Friedhof der Kuscheltiere – Filmkritik

Katze in Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Katze in Friedhof der Kuscheltiere (2019) © Paramount Pictures

Die Kritik:

Friedhof der Kuscheltiere (2019) Filmplakat
Friedhof der Kuscheltiere (2019) Filmplakat © Paramount Pictures

Mit Stephen King’s Werken hat Hollywood eine Goldgrube gefunden, die ihnen schon seit Jahren extrem viel Kohle beschert. Allein in den 90ern wurden unglaubliche 24 Stephen King Adaptionen produziert. Einige waren große Box Office Hits, wie zum Beispiel „The Green Mile“, andere wiederum wurden bei den Oscars ausgezeichnet, beispielsweise „Die Verurteilten“. Nach dem riesengroßen Erfolg von „Es“, der 2017 rauskam und satte 700 Millionen Dollar einspielte, gibt es wieder einen großen Appetit auf King Adaptionen. Die Fortsetzung von „Es“ und „Doctor Sleep“ kommen im Herbst 2019 raus, weitere fünf Werke von King befinden sich in Entwicklung und werden demnächst ebenfalls ins Kino kommen. Als nächstes auf dem Kinoprogramm ist aber eine neue Verfilmung von „Das Friedhof der Kuscheltiere„, und das Ergebnis kann sich wie bei „Es“ wieder sehen lassen. Die gesamte Besetzung brilliert und nebenbei ist der Film noch ziemlich gruselig und sehenswert.

Eingefleischte Horrorfans kennen das Directing Duo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer dank dem Film „Starry Eyes“, der 2014 viele gute Kritiken bekommen hat. Seitdem wurde es aber ruhig um die beiden, obwohl einige Experten den beiden eine große und lange Karriere vorausgesagt hatten. Nun kehren sie mit einer Neuverfilmung von Stephen King’s erfolgreichem Roman zurück und ihr Comeback kann sich sehen lassen. Vom Pacing bis hin zur Inszenierung ist alles einwandfrei. Die beiden geben sich sichtlich viel Mühe, dem Werk von King ihren Respekt zu zollen und gleichzeitig ihre eigene, persönliche Version der Geschichte zu erzählen, was ihnen auch gelingt. Von Kölsch und Widmyer werden wir noch viel hören, wenn sie denn nicht wieder beschließen, eine Pause einzulegen. Drehbuchautor Jeff Buhler ist bisher unbekannt, aber das sollte sich nach diesem Film ändern. Das eigentliche Buch ist vom Stoff her etwas dünn, umso beeindruckender also, wie er es geschafft hat, daraus einen Film zu verwandeln, der zu jeder Zeit spannend und unheimlich ist. Die Charaktere und Beziehungen werden schnell etabliert, und auch sonst wird keine Zeit für unnötige Ausschweifungen verschwendet. Viele Elemente, die im Buch enthalten sind, wurden von Buhler absichtlich gestrichen, weil er sich explizit auf die Main-Storyline fokussieren wollte. Das hilft ihm auch im dritten Akt wenn Buhler sich mit dem Thema Tod beschäftigt und warum wir ihn akzeptieren sollten, anstatt etwas zu verändern. Aber auch sonst hat sich Buhler dazu entschieden, die Geschichte so zu verändern, sodass der Film keine 1:1 Kopie des ersten Films ist, der 1989 rauskam. Den langjährigen Fans von Stephen King könnte das eventuell nicht gut schmecken, alle anderen werden aber auf ihre Kosten kommen.

Kinder mit Tiermasken in Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Kinder mit Tiermasken in Friedhof der Kuscheltiere (2019) © Paramount Pictures

Jason Clarke übernimmt in dem Film die Hauptrolle und spielt Louis, ein guter Familienvater und Arzt, der mit seiner Familie beschließt, nach Maine umzuziehen, weil sie da ein großes Grundstück gekauft haben, passend zur neuen Stelle von Louis. Am Anfang verläuft auch alles friedlich und der Familie gefällt ihr neues Domizil. Doch als sie bemerken, dass sich in der Nähe ihres neuen Hauses ein Friedhof für Kuscheltiere befindet, fängt es erst an, komisch zu werden. Jason Clarke ist für viele der perfekte Nebendarsteller. Er spielt in den meisten Fällen immer eine Nebenrolle, aber immer auf eine überzeugende Art und Weise. Sei es „First Man“ oder „Mudbound“, Clarke ist der Mann für Hollywood, wenn sie eine Nebenrolle füllen wollen. Doch dieses Mal wird der Spieß umgedreht und Clarke spielt die Hauptrolle, und wie immer ist er fantastisch. Die Zuschauer kaufen ihm als Herz des Films jede Emotion ab. Man kann nur hoffen, dass Hollywood Clarke nun öfters Hauptrollen in großen Filmen anbietet, denn dass er einen Film tragen kann, hat er mit dieser Performance bewiesen.

Amy Seimetz gibt die Ehefrau von Louis, Rachel. Wie auch Louis ist sie zu Beginn sehr glücklich über ihre neue Wohnsituation, doch nach und nach häufen sich die Alpträume bei ihr und sie kann nicht anders, als ständig über ihre verstorbene Schwester zu reden, denn sie fühlt sich schuldig. Als sie Louis bittet, wieder zurückzuziehen, ist es leider schon zu spät und das Chaos nimmt seinen Lauf. Seimetz holt alles aus ihrer Screen Time raus und bildet mit Clarke ein starkes Duo.

Jeté Laurence als Ellie in Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Jeté Laurence als Ellie in Friedhof der Kuscheltiere (2019) © Paramount Pictures

John Lithgow spielt Jud, der neue Nachbar der Creed Familie. Die ganze Familie freundet sich schnell mit Jud an, doch Louis hat das Gefühl, dass Jud etwas verheimlicht. John Lithgow ist eine lebende Legende, er könnte einen Baum verkörpern und die Performance wäre mit Sicherheit oscarwürdig. Auch hier stiehlt er jede Szene, in der er auftaucht, und reißt sie an sich. Lithgow ist einfach ein großartiger Schauspieler. Der MVP und DIE Entdeckung des Films aber ist Jeté Laurence als die Tochter von Louis und Rachel. Sie ist überragend als Ellie und der Zuschauer bekommt eine richtige Gänsehaut, wenn sie erstmal so richtig auftaut. Von ihr wird man in Zukunft noch sehr viel hören, da bin ich mir sicher.

Erst „Es“, nun „Friedhof der Kuscheltiere“. So langsam gewöhnt man sich an die unterhaltsamen King-Verfilmungen, die Warner Bros. für die Zuschauer produziert. Diese Filmversion des Kultromans von Stephen King ist deutlich besser als die Verfilmung aus dem Jahre 1989. Zwar wird dem alten Film hier und da Respekt gezollt mit einigen Szenen, doch die Regisseure Kölsch und Widmyer wollten dem Film ihren eigenen Stempel aufsetzen und haben die Story etwas verändert. Hier ist beispielsweise der dritte Akt, im wahrsten Sinne des Wortes, „batshit crazy“. Einigen Fans werden die Änderugen vielleicht nicht gefallen, doch dem Großteil wird es wahrscheinlich nichts ausmachen, denn im Geiste ist diese Version immer noch extrem düster, genauso wie das Buch selbst.

John Lithgow als Jud und Jason Clarke als Louis in Friedhof der Kuscheltiere (2019)
John Lithgow als Jud und Jason Clarke als Louis in Friedhof der Kuscheltiere (2019) © Paramount Pictures

Die Tatsache, dass in diesem Film die ältere Ellie stirbt und nicht das Baby Gage, ist extrem clever und tut dem Streifen sichtlich gut. Diese Veränderung verleiht dem Film Tiefgang, der sonst gefehlt hätte, denn die Gespräche zwischen Louis und der wiedergeborenen Ellie gehören zu den besten Szenen des Films. Das Pacing ist sehr gelungen, die Regisseure verschwenden keine Zeit mit einer ewig langen Exposition und kommen schnell ans Einsgemachte. Zudem ist das Drehbuch voller guter Ideen. Es hapert aber etwas an der Umsetzung, und so bleiben einige gute Einfälle auf der Strecke. Es gibt auch einige lustige Momente, die aber nie unpassend wirken, sondern immer perfekt platziert sind. Die Special Effects sind etwas enttäuschend, hier hätte man deutlich mehr rausholen können, wenn man sich etwas mehr Mühe gegeben hätte.

Filmwertung
7.5/10

Kurzfassung

Obwohl „Friedhof der Kuscheltiere“ nicht an „Es“ rankommt, so bietet dieser Film immer noch super Unterhaltung, mit einem toll aufspielenden Ensemble.

Fazit:

Obwohl „Friedhof der Kuscheltiere“ nicht an „Es“ rankommt, so bietet dieser Film immer noch super Unterhaltung, mit einem toll aufspielenden Ensemble, angeführt von Jason Clarke, und einem dritten Akt, der es in sich hat. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass man hier das Potenzial nicht ganz ausgeschöpft hat.


von Denizcan Sürücü

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