Just Mercy – Filmkritik: ruhig erzähltes Sozialdrama

Michael B. Jordan in Just Mercy
Michael B. Jordan in Just Mercy © Warner Bros. Entertainment

Die Kritik:

Just Mercy Hauptplakat
Just Mercy Hauptplakat © Warner Bros.

Bryan Stevenson ist ein motivierter und aufstrebender junger Mann, der gerade sein Studium als Anwalt in Harvard abgeschlossen hat. Doch statt nun in eine Großstadt zu ziehen, einem lukrativen Job nachzugehen und das große Geld zu verdienen, entscheidet sich Bryan, seine moralischen Grundsätze vor den finanziellen zu stellen und gründet mithilfe von Eva Ensley eine staatlich finanzierte Initiative – die Equal Justice Initiative (EJI) – um damit Inhaftierten zu helfen, einen fairen, gerechten Prozess zu bekommen und zu verhindern, dass unrechtmäßig zum Tode verurteilte Menschen hingerichtet werden.

„Just Mercy“ endet mit einem Textblock, dessen Wortlaut in etwa so lautet: „Einer Statistik zufolge ist eine von neun Verurteilungen zum Tode fehlerhaft“. Allein dieser Fakt zeigt auf, wie immens wichtig dieser Film ist. Er erzählt allerdings nicht bloß von zu Unrecht (oder auch zurecht) verurteilten Menschen, sondern widmet sich auch im Zuge dessen einer Thematik, die sowohl in den 80er Jahren, indem der Film spielt, als auch in der heutigen Zeit brandaktuell ist: Rassismus. Dieser Film fasst nun beide Themen zusammen und erzählt die Geschichte eines dunkelhäutigen, afrikanisch-amerikanischen Mannes, der aufgrund einer einzigen Zeugenaussage wegen Mordes zum Tode verurteilt wurde. Der Fall dieses Mannes fusioniert mit der Geschichte der Equal Justice Initiative, da es sich hierbei um Brians ersten Fall handelt, nachdem er diese gegründet hat und dafür ins südliche Alabama gezogen ist. Da Bryan selber dunkelhäutig ist, bekommt auch er den Rassenhass zu spüren, welcher besonders von der örtlichen Polizei und der Justiz ausgeht, was ihn seine Arbeit nicht leicht macht und ihm trotz nach außen hin bemühter Gefasstheit innerlich zu schaffen macht. Diese Unannehmlichkeiten äußern sich in völlig willkürlichen Aktionen, die ihm zur Aufgabe zwingen sollen.

Michael B. Jordan in Just Mercy
Michael B. Jordan in Just Mercy © Warner Bros. Entertainment

Michael B. Jordan erweist sich als gelungene Auswahl für das Casting und seine Rolle kauft man ihm zu jeder Zeit ab. Das gleiche gilt für Jamie Foxx, der als inhaftierter Sträfling agiert, seine Gefühlslage immer passend auf die Situation glaubhaft performt und mal ruhig und sanft, mal wütend und hoffnungslos, oder auch humorvoll und emphatisch daherkommt und zusammen mit Michael B. Jordan ein gut funktionierendes, harmonisches Team abgibt. Brie Larson fungiert eher als Nebenrolle und dient vor allem als Figur, die aufgrund der historischen Begebenheiten nicht fehlen darf, spielt diese trotz geringerem Fokus aber sehr solide runter. Die übrigen Nebenrollen sind passend besetzt und fügen sich hervorragend in die Geschichte ein. Zudem prägen sie unsere Hauptfigur und lassen ihn in seiner Arbeit stetig wachsen.

Brie Larson in Just Mercy
Brie Larson in Just Mercy © Warner Bros.

So kompliziert und problembehaftet wie sich die Arbeit der Bürgerrechtsinitiative herausstellt, so kompliziert und zeitaufwendig gestaltet sich auch der eigentliche Fall, den es zu lösen gilt. Um zu beweisen, dass man einen unschuldigen Menschen zum Tode verurteilt hat, gilt es dies mit Beweisen zu belegen, worin sowohl ein großer Teil der Handlung, aber auch ein Kritikpunkt des Films liegt. Die Ermittlung der Wahrheit gestaltet sich eher zweckmäßig als vollends Glaubwürdig. Es fehlt dem Film hin und wieder etwas an „Gift“, um die Schwierigkeit des zu lösenden Falls noch einmal zu unterfüttern. Letztendlich kommt man hier besonders in Bezug auf die Beweisfindung relativ einfach an sein Ziel. Das aber nur am Rande in einem ansonsten gelungenen und vor allem wichtigen Film, der auf wahren Begebenheiten beruht. Dass er hintenraus etwas dick aufgetragen ist, ist somit auch der Geschichte geschuldet und nicht dem Pathos, den der Film enthält.

Filmwertung
7/10

Kurzfassung

Stringent und ruhig erzähltes Sozialdrama.

Fazit:

Stringent und ruhig erzähltes Sozialdrama über einen Mann, der aufgrund eines eklatant fehlerhaften und willkürlichen Justizsystem zu Tode verurteilt wurde. Etwas dick aufgetragen, allerdings aufgrund der Thematik und der Aussage gerechtfertigt; wahrscheinlich sogar notwendig. Die Geschichte läuft von Zeit zu Zeit immer merkbarer auf ein offensichtliches Ende hinaus, welches allerdings für die Botschaft, welche der Film vermitteln möchte, unabdingbar ist. Denn abgesehen davon, aufzuzeigen, welche Missstände in diesem System bis heute herrschen, möchte man allen Beteiligten, die davon betroffen sind (egal ob aktiv oder passiv) und auch allen Menschen, welche sich dafür interessieren und denen es am Herzen liegt, den Eindruck vermitteln, dass es eben doch noch Menschen gibt, die sich für das Schicksal anderer einsetzten, trotz aller Hindernisse mit voller Überzeugung für das Recht anderer einstehen und ihnen das geben, was sie in dieser Zeit am meisten brauchen: Hoffnung.


von Marcel Windisch

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