Jurassic World: Ein neues Zeitalter – Filmkritik zum Trilogie-Ende

Jurassic World: Ein neues Zeitalter
Jurassic World: Ein neues Zeitalter: Owen Grady (Chris Pratt) in seinem Element © 2022 Universal Studios and Amblin Entertainment

Die Kritik:

Vier Jahre nachdem die Insel Isla Nublar von ihrem riesigen Vulkan zerstört wurde, ist die Welt bereits eine ganz andere. Die Dinosaurier haben Einzug in das Leben der Menschen gehalten und das Zusammenleben beider Parteien zeichnet sich stets durch ein gleichzeitiges Miteinander und Gegeneinander aus. Als dann für Owen Grady (Chris Pratt), Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und ihr Schützling Maisie Lockwood (Isabella Sermon) sowohl die menschliche als auch die prähistorische Bedrohung immer näher rückt, beginnt eine Reise um den ganzen Globus, bei der man durchaus auch auf alte Bekannte trifft.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter
Jurassic World: Ein neues Zeitalter – Poster © Universal Pictures

Jurassic World: Ein neues Zeitalter geht 147 Minuten, heißt im Englischen „Jurassic World Dominion“ und wurde sowohl in der Regie als auch im Drehbuch von Colin Trevorrow kreiert. Dieser war bereits an den zwei Vorgängern maßgeblich beteiligt und das erklärt direkt zu Anfang das inhaltliche Durcheinander, welches man hier zu Gesicht bekommt. Denn wo der erste Jurassic World noch relativ frisch daherkam und sich die inhaltlichen Lücken durch den entstandenen Spaß noch leicht verschmerzen ließen, so war für mich bereits der zweite Teil auch insgesamt echt nicht gut. Eins muss man der Reihe an der Stelle lassen: Sie bleiben konsequent! Denn auch der dritte Teil hat sowohl erzählerische als auch zwischenmenschliche Momente, bei denen man sich als Zuschauer schnell fragt, wie man überhaupt auf so etwas kommt. Ich bin mir nicht sicher, wie mich ein Film nicht verlieren soll, der mir ein angeblich hochgradig intelligentes Mädchen präsentiert, welches dann quasi nur dämliche und teils irrationale Entscheidungen trifft. Oder wenn man an mehrere Stellen kommt, an denen Charaktere ganz plötzlich und unnatürlich ihre komplette Agenda wechseln. Oder wenn sich mehrere sogenannte „Spitzenpredatoren“ ein Revier teilen müssen und auf einmal ohne erkennbaren Grund ein Bündnis schließen, um in heldenhafter Inszenierung den übriggebliebenen Dinosaurier umzubringen (???).

Leider stoppte das Drehbuch nicht bei der Handlung, natürlich mussten auch die Dialoge dem Zuschauer zumindest mal eine kleine Herausforderung sein. Ich könnte da jetzt wahrscheinlich einen Großteil der Gespräche nennen, mir blieb aber ein Moment ganz klar im Gedächtnis und ich finde, der beschreibt den Film relativ gut. Man nehme einen überstarken Helden und eine sich anbiedernde Dame die original nichts anderes tut, als zu weinen, Witze zu machen oder eben den großartigen Kerl anzuschmachten. Nun ist er kurz davor auf eine gefährliche Mission aufzubrechen und sie sagt bereits ganz sehnsüchtig: „Komm zurück…“. Er schaut sie einen Moment mit entschlossenem Blick an und sagt in der maskulinsten Stimme, die es nur geben kann: „Ich komme immer zurück.“, und läuft davon. Zur Erinnerung: Der Film ist aus diesem Jahr, nicht etwa aus 1980. Und leider besteht dieser Film fast nur aus Dialogen und One-Linern, die sich völlig fehl am Platz anfühlen.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter - T-Rex
Jurassic World: Ein neues Zeitalter – T-Rex © 2022 Universal Studios and Amblin Entertainment

Das Gefühl, dass hier einiges irgendwie nicht so richtig passt, wird im ganzen Film zusätzlich noch von der Tatsache begleitet, dass das Schauspiel schlicht nicht gut ist. Bis auf Bryce Dallas Howard, Omar Sy und vielleicht noch Laura Dern ist hier jeder Schauspieler maximal mittelklassig. Bei Jeff Goldblum liegt es wahrscheinlich eher daran, dass sein Charakter extrem merkwürdig und leider auch unwitzig geschrieben worden ist, denn seine schauspielerische Klasse steht ansonsten außer Frage. Allen voran Sam Neill als Dr. Alan Grant machte seinen Job derart schlecht, dass es für mich schnell ziemlich anstrengend wurde, ihm länger zuzuschauen. Mir ist bewusst, dass das Dreiergespann aus Dern, Neill und Goldblum vor allem für die Nostalgie ins Boot geholt wurden, jedoch reichen mir entschlossene Blicke in die Kamera und motivationslose seelenlose Phrasen nicht aus, um das Jurassic Park-Feeling wieder aufleben zu lassen.

Jurassic-Park-Feeling ist ein gutes Stichwort, denn das ist so ziemlich der Hauptpunkt, auf den sich bei diesem Film konzentriert wurde. Man hat nicht nur einen Teil des alten Casts wieder rangeholt, man hat auch gefühlt im Minutentakt versucht, die Spannung, die die alten Filme auslösten, in den neuen hineinzupressen. Wenn aber nach einer Stunde schon zum fünften Mal alles leise ist, laute Schritte von einem großen Dinosaurier zu hören sind und dann alle die Luft anhalten bevor der Saurier letztendlich losschreit, dann ist das keine Wiederbelebung alter Momente. Das ist faules Filmemachen mit Momenten, die man mittlerweile schon in allen Ausführungen hundertfach gesehen hat. Solche Momente haben damals nicht nur funktioniert, weil sie nicht 15 Mal im Film verwendet wurden, sondern weil es das so vorher noch nicht gab. Sich aber etwas Neues zu überlegen, erfordert Kreativität und von dieser hat sich der Film völlig abgewendet. Es geht nur um den Fanservice und darum die Reihe abzuschließen – deswegen sind die Charaktere alle so merkwürdig und schlecht geschrieben, deswegen gibt es einen fast schon lächerlichen Antagonisten und deswegen macht die Story selbst auch nicht so wirklich Sinn.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter - Bryce Dallas Howard mit Dino
Jurassic World: Ein neues Zeitalter – Bryce Dallas Howard mit Dino © 2022 Universal Studios and Amblin Entertainment

Wie so oft muss man dem Film trotz vielerlei Negativ-Punkte auch einige Dinge zugutehalten. Das CGI ist bis auf ein paar wenige ganz kleine Aussetzer echt in Ordnung, teilweise sogar richtig gut. Auch über das CGI hinaus sieht der Film super aus und schafft nicht wenige schöne Bilder. Man könnte meinen, dass ein Budget von 165 Millionen Dollar auch eine hohe Qualität in Aussicht stellen sollte, wir haben in der Vergangenheit aber zu genüge Gegenbeispiele sehen dürfen. Und generell muss ich ganz klar sagen, dass ich durchaus meinen Spaß im Kino hatte. Ich sehe Chris Pratt und auch einige der anderen Beteiligten ziemlich gerne und auch mich holt es ab, wenn ein Baby-Dinosaurier seine ersten Schritte macht. Wenn ich dann noch an ein paar zumindest im Ansatz clevere Ideen denke und es hier und da (wenn auch nur wenige) Schmunzler gab, dann kann ich trotz allem sagen, dass dieser Film keine schreckliche Erfahrung war. Ob solch eine Aussage eventuell nicht auch als Armutszeugnis für Jurassic World 3 interpretiert werden könnte, bleibt jedem selbst überlassen.

Filmwertung
3/10

Kurzfassung

Liebloses Popcorn-Kino – kann unterhalten, ein guter Film ist aber was anderes

Fazit:

Ich bin eigentlich relativ gut darin, auch mal lediglich berieselt zu werden und mich von einem Film einfach nur unterhalten zu lassen, jedoch muss ich wirklich sagen, dass es mir Jurassic World 3 überhaupt nicht leicht gemacht hat. Die schrecklichen Dialoge, das schlechte Spiel und die mehr als mangelhafte Handlung konnten für mich nur sehr schwer von der Tatsache kaschiert werden, dass Baby-Dinosaurier süß sind und ich Action mag. Auf gewisse Art und Weise steht der Film sinnbildlich für die Entwicklung des Films in den letzten Jahren, denn was man über diesen dritten Teil sagen kann, habe ich vor allem in den letzten Jahren ganz oft schon gesagt und gehört – Das ist kein guter Film, reicht aber als einfache Unterhaltung aus. Ich finde nicht, dass das der Anspruch an Filme sein sollte und so bin ich irgendwie auch ein wenig froh, dass mit „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ eine Trilogie endet, die eben dieser Kategorie angehört.


von Esteban Belon

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