Dragged Across Concrete – Filmkritik: brutaler Thriller mit einem toll aufgelegten Mel Gibson

Mel Gibson in Dragged Across Concrete
Mel Gibson in Dragged Across Concrete © Universum Film GmbH

Die Kritik:

Vince Vaughn in Dragged Across Concrete
Vince Vaughn in Dragged Across Concrete © Universum Film GmbH

Mel Gibson gehört zu den polarisierendsten Stars der Filmindustrie. In den 80er Jahren drehte er einige kleinere Filme, in denen er schon mal zeigen konnte, was in ihm steckt. 1987 etablierte er sich endgültig als „Leading Man“, nachdem er die Rolle des Martin Riggs in dem ikonischen Film „Lethal Weapon“ übernahm. Zwei weitere Sequel folgten, des Weiteren drehte er weitere erfolgreiche Filme. In den 90er fiel er durch homophobe Kommentare auf, die aber seine Karriere noch nicht gefährdeten. Ganz im Gegenteil, Mel Gibson gewann für seine Regieleistung in „Braveheart“ einen Oscar. Der Film wurde auch als Best Picture gekürt, und Gibson durfte sich einen weiteren Goldjungen abholen, denn er war einer der Produzenten des Films. Mit „The Passion Christi“ lieferte er den erfolgreichsten R-Rated Film der USA ab. Doch 2010 änderte sich alles, als eine Tonaufnahme veröffentlich wurde, in dem er seine damalige Frau aufs Übelste beschimpfte. In dem Band war zu hören, wie sich Mel Gibson wünscht, dass seine „Frau von Schwarzen vergewaltigt werden soll, und falls das passiere, sei nur sie allein schuld.“ Schon zuvor nahm seine Karriere einen erheblichen Schaden, als Gibson in betrunkenem Zustand antisemitische Äußerungen tätigte. Danach tauchte er nur noch sporadisch in Filmen auf, Hollywood nahm Abstand von ihm.

Sein großes Comeback feierte er mit „Hacksaw Ridge. Der Film wurde für mehrere Oscars nominiert und konnte sogar einige gewinnen. Seitdem scheint es so, als ob Hollywood all seine Skandale vergessen hat. Er übernahm Rollen in Filmen wie „Daddy’s Home 2“ und die Studios streiten sich um, beispielsweise wollte Warner Bros. Gibson für das Sequel zu „Suicide Squad“ engagieren, doch daraus wurde am Ende nichts. Das alles zeigt aber, dass Gibson nun wieder gut im Geschäft ist und Projekte realisieren kann, die ihm am Herzen liegen. Dazu gehört ein Remake zu „The Wild Bunch“, dass ein R-Rating bekommen soll. Wann hier die Produktion beginnt, steht noch nicht fest. Zuvor schlüpfte er für Regisseur Craig S. Zahler in die Rolle des korrupten Polizisten „“ im Film „Dragged Across Concrete“ und liefert dabei eins seiner besten Performances ab. Der Film rechtfertigt den ganzen Hype um ihn nicht, ist aber immer noch sehr solide Kost.

Mel Gibson und Vince Vaughn in Dragged Across Concrete
Mel Gibson und Vince Vaughn in Dragged Across Concrete © Universum Film GmbH

S. Craig Zahler gehört zu den aufregendsten neuen Regisseuren in Hollywood. Seine Filme werden innerhalb der Filmcommunity stark diskutiert, ganz einfach, weil sie politisch unkorrekt und extrem brutal sind. Einige finden das super, andere wiederum sind der Meinung, dass er mit seinen düsteren Filmen eine bestimmte Zielgruppe bedient: Nämlich die Konservativen in den USA, allen voran die Anhänger von Trump. Darüber kann man diskutieren. Wenn man sich seinen neuesten Film anschaut, ist man geneigt, dieser Aussage zuzustimmen, denn Mel Gibson verkörpert hier einen korrupten Polizisten, der über Immigranten lästert und die Liberalen beschimpft. Aber egal was man über die Person Zahler denkt, dass der Mann einiges auf dem Kasten hat, zeigt er wieder einmal mit „Dragged Across Concrete“. Mit diesem provokanten, absolut brutalen Thriller liefert Zahler einen Film ab, der an politischer Korrektheit nicht interessiert. Das zeigt allein die Tatsache, dass er Gibson engagiert hat, um einen rassistischen Cop zu spielen. Wenn das keine Provokation ist, dann weiß ich auch nicht. Die Laufzeit von zweieinhalb Stunden ist aber für einen Film mit dieser Geschichte eindeutig zu lang, vor allem im Mittelteil haben sich einige langatmige Momente reingeschlichen. Hier hätte man deutlich auf 20-30 Minuten verzichten können, dann hätte man am Ende einen knackigeren Film gehabt.

Mel Gibson ist Brett Ridgeman, ein Detective in einer Kleinstadt, der schon ziemlich lange im Geschäft dabei ist. Er hätte schon längst zum Captain oder Lieutnant befördert werden soll, wenn da nicht seine Eskapaden wären. Denn Ridgeman ist jemand, der Regeln gerne missachtet und seinen eigenen Kopf durchsetzt. Wie auch an jenem Morgen, als er bei der Verhaftung eines Latinos exzessive Gewalt anwendet, die eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Jemand hat ihn dabei aufgenommen und das Video der Presse übergeben, als Konsequenz muss sein Vorgesetzer ihn eine zeitlang suspendieren und bekommt in dem Zeitraum auch kein Gehalt. Da seine Frau, eine Ex-Polizistin, aufgrund einer Verletzung, die sie sich bei der Arbeit hinzugefügt hat, nicht mehr arbeiten kann und die eigene Tochter auf dem Heimweg tätlich angegriffen wird, entschließt sich Ridgeman, auf illegale Art und Weise Geld zu machen, damit sie endlich aus ihrer gewalttätigen Gegend rauskommen können. Dabei nimmt er einen konkreten Kriminellen ins Visier und will ihm seine Beute wegnehmen. Leichter gesagt als getan, denn schon nach kurzer Zeit läuft die Mission aus dem Ruder und Ridgeman verliert die Kontrolle.

Vanessa Bell Calloway, Tory Kittles und Paul Rogic in Dragged Across Concrete
Vanessa Bell Calloway, Tory Kittles und Paul Rogic in Dragged Across Concrete © Universum Film GmbH

Man kann von Mel Gibson halten was man möchte, aber der Mann ist einfach extrem talentiert. Er ist nicht nur ein klasse Regisseur, auch schauspielerisches Talent besitzt der Mann. Hier liefert er eins seiner besten Performances ab. Vince Vaughn spielt Anthony Lurasetti, er ist der Partner von Ridgeman, der ebenfalls nach dem Vorfall vom Dienst suspendiert wird, da er nur tatenlos zugesehen hat, wie Ridgeman den Verdächtigen brutal behandelt hat. Als Ridgeman ihn in seine Pläne einweiht, willigt Lurasetti ein, denn er möchte seinen Partner nicht alleine lassen. Außerdem braucht er selber Cash, denn er möchte seiner Freundin ein besseres Leben bieten, weil er der Meinung ist, dass er nicht gut genug für sie ist. Vince Vaughn und Mel Gibson haben eine überzeugende Chemie miteinander, und obwohl Gibson eine Tour de Force von Performance abliefert, braucht sich Vaughn nicht zu verstecken. Vaughn ist ein Schauspieler, der unbedingt starkes Material braucht, um eine gute Leistung abzurufen, und zum Glück ist das hier der Fall. Tory Kittles gibt den Kriminellen Henry Johns, der nach einer Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen wird und sein Leben wieder neu anfangen möchte. Doch um seiner Mutter und seinem kleinen Bruder, der im Rollstuhl ist, ein gutes Leben bieten zu können, öffnet er einmal mehr die Tür der Kriminalität und geht eine Zusammenarbeit mit den falschen Gangstern ein. Tory Kittles ist die Überraschung des Films. In den ersten zwei Dritteln des Films ist er nur sporadisch zu sehen, doch als im letzten Akt die Kacke am Dampfen ist, bekommt Kittles die Gelegenheit, sein schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen. Besonders die Szenen mit Mel Gibson sind extrem stark, er hält sehr gut mit ihm mit. Die restliche Besetzung ist ebenfalls gut, bekommt aber nicht viel zu tun (Michael Jai White, Thomas Kretschmann, Jennifer Carpenter, Laurie Holden und Don Johnson).

Zwei (konservative) Cops werden suspendiert und beschließen, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Die Story kommt einem bekannt vor, denn wir haben diese Geschichte schon Dutzende Male erzählt bekommen und die Charaktere kennen wir ebenfalls bereits. Doch die Art und Weise, wie Zahler diese Story nochmal verfilmt, macht „Dragged Across Concrete“ zu einem sehenswerten Thriller. Auf politische Korrektheit wird gepfiffen, die Charaktere Ridgeman und Lurasetti sind die perfekten amerikanischen Konservativen, die derzeit in den USA die politische Diskussion dominieren. Die Liberalen sind die Bösen, während sie unfehlbar sind. Genau diese Ansicht teilen die beiden auch in dem Film, und dadurch geraten sie erst in die Misere. Obwohl Zahler zwei prominente Konservative gecasted hat, wirkt der Film nie parteiisch, was an ein Wunder grenzt. Denn hier werden auch andere Sichtweisen gezeigt, beispielsweise die von Henry Johns, und der ist bestimmt kein Republikaner.

Jennifer Carpenter in Dragged Across Concrete
Jennifer Carpenter in Dragged Across Concrete © Universum Film GmbH

Leider werden aber teilweise ernste Themen wie Polizeibrutalität, die in Amerika immer noch herrscht und Rassismus nicht differenziert behandelt, sondern sie dienen lediglich zur Provokation. Das ist vermutlich auch das Ziel von Zahler, kommt aber nicht gut rüber. Die überzeugend geschriebenen Charaktere und ihre glaubwürdige Motivation hinter ihren Handlungen sind das Eine, doch das Highlight des Films ist ganz klar der letzte Akt. Zahler schafft es hier, ein immersives Kinoerlebnis zu schaffen, indem der Zuschauer das Stakeout mit anschließender Verfolgungsjagd und brutalem Showdown in Echtzeit miterlebt. Hier ist alles extrem realistisch dargestellt, wir sehen, wie die Charaktere ihre Waffen nachladen, sich Zeit lassen und nicht dumm drauf los schießen, wie man das von anderen Filmen im Genre kennt. Ein Nachteil des Films ist sicherlich seine sehr lange Laufzeit. „Dragged Across Concrete“ ended nämlich nach langen 159 Minuten. Manchmal ist weniger mehr, und hier wäre es besser gewesen, wenn Zahler 20, oder gar 30 Minuten gekürzt hätte. Denn auch wenn der Film interesant und viel Diskussionsstoff bietet, so sind einige Szenen einfach nur da und haben keinen Mehrwert; treiben die Geschichte also nicht voran. Die Darstellung der Frauen in dem Film ist extrem problematisch und hinterlässt ebenfalls einen faden Beigeschmack.

Filmwertung
7.5/10

Kurzfassung

„Dragged Across Concrete“  bietet der Film gute Unterhaltung mit einem toll aufgelegten Mel Gibson und einem finalen Akt, der es in sich hat.

Fazit:

Nichtsdestotrotz macht Zahler da weiter, wo er aufgehört hat. Auch wenn „Dragged Across Concrete“ nicht an „Bone Tomahawk“ and „Brawl in Cell Block 99“ rankommt und einem das Gefühl nicht loslässt, dass Zahler hier nicht das ganze Potenzial der Story ausschöpft, so bietet der Film gute Unterhaltung mit einem toll aufgelegten Mel Gibson und einem finalen Akt, der es in sich hat.


von Denizcan Sürücü

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