Girls‘ Night Out – Filmkritik

V.l.n.r.: Blair (Zoë Kravitz), Frankie (Ilana Glazer), Jess (Scarlett Johansson), Pippa (Kate McKinnon) und Alice (Jillian Bell) in GIRLS' NIGHT OUT
V.l.n.r.: Blair (Zoë Kravitz), Frankie (Ilana Glazer), Jess (Scarlett Johansson), Pippa (Kate McKinnon) und Alice (Jillian Bell) in GIRLS' NIGHT OUT © Sony Pictures Releasing GmbH

Die Kritik:

Girls Night Out Hauptplakat
Girls Night Out Hauptplakat © Sony Pictures Releasing GmbH

Mit Ausnahme von „Brautalarm“ sind nicht-jugendfreie Komödien mit Frauen, die mal die Sau raus lassen weitestgehend eine Männerdomäne. Girls Night Out versucht nun etwas frischen Wind wehen zu lassen, wobei man sich erzähltechnisch zweifelsohne an Filmen wie „The Hangover“ oder auch „Very Bad Things“ orientiert. Auch wenn Lucia Aniellos Spielfilmdebüt eine weitestgehend formelhafte und wenig inspirierte Angelegenheit darstellt, ist der Film dennoch für einige Lacher und kurzweilige 100 Minuten Unterhaltung gut. Gerettet wird der Film, der gegen Ende zunehmend auseinanderfällt, von einer talentierten Besetzung, die sichtlich Spaß an der Sache hat und weitestgehend miteinander harmoniert.

Jess (Scarlett Johansson), Alice (Jillian Bell), Frankie (Ilana Glazer) und Blair (Zoë Kravitz) haben sich einst im College kennengelernt und sind seither beste Freundinnen. Auch wenn ihre Lebenswege auseinander gingen und sie sich nur sehr selten sehen können, hat sich im Grunde nichts an ihrem Zusammenhalt geändert. Mit Jess Junggesellinnenabschied in Miami, den die enorm motivierte und partygeile Alice organisiert hat, sollen die vier Frauen endlich nochmal alle zusammenkommen und so richtig abfeiern. Zu den Freundinnen stößt außerdem Pippa (Kate McKinnon), die Jess bei ihrem Auslandssemester in Australien kennengelernt hat. Mit reichlich Alkohol und vor allem Kokain kommt die Party schließlich nach gewissen Anlaufschwierigkeiten richtig in Schwung und erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt, als der von Frankie angeheuerte Stripper eintrifft. (Milder Spoiler) Doch Dinge laufen völlig aus dem Ruder, als der Stripper bei einem Unfall tragischerweise ums Leben kommt. Verzweifelt versuchen die Freundinnen nun zu überlegen, wie sie weiter vorgehen sollen, ohne in echte Probleme zu geraten…

Pippa (Kate McKinnon) und Jess (Scarlett Johansson) in GIRLS' NIGHT OUT
Pippa (Kate McKinnon) und Jess (Scarlett Johansson) in GIRLS‘ NIGHT OUT. © Sony Pictures Releasing GmbH

Wer Peter Bergs bitterbös-abgründige und tief schwarzhumorige Satire „Very Bad Things“ kennt, der wird sich sofort an das in „Girls Night Out“ präsentierte Dilemma erinnert fühlen. Doch keine Angst, bei Aniellos Film wird es nicht ansatzweise so hoffnungslos düster wie in besagtem Mini-Kultfilm. Der Film funktioniert vor allem wegen der gut aufgelegten Besetzung, weshalb eigentlich schon das erste Drittel einige gelungene Gags beinhaltet, die aus „Girls Night Out“ eine luftige und spaßige Angelegenheit machen. Auch wenn es kurz scheint, als könnte der Film plötzlich in dunklere Gefilde vorstoßen, passiert das eigentlich nie und bleibt im Großen und Ganzen seinem recht albernen und klamaukigen Ton treu.

Ständig bietet es sich hier natürlich an, sich zu fragen, wie man selbst in der Situation agieren würde und vor allem gespannt zu bleiben, wo Aniello und ihr Co-Autor Paul W. Downs (der auch Jess Bräutigam spielt) hinführen wird. Das macht besonders ab dem tödlichen Zwischenfall dank zunehmend eskalierender Situationen recht lange überraschend viel Spaß. Zudem wirken die Figuren auch nie zu überzeichnet und agieren weitestgehend nachvollziehbar und charaktergetreu, auch wenn sie nie viel mehr als Stereotypen darstellen. Hier sind genug wirklich gelungene, lustige Momente eingestreut und Aniello gestaltet ihren Film durchaus abwechslungsreich, auch wenn längst nicht alle Gags zünden. Gerade die Parallelhandlung mit Jess zukünftigem Mann (die hier nicht weiter verraten werden soll) droht immer wieder zumindest bis zu einem gewissen Punkt allen die Show zu stehlen.

v.l.n.r.: Blair (Zoë Kravitz), Alice (Jillian Bell), Jess (Scarlett Johansson), Frankie (Ilana Glazer) und Pippa (Kate McKinnon)
v.l.n.r.: Blair (Zoë Kravitz), Alice (Jillian Bell), Jess (Scarlett Johansson), Frankie (Ilana Glazer) und Pippa (Kate McKinnon) © Sony Pictures Releasing GmbH

Doch auch wenn „Girls Night Out“ in den ersten beiden Akten weitestgehend gut funktioniert, fällt er dann spätestens in seinem letzten Drittel auseinander und wirft leider jede Logik aus dem Fenster. Um wilde Gags zu rechtfertigen, verhalten sich die Figuren nicht mehr auf die grundsätzlich nachvollziehbare Art und Weise, mit der sie etabliert wurden. Hier zieht Aniello übertriebene Momente vor, zudem wird mancher Gag (es sei nur das Stichwort „trauriger Astronaut“ genannt) schmerzhaft in die Länge gezogen wird. Wie so vielen Filmen gelingt es auch „Girls Night Out“ nicht seine vielversprechende Prämisse zufriedenstellend zu Ende zu erzählen. Ohne eine Spur Sentimentalität am Ende geht es dann auch nicht, auch wenn man dem Film insgesamt nicht absprechen kann, dass er manche warmherzige Lebenswahrheit bezüglich Freundschaften beinhaltet.

Wieder einmal darf festgestellt werden, dass die enorm talentierte und schlicht urkomische Kate McKinnon mit jedem inspirierten Moment einen durchschnittlichen Film an sich reißt und damit sicher den besten Aspekt von „Girls Night Out“ darstellt. Schon in „Ghostbusters“, „Office Christmas Party“ oder „Sisters“ gelang der SNL-Komikerin dieses Kunststück, weshalb man nur hoffen kann, dass sie bald mal in einem besseren Film wirken darf. Alleine ihre Präsenz regt tatsächlich schon zum Lachen an, der Gag, dass sie eine Australierin spielt, überträgt sich allerdings natürlich nur in der Originalversion. Dennoch sind auch die anderen Darstellerinnen bestens aufgelegt, wobei vor allem Jillian Bell zu nennen ist, der auch einige der denkwürdigsten Momente von „Girls Night Out“ gehören. Schade, dass man das hier zweifellos vorhandene Potential nicht noch mehr genutzt hat.

Filmwertung
5.5/10

Kurzfassung

„Girls Night Out“ ist eine kurzweilige und über seine gesamte Laufzeit unterhaltsame Komödie, die sich vor allem dank seiner gut aufgelegten Besetzung fast über das Mittelmaß rettet.

Fazit:

Lucia Aniellos Spielfilmdebüt hätte richtig gut werden können, wenn die Gags beständiger zünden würden und man seine Prämisse mit größerer Logik zu Ende erzählt hätte. Dennoch bietet „Girls Night Out“ einige sehr gelungene Lacher und erneut wirklich lustige Auftritte von Kate McKinnon und Jillian Bell, die beide immer wieder allen die Show stehlen.


von Florian Hoffmann

Mehr zum Film:
Trailer: Filminfo:

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