Knock at the Cabin – Mysterythriller von M. Night Shyamalan

Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Adriane (Abby Quinn), Redmond (Rupert Grint) und Leonard (Dave Bautista) in Knock at the Cabin
Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Adriane (Abby Quinn), Redmond (Rupert Grint) und Leonard (Dave Bautista) in Knock at the Cabin © Universal Studios

Die Kritik:

Ein ruhiger, idyllischer Wald. Ein kleines Mädchen (Kristen Cui) spielt alleine fröhlich vor sich hin und fängt Heuschrecken in einem Glas ein. Plötzlich erscheint zwischen den Bäumen eine Ehrfurcht weckende Präsenz von Mann (Dave Bautista), der sich freundlich als Leonard vorstellt. Er sei neu hier und ist auf der Suche nach Freunden, sagt er versichernd. Doch Leonard ist nicht allein, denn nach einer Weile des spielerischen Kennenlernens tauchen drei weitere mysteriöse Gestalten auf, die nicht so friedfertig daherkommen wie dieser sanfte Riese. Sie haben es auf die kleine Familie dieses Mädchens abgesehen, die aus Daddy Eric (Jonathan Groff) und Daddy Andrew (Ben Aldridge) besteht. Dem Mädchen gelingt es noch ihre Eltern zu alarmieren und ihre gemietete Hütte im Wald gemeinsam zu verbarrikadieren, doch diese vier Menschen werden spürbar alles daran legen, in das Innere der Hütte vorzudringen, um eine unglaubliche Forderung zu stellen…

Kristen Cui als Wen in Knock at the Cabin
Kristen Cui als Wen in Knock at the Cabin © Universal Studios

Man kann über Regisseur M. Night Shyamalan sagen, was man will, er ist ein enorm versierter visueller Geschichtenerzähler. Auch in seinem neuen Film „Knock at the Cabin“ begeistert er mit enorm kontrollierter und präziser Bildsprache, die den Zuschauer in den Bann zieht. Dass Shyamalan auch effektiven Spannungsaufbau und originelle Geschichtenerzählen nahezu virtuos beherrscht, ist ebenfalls nichts Neues. Wie schon so oft zuvor baut er auch bei dieser Romanadaption von Paul G. Tremblays „Das Haus am Ende der Welt“ wirkungsvoll und mit unbestreitbarer Sogwirkung ein Geheimnis auf, das er nach und nach lüftet. So rätselt man auch hier gebannt mit den perplexen Figuren mit, was hier eigentlich passiert. Sind die wahnwitzigen Behauptungen, die ihre spürbar hin- und hergerissenen Peiniger aufstellen, tatsächlich wahr? Müssen sie wirklich eine unvorstellbare Entscheidung treffen, um eine globale Katastrophe abzuwenden?

„Knock at the Cabin“ funktioniert lange Zeit erstaunlich gut und effektiv als spannender wie greifbarer Thriller. Shyamalan hat in seinem Werk stets die menschliche und emotionale Komponente im Fokus, so ist man auch hier wieder ganz nah bei diesen nahbaren und sympathischen Charakteren. Da wäre das homosexuelle Elternpaar, das mit sehr unterschiedlichen Akzenten stark von Jonathan Groff und Ben Aldridge verkörpert wird. Doch ist es vor allem Dave Bautista, der seinem Ziel ernstzunehmender Charakterdarsteller zu sein, stetig näher kommt. Sein Leonard mag optisch imposant wie furchterregend daherkommen, doch Bautistas Wärme scheint stets durch seine massive Präsenz. Dennoch wird seine Figur erst dadurch faszinierend, dass man ihn in seiner Ambivalenz nie ganz einschätzen kann. So geht es dem Zuschauer letztlich genau wie den drei Protagonisten, wodurch der Film viel Wirkung entfaltet.

Leonard (Dave Bautista), Adriane (Abby Quinn) und Sabrina (Nikki Amuka-Bird) in Knock at the Cabin
Leonard (Dave Bautista), Adriane (Abby Quinn) und Sabrina (Nikki Amuka-Bird) in Knock at the Cabin © Universal Studios

Natürlich ist „Knock at the Cabin“ so angelegt, dass er seine Spannung aus dem Unwissen des Publikums zieht und man folglich so wenig wie möglich über den Plot wissen sollte. Dennoch sei gesagt, dass es Shyamalan letzten Endes nur bedingt gelingt, das Gefühl von Spannung in echte Anspannung, Angst und Terror umzumünzen. Alles wirkt eine Spur zu sicher, zu kalkuliert, sodass man sich selten so richtig um das Wohlergehen der Figuren fürchtet. Man schaut hier die meiste Zeit sicherlich gespannt zu, denn man will wissen, was es mit dieser geheimnisvollen Prämisse auf sich hat. Und dann läuft eben alles auf ein unvermeidliches Ende hinaus, das tatsächlich schockierend sein könnte, doch irgendwie gelingt es Shyamalan nicht das Potential für echten emotionalen Terror und eskalierende Bedrohung spürbar zu machen.

Das macht diesen an sich durchaus gelungenen und unterhaltsamen Film dann letztlich milde enttäuschend. Shyamalan gestaltet den Film darüber hinaus angenehm divers, ohne aufgesetzt zu wirken. Dass die Homosexualität des Paares auch thematisiert wird, gibt dem Film sogar eine willkommene Tiefe und auch narratives Futter. Überhaupt ist Shyamalan spürbar darum bemüht, einen zeitgemäßen Film zu schaffen, was letztlich wohl durch seine relativ offensichtliche und etwas plumpe Lesart als Allegorie auf gegenwärtiges Misstrauen in der Gesellschaft deutlich wird. So mag der Film sicherlich insgesamt runder sein als einige seiner anderen Werke, eine echte Rückkehr zu seiner frühen großartigen Form ist „Knock at the Cabin“ aber leider nur bedingt.

Filmwertung
6.5/10

Kurzfassung

Spannender, geheimnisvoller und wirkungsvoller Mysterythriller mit Schwächen

Fazit:

„Knock at the Cabin“ entpuppt sich als sehr spannender und kurzweiliger Film, der besonders durch seine geheimnisvolle Erzählung zum Miträtseln animiert. Sehr gute Schauspieler und eine von Shyamalan gewohnt starke Bildsprache tun hier ihr Übriges. Letztlich geht dem Film am Ende allerdings ein wenig die Luft aus, wodurch er sein durchaus vorhandenes Potential nicht ganz abrufen kann.


von Florian Hoffmann

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