Halloween (2018) in der Review

Jamie Lee Curtis als Laurie Strode in Halloween von 2018
Jamie Lee Curtis als Laurie Strode in Halloween von 2018 © Universal Pictures

Die Kritik:

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Halloween – Teaserplakat © Universal Pictures

Sie alle ignorieren die zahlreichen miserablen Fortsetzungen von legendären Franchises und knüpfen meist direkt am letzten gelungenen Vertreter der Reihe an. Sie nehmen es sich heraus nach Jahrzehnten der Bedeutungslosigkeit einst wegweisende Filmreihen zu retten, indem man sich auf alte Stärken beruft. Nette Idee! Nur blöd, dass man diese durchaus interessante Herangehensweise damit verwechselt, letztlich genau dasselbe zu wiederholen und es wird wie schon damals. Und ich meine GENAU DASSELBE! Halloween (2018) klammert sich derartig sklavisch an das legendäre Original, dass man schon fast eher in die Kategorie unnötiges Remake fällt, als tatsächlich gelungene Fortsetzung.

Carpenters Original schuf damals mit subtilem, suspensereichem Horror die Flut an Slasher-Filmen in den 80er Jahren. Nightmare on Elm Street und Freitag der 13. sind dabei bis heute noch die bekanntesten Vertreter des Trends. All diese Reihen etablierten eine Bandbreite an Klischees, die in den jeweiligen Nachfolgern oftmals lediglich planlos erneut abgespielt wurden. So hat es eben seinen Grund warum diese einst so erfolgreichen Franchise seit Jahrzehnten keinen einzigen wirklich gelungenen Ableger haben und dies wird in Halloween (2018) schmerzhaft offengelegt. Hier ist man vollkommen in der Vergangenheit gefangen und das nicht, indem man eine liebevolle Hommage an einen zeitlosen Klassiker entwickelt, sondern indem man wieder einmal GENAU DASSELBE wiederholt, von inszenatorischen Kniffen bis zur Dramaturgie und der Struktur. Man beschwört im Sekundentakt die ausgelutschtesten Klischees der 80er erneut herauf. Von knutschenden Teenagern auf der Couch, die draußen „etwas hören“ über den betrügenden Freund bis zur üblichen Babysitter-Show habe ich hier alles schon zu oft gesehen. Die Folge? Es wird ungemein vorhersehbar. Und das trotz einem späten Twist, der nach dem ursprünglichen Schock aufs Peinlichste zwischen belanglos und einem späten Versuch hin- und herpendelt, doch noch die sonst frech kopierte Figurenkonstellation etwas aufzulockern. Von einer gelungenen Wendung ist man allerdings meilenweit entfernt.

Halloween - Der Killer ist auch 2018 unterwegs
Halloween – Der Killer ist auch 2018 unterwegs © Universal Pictures

Immerhin versucht man anfangs wenigstens mit zwei frischen Figuren (die rückblickend lediglich eingebaut wurden, um dem Publikum die Handlung des ersten Teils noch einmal vorzubeten) etwas Originalität ins Spiel zu bringen. Leider wird diese aber recht schnell wortwörtlich abgetötet, nur um sich dann lediglich an der üblichen To-Do-Liste des Slasher-Kinos voran zu hangeln, ohne Angestaubtes intelligent in die Moderne zu holen oder genau zu verstehen was Carpenters Original so legendär werden ließ. 1978 war man hier noch wesentlich subtiler und ließ gewisse Aspekte unserer eigenen Fantasie. Die wenigen Kills hatten hier Gravitas, die Auswirkungen waren spürbar und wir waren jedes Mal schockiert. Hier erinnert Michael Myers allerdings mehr an eine Abrissbirne, die blindlinks in alle Richtungen geschwenkt wird. Kein Wunder also, dass sich zunehmend eine gewisse Gleichgültigkeit einstimmt. Wer von einem „Halloween“-Film nicht mehr erwartet als genau das, wird wohl zufrieden sein. Der kann sich aber auch auf YouTube einfach alle Kills innerhalb eines Videos noch mal anschauen. Dann bleibt wenigstens genug Zeit, um das Original noch mal zu schauen.

Natürlich ist der ständige Vergleich mit Carpenter etwas unfair, mit seiner Herangehensweise provoziert dies der neuste Ableger der Reihe aber. Doch auch unabhängig davon zeigt man sich mit zunehmender Laufzeit immer planloser. Keine der vor Klischees strotzenden Figuren wird auserzählt oder bekommt wirkliche Tiefe, zwischenmenschliche Konflikte verlaufen ins nichts, während die eigentliche Hauptstory in einer Flut von Nebenhandlungen zu einer solchen degradiert wird. Nur logisch also, dass das Finale enorm anti-klimaktisch ausfällt.

Jamie Lee Curtis in Halloween (von 2018)
Jamie Lee Curtis in Halloween © 2019 Universal Pictures Germany

Immerhin mochte ich, dass die Auswirkungen einer solchen Mördernacht, die wir eben schon so oft gesehen haben, tatsächlich in Lauries Figur (glücklicherweise erneut von Jamie Lee Curtis verkörpert) thematisiert werden. Leider verhindern der enorme Zeitsprung und der fehlende Fokus auf ihre Figur, dass wir wirklich ihre Perspektive einnehmen und mit ihr fühlen. Hier wirkt sie oftmals mehr wie eine durchgeknallte, peinliche Nebenfigur, weniger als eine tragische Protagonistin. Generell distanziert man uns auch sonst ständig von den Charakteren, da diese eben oftmals zu klischeehaft daherkommen und das jeweilige Gefühlsleben lediglich Behauptung bleibt. Mehr Fokus hätte dem Film hier erneut gutgetan. Zumindest eine tatsächliche Hauptfigur zu ernennen wäre hier das Minimum gewesen oder eben nicht nur alles aus den Vorgängern zu kopieren. Sogar die vermeintlich interessanteste und originellste Figur (natürlich Laurie) ist kaum mehr als eine weibliche Version des gealterten Dr. Loomis in den ersten wirklich miesen Fortsetzungen, damals noch verkörpert von Donald Pleasence.

Halloween: Der Serienkiller kehrt zurück © Universal Pictures

Doch gab es trotz allem immer wieder Momente, die ich sehr genoss. Dass Carpenter, der einst schon das legendäre Main Theme kreierte, wieder als Komponist zurückkehrt, zahlt sich voll und ganz aus. Immer wenn diese anklingt, holt man mich wieder etwas ab, ja schafft sogar fast ein bisschen Atmosphäre (etwas, das man sonst erfolglos sucht), zumindest bis die bestenfalls zweckmäßigen Dialoge einsetzen, Myers nächster belangloser Mord passiert oder sich die Handlung wieder einmal selbst aus den Augen verliert. Immerhin ist die Regiearbeit insgesamt gelungen, schafft anfangs sogar immer wieder schöne Spannungsmomente, die leider mit zunehmender Zeit aufgrund der ständigen Wiederholung, den blassen Charakteren und der Vorhersehbarkeit des Drehbuchs ihre Wirkung verlieren.

Filmwertung
5/10

Kurzfassung

Für Fans des Originals enttäuschend.

Fazit:

Als großer Fan des Originals bin ich enttäuscht, als Filmliebhaber nur noch genervt. Es spricht Bände, dass man selbst innerhalb der eigenen Reihe nur den zweitbesten Nachfolger zu Carpenters Meilenstein bildet. Trotz allem ist diese, von unzähligen Fehlern behaftete, einst legendäre Reihe genau wie Michael Myers selbst scheinbar nicht tot zu kriegen.


von Sebastian Stegbauer

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