Meine schrecklich verwöhnte Familie – humorvoll, skurril, liebenswert

Porträt der Familie Bartek
Porträt der Familie Bartek © Arnaud Borrel

Die Kritik:

Hier vom gleichermaßen sperrigen, wie auch unoriginellen Titel nicht abhalten lassen. Denn „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ vereint, wie viele der besseren französischen Komödien, Herzlichkeit und Humor auf clevere Weise und wird so zu einem überraschend unterhaltsamen Stück Kino, das jedoch gerade im Finale seine Probleme hat. Doch dazu gleich mehr.

Stella (Camille Lou) schreitet über den roten Teppich in der Bartek-Villa
Stella (Camille Lou) schreitet über den roten Teppich in der Bartek-Villa © Arnaud Borrel

Schon in den ersten Minuten entlarvt der Film die Doppelmoral und Drang sich nach außen hin zu präsentieren, der in Monaco, spezifischer aber bei unseren Protagonisten, alles bestimmt. Die drei, mittlerweile erwachsenen Kinder des erfolgreichen Geschäftsmanns Francis (Gérard Jugnot) leben von dessen Reichtum, ohne mit ihrem eigenen Leben viel anzufangen. Der Film arbeitet von Anfang an deren Verfehlungen derart offensichtlich heraus, dass es einfach nur Spaß macht, diesen skurrilen und verzogenen Gestalten zu folgen, und sie auf ihrer unausweichlichen Charakterentwicklung, als der Vater behauptet, dass sie vor der Polizei fliehen müssen und deshalb kein Geld mehr haben, zu begleiten. Dabei verbindet der Film clever character building mit Humor, und kann so von Beginn an ein hohes Tempo vorlegen, ohne dabei die Figuren zu vernachlässigen.

Als jemand, der in Komödien vieles als „ganz nett“ abnickt, aber nur selten wirklich laut lacht, heißt es durchaus viel, dass ich hier vom Humor überraschend eingenommen war. „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ ist wirklich witzig. Das liegt eben auch an dem toll aufgelegten Cast, die miteinander wunderbar interagieren, eine ungemein glaubwürdige Familien-Chemie zu Tage liegen und so diesen vermeintlich größtenteils unsympathischen Figuren einen gewissen Charme verleihen.

Stella (Camille Lou), bedient Kunden im Restaurant
Stella (Camille Lou), bedient Kunden im Restaurant © Arnaud Borrel

Dennoch habe ich die ganze Zeit befürchtet, dass der Film gerade in der zweiten Hälfte zunehmend in ein langsameres Drama abrutschen würde, um die Entwicklung der Figuren möglichst ernsthaft zu erzählen und die Moral mit dem Vorschlaghammer in uns rein zu hämmern. Nur behält der Film sein grandioses Tempo noch sehr lange bei und hält diesen enorm hohen Unterhaltungswert, bis er es dann eben zu Gunsten des Dramas im Finale doch genau so macht. Während man noch lange die dramatischen Aspekte mit Humor und Tempo zu kombinieren vermag, geschieht gegen Ende genau, was ich befürchtet habe. So wird auch ein zentraler Konflikt letztlich viel zu schnell aufgelöst, weshalb sich das Finale leerer anfühlt, als es sich dürfte. Denn die Zutaten sind alle da. Die Charakterentwicklungen sind glaubhaft und dennoch unterhaltsam, die Figuren wachsen einem ans Herz und dennoch verlor mich der Film im Finale etwas, auch weil er sich einer gewissen Vorhersehbarkeit und einigen Klischees leider nicht entziehen kann. Seine herzliche Art verliert er aber nie so ganz.

Filmwertung
6/10

Kurzfassung

Sorglose Unterhaltung.

Fazit:

„Meine schrecklich verwöhnte Familie“ sorgt für 95 min sorgloser Unterhaltung, mit einem tollen Gespür für Humor und seine skurrilen, aber liebenswerten Figuren. Er trägt das Herz am rechten Fleck, auch wenn das Finale dann doch etwas abfällt.


von Sebastian Stegbauer

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