Die Hollywood-Verschwörung – Retro-Filmkritik

Die Hollywood-Verschwörung
Die Hollywood-Verschwörung © Studiocanal

Die Kritik:

Die Hollywood-Verschwörung - Plakat
Die Hollywood-Verschwörung – Plakat © Studiocanal

George Reeves ist Superman! Oder zumindest war es für eine ganz bestimmte Generation. In über 100 Folgen verkörperte er in den 50er Jahren jenen legendären Retter in der Not. Diese Rolle verfolgte Reeves sein gesamtes Leben. Ein Leben, das bereits ein Jahr nach dem Ende jener Serie abrupt enden sollte. Und ein Leben, das im Film „Die Hollywood-Verschwörung“ aus dem Jahre 2006 genauer beleuchtet wurde, inklusive dessen mysteriöses Ende. Hier ermittelt der fiktive Privatdetektiv Louis Simo (Adrien Brody) den Tod von Reeves (Ben Affleck). Aber wohin diese Reise führen wird, muss jeder für sich selbst entdecken. Doch so viel sei gesagt: Trotz einiger Schwächen, ist diese es absolut wert, erlebt zu werden…

So entspinnt sich diese faszinierende Geschichte in zwei Handlungssträngen. Während in zahlreichen Flashbacks Reeves Geschichte erörtert wird, beschäftigt sich die „Gegenwartshandlung“ mit Simos Ermittlungen und der Rekonstruktion der Geschehnisse jener Nacht, in der der Superman, einer ganzen Generation, sein Leben ließ.

Leider wird jedoch zwischen den beiden Erzählungen oftmals scheinbar wahllos hin und her geschnitten. So behindern sich diese beiden Geschichten oftmals, statt zu einer gemeinsamen zu verschmelzen oder sich gegenseitig zu unterstützen. Auch der Charakterisierung der beiden Hauptfiguren tut man hier keinen Gefallen, ein Ringen nach der Aufmerksamkeit des Zuschauers ist die Folge. Mit einer ähnlichen Grundprämisse zeigte Citizen Kane bereits 1941 wie das Dilemma einer solchen Struktur gelöst werden kann. Damals diente der Ermittler lediglich als farbloser Point-of-View- Character. Das Publikum nimmt also dessen Perspektive ein, ohne mehr über ihn zu erfahren, wodurch der Film folglich durch einen enormen Fokus zu Tage legt. Hier werden zwei bisweilen gleichberechtige Erzählungen aufgebaut, die zu selten miteinander harmonieren.

Die Hollywood-Verschwörung - Adrien Brody
Die Hollywood-Verschwörung – Adrien Brody © Studiocanal

Problematisch auch da weder Regisseur Alan Coulter, noch sein Cutter Michael Berenbaum es für nötig halten, wirkliche Szenenübergänge einzubauen. So könnte man Themen, Stimmung und Emotionen besser von einem Erzählstrang zum nächsten transportieren ohne diese zusätzlich erörtern zu müssen. Stattdessen wird hier anscheinend immer zwischen den beiden geschnitten, wenn die eine Sequenz oder Szene lange genug gedauert hat, wodurch bisweilen eine etwas holprige Struktur entstehen kann.

So ist es schon erstaunlich, dass beide Handlungsstränge dennoch mitreißen. Zum einen liegt das an dem effektiven Storytelling, gerade in Afflecks Szenen. Man ermöglicht uns innerhalb kürzester Zeit zu verstehen, wie diese Figuren ticken, was ihre Stärken sind, ihre Schwächen und wie sie diese zu überwinden haben. Der Problematik der zwei Erzählungen setzt man hier fein ausgearbeitete Exposition und clever ausgewählte Szenen entgegen, die tiefere Einblicke in die Psyche und das Leben unserer Protagonisten erlauben, was folglich die eigentliche Schwäche der Geschichte etwas verblassen lässt. Gerade weil im Finale letztlich doch einige gelungene Parallelen zwischen Simos Verhalten und dem von Reeves gezogen werden, die durch die Natur des ersteren (da er im Grunde die Perspektive des Publikums einnimmt) zugleich ein Appell an uns ist. Doch das sollte jeder für sich selbst erleben.

Die Hollywood-Verschwörung - Diane Lan
Die Hollywood-Verschwörung – Diane Lane © Studiocanal

Doch glücklicherweise funktionieren eben die Parallelhandlungen für sich genommen auch bis dahin. Während Ben Affleck in einer frühen Rolle seiner Karriere bereits zeigen darf, was für ein einzigartiger Charakterdarsteller in ihm steckt, üben seine Szenen zunehmend Kritik an Hollywood selbst. Wie ein junger aufstrebender Darsteller von der „Traumfabrik“ behandelt wird und letztlich vollkommen zerstört wird, zeigt man hier in mitreißenden, sowie verstörenden Szenen. Wie sehr letztlich Reeves Schicksal an das Verhalten von Hollywood gebunden war, entspinnt sich ebenso tragisch wie traumatisch. Atmosphärisch enorm dicht inszeniert, mit zahlreichen Nahaufnahmen der Figuren baut sich so ein Krimi in einer von Amoral durchtränkten Welt auf, der sich immer wieder Elementen des klassischen Film-Noir bedient. Und das zahlt sich hier voll und ganz aus. So entwickelt man hier zunehmend einen Sog, dem man sich zu keiner Sekunde entziehen kann. Die oft grausame Welt, die hier in wunderschönen und doch bedrückenden Bildern eingefangen wird, stößt gleichermaßen ab, wie sie fasziniert.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Clever inszeniert und großartig gespielt steigert sich „Die Hollywood-Verschwörung“ bis zu einem bedrückenden und doch hoffnungsvollen Finale stetig.

Fazit:

Clever inszeniert und großartig gespielt steigert sich „Die Hollywood-Verschwörung“ bis zu einem bedrückenden und doch hoffnungsvollen Finale stetig. Auch wenn die zwei Handlungsstränge sich über weite Strecken nicht stimmig ergänzen, fasziniert man hier nicht nur mit einem realen Fall und der detaillierten Rekonstruktion eines Leben, sondern vor allem mit der Atmosphäre und Umfeld eines Neo-Noir-Films, mit komplexen Figuren, sowie einem unmöglichen Fall. So hinterließ mich der Film angewidert von dieser allzu realen Welt und wegen dem grandiosen Finale zugleich hoffnungsvoll für die eigene Zukunft.


von Sebastian Stegbauer

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