieben von Wut, eine düstere Seite. Der Drang seine Familie zu schützen führt ihn auf Umwegen zur russischen Mafia. Kann der vermeintliche Niemand im Alleingang es gegen die Verbrecher aufnehmen?

Nobody: Sammy Mansell (Paisley Cadorath), Brady Mansell (Gage Munroe) und Becca Mansell (Connie Nielsen)
Nobody: Sammy Mansell (Paisley Cadorath), Brady Mansell (Gage Munroe) und Becca Mansell (Connie Nielsen) © Universal Pictures

First things first: Bob Odenkirk, den man als tollpatschigen, aber gewieften Anwalt aus Breaking Bad und Better Call Saul kennt, funktioniert als Actionheld. Man kauft ihn zunächst diesen Niemand ab, der zunächst frustriert, müde und schlaff auf den ersten Blick wirken kann. Wirklich glänzen tut er als Ein-Mann-Armee, als sogenannter Nobody, ein Revisor für das Militär und den US-Geheimdienst, ein Mann für die schwierigen Fälle. Hinter dieser Vorstadt-Fassade verbirgt sich ein Mann, der zu viel mehr fähig ist, in der Hoffnung, aufgrund seiner äußeren Fassade unterschätzt zu werden. Aber ein Actionheld ist nur so gut wie sein Gegenspieler: Auftritt Yulian Kuznetsov (Aleksey Serebryakov), ein Mann, der die äußere Fassade der russischen Mafia wahrt, indem er einen Nachtclub leitet und ihr Geld wäscht. Er wirkt auf den ersten Blick leichtfüßig, da er offen mit seinen Kund:innen umgeht und im Club die ein oder andere Gesangsperformance hinlegt. Dahinter verbirgt sich, wie bei Hutch, ein eiskalter, kalkulierter Killer, der den Nobody den Krieg erklärt. Serebryakov liefert dabei eine sehr nuancierte Performance, mit der ein Publikum zu sympathisieren vermag.

Nobody: Hutch (Bob Odenkirk) hat einen Plan
Nobody: Hutch (Bob Odenkirk) hat einen Plan © Universal Pictures

Zu einem Actionfilm gehört natürlich eine große Portion an Gewalt. Die gibt es hier sehr ausführlich, auf sehr kreative und überspitzte Art und Weise. Hier merkt man deutlich den Einfluss verschiedener Actionhelden hinter der Kamera: Drehbuch von Chad Stahelski (John Wick Chapter 1-3), als Produzent wirkt David Leitsch (Atomic Blonde) mit, womit zwei erfahrene Männer Naishuller dabei verhelfen Nobody zu einem spektakulären Actionereignis für das Kino zu kreieren. Es gibt wenig Schnitte, stylische Kameraeinstellungen und natürlich eine große Ladung an Blut. Es bringt alles, was das Herz eines modernen Actionfans sich wünschen kann. Außerdem dürfen sich Zurück-in-die Zukunft-Fans über einen Christopher Lloyd freuen, der kein Auge trocken und kein Gesicht unverschmiert lässt.

Filmkritik
7/10

Kurzfassung

Überzeugendes Popcornkino, worin Regisseur und Hauptdarsteller sich nicht vor ihren respektablen Vorgängern verstecken müssen

Fazit:

Nobody ist gutes Popcornkino, mit einer schnellfließenden Laufzeit, einem starken Protagonisten und sehr gut gemachter Action. Die Geschichte der unterschätzten Ein-Mann-Armee wirkt dabei nicht sonderlich neu oder ausgefallen, doch erfüllt seinen Zweck, da auch Antagonist Serebryakov und Nebendarsteller wie Christopher Lloyd Zeit zum Glänzen kriegen. Man könnte natürlich einwerfen, dass der Kampf gegen die Mafia manchmal sehr einfach erscheint und die Gefahr über weite Strecken nicht wirklich spürbar ist, doch die kreativen Methoden, wie sich Hutch zur Wehr setzt, lassen über solche Kleinigkeiten hinwegsehen.


von Kenan Hasic

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