Killer’s Bodyguard 2: asozialer Humor und Geschmacklosigkeit

Seltene Verschnaufpause: Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) und Michael Bryce (Ryan Reynolds)
Seltene Verschnaufpause: Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) und Michael Bryce (Ryan Reynolds) © Telepool

Die Kritik:

Obwohl die moderat budgetierte Buddy-Actionkomödie „The Killer’s Bodyguard“ 2017 mit 176 Millionen weltweitem Einspiel bestenfalls zu einem kleinen Überraschungserfolg wurde, erscheint nun dennoch das überflüssige Sequel. Kurz gesagt, wer den ersten Teil der vulgären und augenzwinkernden Grobian-Posse mochte, der wird vermutlich auch mit dieser mechanisch kalkulierten Fortsetzung seinen zweifelhaften Spaß haben.

Killer's Bodyguard 2 - Filmplakat
Killer’s Bodyguard 2 – Filmplakat © Telepool

Waren Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds) und Profikiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) im ersten Teil noch Erzfeinde, die ganz buddyfilmtypisch über ihre erzwungene Zusammenarbeit zu einem ungewöhnlichen Team wurden, ist zu Beginn von Teil zwei klar, dass hier keine Freundschaft entstanden ist. Michael ist nach den Ereignissen des Vorgängers ein psychologisches Wrack, das dem Stress des Elite-Bodyguarding und der ewigen Gewalt zu entfliehen versucht. Gerade im italienischen Capri zum Erholungsurlaub angekommen, wird er jedoch direkt in die nächste Schießerei katapultiert: Auslöser ist Sonia Kincaid (Salma Hayek), die soziopathische Ehefrau von Darius, die Michael ausfindig gemacht hat, um ihren entführten Mann zu retten. So wird der neurotische Ex-Bodyguard unfreiwillig über Umwege in eine internationale Jagd auf den griechischen Terroristen Aristotle Papadopoulos (Antonio Banderas) verwickelt, der einen großangelegten Hackerangriff auf Europa plant.

Wie auch schon im ersten Film liegen die wenigen Stärken von „The Killer’s Bodyguard 2“ erwartungsgemäß bei dem gewohnt amüsant und charismatisch aufspielenden Ryan Reynolds, der mit seiner von Neurosen geplagten Figur dem ganzen zynischen Schauspiel willkommene Selbstironie abgewinnt. Da Reynolds seit „Deadpool“ gefühlt aber auch nichts anderes mehr als eine augenzwinkernd wissende Meta-Figur spielt, ist das allerdings keine überraschende Leistung mehr. Vorgänger- und „The Expandables 3“-Regisseur Patrick Hughes inszeniert das Ganze zugegebenermaßen flott, kompetent und explosiv, jedoch wirkt auch dieser Film kindisch, plump und frei von jeder Finesse. In Sachen Story gibt sich der Film nicht mal Mühe und auch die hektische Action ist irgendwie luftleer und ohne Wirkung inszeniert. Hier tut nichts weh und jeder Treffer verpufft letztlich ohne Konsequenz – eigentlich alles genauso wie im Vorgänger bereits erlebt, ohne dass Besserung in Sicht wäre.

Manche One-Liner landen durchaus („Ein Bodyguard ohne Lizenz ist wie ein Bauchtänzer ohne Hüften“), jedoch wirkt der Film abgesehen von einem gelegentlich geistreich-cleveren Spruch schrecklich abgestanden und geschmacksbefreit. Dabei hilft erneut auch die schreckliche deutsche Synchronisation nicht, die aus „The Killer’s Bodyguard 2“ eine unerträgliche dauerfluchende Fuck-Scheiß-Motherfucker-Wichser-Kakophonie macht. Salma Hayek mag spürbar Spaß an ihrer Rolle haben, jedoch geht ihre dauerordinäre und ausschließlich in kreischenden Tönen kommunizierende Sonia sehr schnell auf die Nerven. Samuel L. Jackson scheint eh alles egal zu sein, er grinst sich die ganze Zeit einen ab und ist zu einer Art menschlichem Groot geworden, der sich statt mit seinem Namen nur noch mit unterschiedlichen Variationen seiner Catchphrase „Motherfucker“ oder „What the Fuck“ verständigt. Jackson erscheint hier als abstoßender Oberzyniker vermutlich unfreiwillig höchst unsympathisch, was früher eigentlich nie für möglich gehalten wurde.

Wer hier wohl besser mit Waffen umgehen kann? Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds) und Killer- Gattin Sonja Kincaid (Salma Hayek)
Wer hier wohl besser mit Waffen umgehen kann? Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds) und Killer- Gattin Sonja Kincaid (Salma Hayek) © Telepool

Ja, mit einem sehr tiefgelegten Anspruch und völliger Gleichgültigkeit kann dem einen oder anderen „The Killer’s Bodyguard 2“ wohl Spaß machen. Der Film hat seine wenigen Momente und das Zusammenspiel der grundverschiedenen Figuren funktioniert durchaus hier und da. Die unerwartete Reunion des „Desperado“-Liebespaares Hayek und Banderas spielt ihr Potential allerdings nur bedingt aus, offenbart aber interessanterweise, dass die mexikanische Aktrice im Gegensatz zu ihrem Spielpartner kaum gealtert zu sein scheint. Hayek ist auch mit 54 Jahren immer noch eine Erscheinung, die vor erotischer Ausstrahlung zu bersten droht. Interessanterweise tritt die Buddy-Konstellation zwischen Reynolds und Jackson etwas in den Hintergrund, während die recht amüsant inszenierte asexuelle Beziehung von Hayek zu dem bemitleidenswerten Reynolds mehr Akzente erhält. Der Plan des völlig austauschbaren Bösewichts ist selbst für den geringsten Anspruch an diese Art von Film völlig an den Haaren herbeigezogen und kaum der Rede wert.

Dass asozialer Humor und Geschmacklosigkeit auch mit Klasse, Stil und offensichtlichem Geistesreichtum zelebriert werden kann, beweist gerade James Gunn mit „The Suicide Squad“. Die Soziopathenshow „The Killer’s Bodyguard 2“ hingegen wirkt in ihrem lahmen Ansatz jedoch fast nur stumpfsinnig, oberflächlich, uninspiriert sowie verkommen und menschenverachtend.

Filmwertung
4/10

Kurzfassung

Stumpfsinnig, oberflächlich, uninspiriert sowie verkommen und menschenverachtend.

Fazit:

Wer „Killer’s Bodyguard“ mochte, der wird vermutlich auch „Killer’s Bodyguard 2“ mögen. Das sagt eigentlich alles über die Qualität dieser überflüssigen Fortsetzung aus, die abgesehen von Ryan Reynolds Charme und Selbstironie plumpe und uninspirierte B-Movie-Stangenware bietet.


von Florian Hoffmann

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